Hohes Wachstum alleine garantiert noch keine steigenden Kurse
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7,0 Prozent, 8,5 Prozent und 10 Prozent. In diesen Größenordnungen bewegen sich aktuell in etwa die Schätzungen der Volkswirte für das Wirtschaftswachstum in den Ländern Vietnam, Indien und China. Das klingt auf dem ersten Blick sehr viel versprechend. Und wenn die Bruttoinlandsprodukte in diesem Größenordnungen zulegen, dann sollte das eigentlich ganz nach dem Geschmack der Börsianer sein. Doch wer das glaubt, der wird beim Blick auf die Charts schnell eindrucksvoll eines Besseren belehrt. Denn mit einem bisherigen Jahresminus von 25,1 Prozent, was eigentlich bereits eine traurige Bilanz ist, schlägt sich der indische Sensex-Index noch am besten. Beim chinesischen Shanghai-A-Index steht sogar ein Minus von 45,5 Prozent zu Buche und beim vietnamesischen VN-Index belaufen sich die Verluste sage und schreibe auf 59,8 Prozent.
Von Laien werde ich angesichts solch schwacher Performanceausweise immer wieder gefragt, wie das mit den eingangs erwähnten hohen Wachstumsraten zusammen passt. Die Antwort darauf fällt nicht schwer. Vielmehr birgt eine hohe konjunkturelle Dynamik oft schon den Keim eines baldigen Kursabsturzes in sich. Denn wenn es zu rund läuft in einer Volkswirtschaft, dann droht eine Überhitzung. Und wenn es dazu kommt, dann drehen die Aktienkurse oft gen Süden. In den drei genannten asiatischen Märkten ist derzeit genau dieses Phänomen zu sehen. Die Wachstumsraten dort waren so hoch, dass sie volkswirtschaftliche Schwächen zu Tage förderten. So ist in allen drei Ländern die Inflation deutlich angesprungen und weit entfernt von dem von den jeweiligen Notenbanken angestrebten Inflationsziel. Um die Teuerung im Zaum zu halten, müssen die verantwortlichen Notenbanken mit restriktiven geldpolitischen Maßnahmen gegensteuern. Doch das ist bekanntlich Gift für die jeweiligen Aktienmärkte, gehen damit doch bremsende Effekte auf die Konjunktur einher. In allen drei Ländern mussten die Prognosen für das erwartete Wirtschaftswachstum zuletzt bereits zurückgeschraubt werden. Und gesenkte Wachstumsschätzungen sind auch nicht gerade das, woraus Anlegerträume gemacht werden. Zumal bei einer hohen Inflationsrate die Sorge vor Druck auf die Gewinnspannen der Unternehmen zunimmt und die Investoren wegen der wachsenden Unsicherheiten mit einer Kontraktion bei den Bewertungskennziffern rechnen.
Mit den Bewertungen sind wir übrigens auch schon bei einem weiteren sehr wichtigen Punkt, der die aktuelle Kursmalaise zu erklären hilft. Sowohl in Indien, als auch in China und in Vietnam haben die auf Sicht positiv eingeschätzten wirtschaftlichen Aussichten dazu geführt, dass diesen Börsen in der Euphoriephase extrem hohe Bewertungen zugebilligt wurden. KGVs im mittleren zweistelligen Bereich waren da oft eher die Regel als die Ausnahme. Früher oder später, wenn die ersten Risse am glorifizierten Firmament auftauchen, werden solche offensichtlichen Bewertungsübertreibungen erfahrungsgemäß immer wieder korrigiert. Länder wie China, Indien oder Vietnam machen da keine Ausnahme, selbst wenn die langfristigen Perspektiven noch so rosig sein sollten. Die diesjährigen herben Kursverluste an diesen Börsen sollte allen Börsianern wieder einmal eine Lehre sein, dass die Aktienmärkte keine Einbahnstraßen sind. Und die Marktteilnehmer sollten sich vor allem merken, dass es letztlich immer auf den Einstiegspreis ankommt. Denn wer zu teuer ankauft, der wird dafür in der Regel irgendwann bestraft.
Quelle: Ostbörsen-Report
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