Höhere Ölpreise nagen an der Quotendisziplin der OPEC
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1. Nachdem die Daten in der vergangenen Woche einen überraschenden Anstieg der US-Rohölvorräte angezeigt hatten, brachte die heutige Datenveröffentlichung eine Fortführung des seit Mitte Mai anhaltenden Abbautrends. Demnach sind in der vergangenen Woche (die Lagerdaten werden immer mit einer Verzögerung von einer Wochen veröffentlicht) die US-Ölvorräte um 4,4 Mio. Barrels gefallen, während die Märkte mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten. Als Erklärung kann der starke Anstieg der Ölnachfrage und der Rückgang der Ölimporte in derselben Woche herangezogen werden. Als sehr niedrig kann inzwischen das Niveau der Benzinvorräte angesehen werden. Sie fielen in der vergangenen Woche um 1,6 Mio. Barrels und erreichten einen ähnlich tiefen Stand wie in der entsprechenden Woche des Jahres 2007. Somit könnten die knappen Benzinvorräte in der US-Sommerreisezeit (Driving Season), die offiziell am Memorial Day (25. Mai) begann, für Aufwärtsdruck bei den Benzinpreisen sorgen. Sehr komfortabel ist die Situation nach wie vor bei den Heizöl- und Dieselvorräten, die zuletzt mit -0,3 Mio. Barrels nahezu stagnierten.
2. Der Ölpreis für die Sorte WTI hat die Marke von 70 US-Dollar überschritten. Die schnelle Verteuerung von Rohöl in der jüngsten Vergangenheit birgt unserer Meinung nach ein Rückschlagspotenzial, da sie bislang kaum durch Fundamentaldaten zu untermauern ist. Ursächlich für den Preisanstieg dürfte die Schwäche des US-Dollar gewesen sein. Der US-Dollar hat in letzter Zeit wieder einen starken Einfluss auf die Ölpreisentwicklung ausgeübt. Aus Angebotssicht nagen die steigenden Preise an der Disziplin der OPECMitglieder. Die Verteuerung von Rohöl gibt den Kartellmitgliedern einen Anreiz, die Fördermengen auszuweiten und damit den starken Einnahmeeinbußen der vergangenen Quartale entgegenzuwirken. So erhöhten die OPEC-Länder ihre Rohölproduktion im Mai geringfügig, obwohl sie bereits in den Vormonaten über der Quote produziert hatten. Noch sind die Produktionsmengen nahe bei den offiziellen Quoten. Doch eine Weiterführung der „Mogelpolitik“ würde nur kurzfristig die Einnahmen verbessern, aber langfristig zulasten der Glaubwürdigkeit des Kartells gehen. Was die Nachfrage angeht, kam es zu der ersten leichten Aufwärtsrevision der globalen Ölnachfrageerwartung für 2009 seitens der EIA, des Energiedepartments der USRegierung. Wir rechnen damit, dass die Nachfrageprognosen damit den Boden gefunden haben.
3. Die Spekulanten spielen mit ihrer Positionierung derzeit eine nicht unbedeutende Rolle für die Ölpreisentwicklung. Die Netto-Long-Positionierung der nicht-kommerziellen Rohölhändler verharrte zwar in der Woche bis einschließlich 2. Juni ungefähr auf dem Niveau der Vorwoche, was jedoch den höchsten Stand seit Mitte Februar bedeutet. Die Handelstätigkeit der Spekulanten dürfte in den vergangenen Wochen zum Rohölpreisanstieg wesentlich beigetragen haben.
Autor: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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