Kommentar
15:21 Uhr, 03.04.2009

Hoffnungsschimmer am Konjunkturhimmel beschert Rohstoffpreisen Zuwächse

Rückblick: Der März brachte einige positive Überraschungen bei Konjunkturindikatoren. Einkaufsmanagerindizes und weitere Stimmungsindikatoren konnten zum Teil zum wiederholten Mal ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen. Die Ankündigung weiterer Stützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken taten ihr Übriges. So bescherte dieses zarte Pflänzchen Hoffnung den Rohstoffnotierungen teilweise satte Zuwächse. Die stark konjunkturabhängigen Komponenten wie Energierohstoffe und Industriemetalle legten am deutlichsten zu. Gold hingegen verbilligte sich als einer der wenigen Rohstoffe im vergangenen Monat.

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Ausblick: Die jüngsten Preisanstiege markieren unserer Meinung nach noch nicht den Beginn einer ausgeprägten Aufwärtsbewegung. Gerade bei den Energiegütern müssen die hohen Lagerbestände abgebaut werden, bevor Knappheit wieder zum Thema wird. Aber auch bei den Industriemetallen sehen wir den trendmäßigen Preisanstieg noch nicht unmittelbar bevorstehen. Dafür müssen sich die realwirtschaftlichen Daten nachhaltig verbessern. Das erwarten wir erst gegen Jahresende 2009. Bei den Edelmetallen werden die industrielastigen Platin und Palladium auch in den kommenden Monaten eher noch billiger werden, während der Gold- und der Silberpreis sich tendenziell seitwärts bewegen dürften.

Rohölpreis mit Erholungstendenzen

1. Aktuelles: Der Ölpreis hat seinen Boden gefunden. Zuletzt haben sogar positive Überraschungen bei harten Konjunkturdaten und sich verbessernde Einkaufsmanagerindizes zu einem erneuten Anstieg des Ölpreises über die 50 US-Dollar-Marke verholfen. Die Positionierung der nicht-kommerziellen Ölhändler scheint derzeit nicht ausgeprägt genug zu sein, um hierbei einen großen Einfluss ausgeübt zu haben. Die Fundamentaldaten dürften hier mehr bewirkt haben.

2. Fundamentale Faktoren: Die OPEC-Länder haben bei ihrem letzten Treffen am 15. März ihre offiziellen Rohölförderquoten unverändert gelassen. Das Kartell äußerte sich besorgt über die Lage der Weltwirtschaft sowie über die Schwäche der globalen Rohölnachfrage. Ihren Berechnungen zufolge wäre der Ölmarkt im Jahr 2009 im Gleichgewicht, wenn die OPEC-Fördermengen im Vorjahresvergleich um 1,8 Mio. Barrels zurückgehen würden. Diese Rechnung ist im Einklang mit den Erwartungen der EIA und weicht von der IEA-Prognose von -1,6 Mio. Barrels nur geringfügig ab. Die bereits beschlossenen und weitgehend umgesetzten Kürzungen übertreffen aber bereits diesen Rückgang. Deshalb tun sich die OPEC-Länder schwer, weitere Produktionsdrosselungen mit Fundamentaldaten zu begründen. Gleichzeitig warten sie darauf, dass sich die bisherigen Kürzungen bei den Lagerdaten und vor allem bei der Preisentwicklung bemerkbar machen. Die wöchentlichen US-Rohöllagerdaten signalisieren bislang noch keinen Abbau der Ölvorräte, was ein Zeichen für die Verknappung wäre. Zumindest sind aber zuletzt die Ölbestände in Cushing, dem Hauptlieferort für WTI, deutlich zurückgegangen.

3. Unsere Meinung: Wir sehen trotz der jüngsten Entwicklung des Ölpreises eine ausgeprägte Aufwärtsbewegung bei den Rohölpreisen noch nicht unmittelbar bevorstehen. Doch die Bodenbildung hat sich gut gefestigt. Jetzt dürften wir in die Phase treten, in der sich die Anzeichen für eine Verknappung von Rohöl mehren werden, vor allem in Form von Lagerabbau in den wichtigen Konsumregionen. Diese werden dann die Vorboten für die stärkeren Preisanstiege sein, die wir für die Sommermonate erwarten.

Silber wird seiner Zwitterrolle gerecht

1. Aktuelles: Nach dem massiven Absturz in der zweiten Jahreshälfte 2008 hat sich der Silberpreis von Dezember 2008 bis in die zweite Februarhälfte Februar 2009 wieder kräftig erholt. In den vergangenen Wochen setzte jedoch wieder eine Abwärtsbewegung ein. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch bei der Positionierung der nichtkommerziellen Silberhändler an der Warenterminbörse in New York beobachten.

2. Fundamentale Faktoren: Seiner „Zwitterrolle“ als (1) Edelmetall mit der sicheren Anlagehafen- Funktion und (2) als Edelmetall mit nennenswerter industrieller Verwendung wird Silber nach wie vor gerecht. Mit einem Abschlag von ca. 20 % gegenüber dem Vorjahr liegt der Silberpreis zwar weit hinter Gold, dessen Preisniveau ungefähr so hoch liegt wie vor einem Jahr. Aber gegenüber den autoindustrielastigen Edelmetallen Platin (ca. -40 % yoy) und Palladium (ca. -55 % yoy) hat sich Silber gut behaupten können. Zum einen dient Silber teilweise als günstiges Substitut für Gold in seiner Funktion als sicherer Hafen, vor allem dann, wenn der Goldpreis zum Höhenflug ansetzt, wie das in den ersten Monaten dieses Jahres der Fall war. Dies zeigt sich seit Jahresbeginn verstärkt in der nicht abebben wollenden Nachfrage nach Silber der physisch hinterlegten ETFs. Zum anderen findet Silber immer stärkere Anwendung in High-Tech-Bereichen von technischen, elektrischen und medizinischen Industriezweigen. Im Bereich der Bekleidung ist Silber bei der Herstellung von Polyesterstoffen auch aufgrund seiner sterilen und antibakteriellen Wirkung bei vielerlei Kleidungsstücken auf dem Vormarsch. Silber bleibt also auch im Zeitalter der digitalen Fotographie ein wichtiges Edelmetall für die Industrie, wenngleich die schlechte Konjunkturlage derzeit auf die industrielle Silbernachfrage drückt.

3. Unsere Meinung: Solange die Finanzkrise und die Weltrezession unvermindert anhalten, dürfte der Silberpreis kaum nachhaltig ansteigen. Unserer Meinung nach dürfte in den nächsten Monaten eher eine Seitwärtsbewegung stattfinden, bevor Inflationssorgen und die wieder anziehende Nachfrage in 2010 erneut für leichte Silberpreisanstiege sorgen.

Bleimarktmotor stottert

1. Aktuelles: Einen vorläufigen Tiefpunkt hat der Bleipreis Ende 2008 erreicht, seitdem zeigt sich wieder eine leichte Erholung. Von einer nachhaltigen Trendwende kann unserer Meinung nach aber noch nicht gesprochen werden.

2. Fundamentale Faktoren: Die Schwäche der Automobilindustrie zeigt sich nach wie vor deutlich in der Bleipreisentwicklung. Blei wird zu 80 % für Batterien, vor allem bei der Herstellung von Autobatterien, eingesetzt. Seit Mitte November steigen die Lagerbestände von Blei an der London Metal Exchange an. Die Produktion, die global gesehen vielfach gedrosselt wurde, geht noch immer langsamer zurück als die Nachfrage. Kein Wunder, die Autoproduktion in der EU ist bei über -30 % im Vorjahresvergleich angekommen, in den USA bei mehr als -50 % und in Japan sogar bei mehr als -60 %. Selbst China hat im Zeitraum zwischen Oktober 2008 und Januar 2009 deutlich weniger Autos produziert als im Vorjahr. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber, dass es nicht nur die Neuwagenproduktion ist, die für ihre Batterien Blei verbraucht. Ein wichtiger Teil der Bleinachfrage geht auf die Herstellung von Ersatzbatterien für den Altbestand an Autos zurück. Seit Februar zeigt sich ein kleiner Lichtblick am Bleimarkt. Im Einklang mit der leichten Aufwärtsbewegung beim Bleipreis hat auch der Lageraufbau gestoppt und Chinas Nettoimporte wurden ausgeweitet. Die Tatsache, dass China zum Nettoimporteur von Blei geworden ist, hat zum einen mit dem Preisaufschlag des im Inland produzierten Bleis auf die Weltmarktpreise zu tun. Zum anderen wird Blei in China jetzt verstärkt für die Batterien von Elektrofahrrädern als Substitut zum Auto verwendet. Zudem ist China dabei, seine strategischen Bleireserven aufzustocken.

3. Unsere Meinung: Die Preisstütze, die zuletzt vom chinesischen Markt ausging, halten wir für temporär. Letztlich muss die Automobilindustrie global wieder anspringen, um den Bleipreis nachhaltig zu beflügeln. Damit rechnen wir nicht in den kommenden Monaten. Erst auf Sicht von 12 Monaten sehen wir den Bleipreis wieder auf einem deutlich höheren Niveau als im März dieses Jahres.

Autor: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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