Hurrikans im Atlantik: Spannende Zeit für Energie-Trader
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Der Beginn der atlantischen Hurrikansaison ist eine spannende Zeit für Energietrader. Der 1. Juni ist der offizielle Beginn der Saison, die bis spät in den November hinein reichen kann. Auch die Medien sind in heller Aufregung: Sie berichten über jeden Sturm, der sich über der Karibik zusammenbraut und zu einem Hurrikan werden könnte. Das National Oceanic Atmospheric Administration, die in den USA zuständige Behörde für die Beobachtung und Vorhersage von Hurrikans, sieht in diesem Jahr eine Wahrscheinlichkeit von 75% für eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Hurrikans. Es soll 13-17 Tropenstürme geben, die so stark sein werden, dass sie mit einem eigenen Namen bedacht werden. Darüber hinaus 7-10 Hurrikans, wovon 3-5 besonders stark werden könnten.
Der Golf von Mexiko beherbergt rund ein Drittel der Erdgas- und Erdölförderanlagen der USA. Wenn auch nur einer der vorhergesagten 10 Hurrikans dieses Gebiet erreichen sollte, könnte dies zu einem Preissprung bei Öl von 3-5 Dollar pro Barrel führen. Außerdem ist die Erdgasentladestation LOOP (Louisiana Offshore Oil Port) zu beachten. LOOP liegt mehrere Kilometer vor der Küste der USA und betreibt dort mehrere Entladestationen für all jene Tanker, die zu groß sind, um in die Häfen zu fahren. Sollte LOOP ausfallen, so würde ein Viertel der Ölförderung und fast der gesamte Ölimport der USA betroffen sein. Davon abgesehen werden die Anlagen und Förderanlagen auch schon bei der bloßen Gefahr eines Hurrikans evakuiert und stehen dann für mehrere Tage still.
Doch auch wenn die Meteorologen nun eine aktive Hurrikansaison in den USA vorhersagen, muss man wissen, dass die Prognosegenauigkeit weitaus geringer ist, als man denken mag. Auch im letzten Jahr wurde eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Hurrikans prognostiziert - fälschlicherweise, wie sich im Nachhinein herausstellte. Im letzten Jahr wurde nur die Hälfte der vorhergesagten tropischen Stürme zu Hurrikans, und keiner davon erreichte das Festland der USA. Allerdings gab es seit 1945 nur zwei Perioden, an denen an zwei aneinanderfolgenden Jahren in Folge keine Hurrikans das Festland erreichten.
Die Finanzmedien konzentrieren sich auf die Hurrikans, weil sie die Märkte, und insbesondere die Rohstoffmärkte bewegen können. Als Beispiel betrachte man sich den Erdgaschart aus dem Jahr 2005. Erdgas verteuerte sich in New York nach Hurrikan Katrina deutlich und stieg auch in den Wochen danach weiter an, da sich allmählich das Ausmaß der Schäden zeigte, die Hurrikan Katrina angerichtet hatte. Betrachtet man jedoch die Geschichte, so findet man nur wenige Stürme, die eine direkte und gleichsam deutliche Auswirkung auf die Rohstoffmärkte hatten. Die Wahrscheinlichkeit ist daher gering, dass es in diesem Jahr einen Hurrikan geben wird, der zu steigenden Preisen bei Erdöl und Erdgas führen wird. Auch wenn jetzt eine überdurchschnittlich aktive Hurrikansaison vorhergesagt wird, ist das Setzen auf steigende Preise bei Gas und Öl eine bloße Wette, mit Investieren hat das wenig zu tun. Man betrachte sich nur den Hedgefonds Amaranth, der im Jahr 2006 auf einen steigenden Erdgaspreis und eine überdurchschnittlich aktive Hurrikansaison gesetzt und binnen einer Woche 5 Milliarden Dollar in den Sand setzte. Anleger sollten daher klar unterscheiden zwischen "Erwartungen" und bloßer "Hoffnung". Spekulationen auf das Wetter sind eher letzterem zuzuordnen.
Autor: Jochen Stanzl,
Chefredakteur www.rohstoff-report.de
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