Analyse
09:26 Uhr, 03.06.2015

Hintertürchen Yen-Crash: Wie der IWF Chinas Aktienboom gezielt einstürzen will

Plant die US-Regierung über das Hintertürchen der Yen-Abwertung einen direkten Angriff auf die Ambitionen Chinas, den Yuan zu einer Reservewährung werden zu lassen? Das könnte den Boom bei chinesischen Aktien zum Einsturz bringen. Warum, lesen Sie hier.

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  • USD/JPY
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  • USD/JPY - WKN: 965991 - ISIN: XC0009659910 - Kurs: 123,9680 ¥ (FOREX)

Clive Crook, ein Kolumnist der Nachrichtenagentur Bloomberg, veröffentlicht einen neuen Artikel, in dem er eine mögliche Geldpolitik für die nächste Rezession vorstellt - mit einem Hubschrauberbild. Er schreibt darin, dass die bisherige Notenbankpolitik, Nullzinsen und Ankaufprogramme für Anleihen und ähnliches, eine Neuauflage der Großen Depression verhindert habe.

Es scheint ihm völlig logisch, dass wenn die bisherigen Maßnahmen den Konsum nicht anregen konnten, dann sei dann jetzt an der Zeit sei, jedem Bürger einen Scheck nach Hause zu schicken, da könne ja niemand behaupten, das werde den Konsum dann nicht anregen.

Vielleicht wird das sogar wahrhaftig notwendig werden, denn die geldpolitischen Experimente, in denen sich die Zentralbanken weltweit ergehen, bei denen gibt es kein zurück: Entweder werden Sie bis zum bitteren Ende gefahren, oder alles bricht zusammen. Das bittere Ende hat zwei mögliche Ausprägungen:

  1. Alles bricht zusammen, dann hat man es zumindest versucht.
  2. Die Realwirtschaft zündet wirklich, Inflation wird geschaffen, die Staaten entschulden sich.

Bis dahin scheint aber noch ein langer Weg vor uns zu liegen. Denn einerseits ist die geldpolitische Werkzeugkiste noch nicht vollends auf die Märkte angewandt, will heißen: Die Zentralbanken können noch sehr viel tun, um Ergebnis 1. von oben noch möglichst weit in die Zukunft zu verlegen. Allerdings muss man Clive Crook zustimmen, wenn er sagt, dass sich das Arsenal an geldpolitischen Möglichkeiten bereits abgenutzt hat.

Jetzt scheinen sich die Währungen zur letzten Bastion vor dem Helikopter gewandelt zu haben. Ein Währungskrieg tobt.

Als die Börsen vor drei Tagen in China ins Stottern kamen, meldete sich eilig die Regierung in Peking und sagte, dass sie eine weitere Billion Yuan zur Verfügung stellen wird. Seither ist die Börse in Shenzhen wieder um 12% gestiegen, die Smallcap-Börse Chinext um 16%, und das wohlgemerkt in nur zwei Tagen.

Die Chinesen haben den Rückschlag also genutzt um sich einzukaufen, seit Wochenbeginn wurden 4,4 Millionen neue Aktiendepots eröffnet, das ist ein neuer Rekord, niemals zuvor wurden in so kurzer Zeit mehr Aktiendepots in so wenigen Tagen eröffnet, selbst 2007 nicht, als die chinesischen Börsen noch höher standen. 2007 wurden im Hoch pro Woche nur 1/4 so viele Depots eröffnet, wie jetzt in dieser laufenden Woche.

Das erinnert immer mehr an Brot und Spiele für die Massen: Es klingt ja auch einfach viel zu verlockend, wenn die Kurse mal bisschen rutschen, kommt die Regierung mit Milliardengeschenken an und alles steigt wieder. Die Verlockung mitzumachen muss enorm sein.

Dabei weiß die Regierung in Peking, dass sich hinter den Kulissen neue Bedrohungen auftun. Im gestrigen GodMorning!-Video habe ich darauf hingewiesen, dass der Yen wieder begonnen hat, schnell abzuwerten.

USD/JPY: Explosion des Dollar, Implosion des Yen
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Ein Hedgefonds-Manager hat ein Ziel von 300 JPY pro einem USD. Das ist eine direkte Folge für den Weltmarkt: Japan exportiert Deflation, und exportiert fallende Preise vor allem nach China, die sich die dadurch ausgelöste implizite Aufwertung des Yuan eigentlich gar nicht mehr leisten können. Davor warnt jetzt Albert Edwards von der Société Générale.

Der Einbruch des Yen in den letzten Tagen sei der zündende Funke für den Start einer neuen Runde im weltweiten Währungskrieg. China versuche zwar, seine Währung stabil zu halten, weil man erreichen will, dass der Yuan als Währung für Sonderziehungsrechte beim IWF anerkannt wird. China sei aber wirtschaftlich gar nicht in der Lage, den Rückgang im Yen und dem damit einhergehenden deflationären Impuls auszuhalten, da China nach Edwards Meinung längst ein ernstes Deflationsproblem habe.

China werde bald anfangen, seine Währung zu schwächen, sie könne das ganz einfach erreichen, weil Chinas Wirtschaft bereits ein Zahlungsbilanzdefizit ausweist. Sie muss also einfach aufhören, zu intervenieren, und die Währung wird von alleine fallen.

Das bedeutet aber auch: Sie muss die Geldgeschenke für die Aktienbörsen beenden. Wenn man jetzt noch eins und eins zusammenzählt und weiß, dass der IWF den jüngsten Zusammenbruch des Yen einleitete, dann könnte man fast meinen, da steckt eine Absicht dahinter, China und den Ambitionen Pekings, den Yuan als Weltreservewährung zu etablieren, gezielt zu schaden.

Wer jetzt aber meint, die Eurozone und die USA werden von dem Yen-Einbruch verschont bleiben, liegt falsch, warnt Edwards. Auch die Eurozone und die USA stehen am Abgrund einer Deflation, und die deflationären Probleme werden durch die Yen-Abwertung jetzt noch schlimmer werden. Wenn jetzt auch noch der Ölpreis beginnt zu sinken dann entfernen wir uns noch weiter von einer Zinswende.

7 Kommentare

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  • Maddin
    Maddin

    Wie immer ein sehr guter Beitrag.

    13:09 Uhr, 03.06. 2015
  • Investor
    Investor

    Hört sich wie ein Propaganda Artikel an:

    - Ob ein Geld check den Konsum ankurbelt, hängt davon ab, um die Menschen entweder genügend Not haben oder eine possitive Zukunftserwartung. Menschen die Hungern werden sich halt was zum Essen kaufen. Menschen die Erwarten in den nächsten 12 Monaten entlassen zu werden, werden eher nicht konsumieren. Aber man kann ja den Anteil der Menschen in Not erhöhen, wenn man einen einen Effekt sehen will.

    - Solange ww die Notenbanken ihre Währungen abwerten, wird die Welt in eine Rezession unerwarteten Ausmaßes steuern.

    Wenn zB Japan den Yen abwertet, dann kann es entweder die Unternehmensgewinne in Yen erhöhen oder seine Preise im Ausland senken und mehr produzieren. Werden die Preise im Ausland gesenkt, dann müssen die Unternehmen in den importierenden Ländern entweder auch ihre Preise senken oder schliessen. Die Konkurrenten wie China müssen auch ihre Preise senken oder den Yuan abwerten. Sinkende Preise bedeuten sinkende Margen und sinkende Gewinne.

    - Die von Japan exportierte Deflation trifft letztlich auch die USA und in Europa speziell D als japn. Konkurrent. USA sind als wichtigste globale Importnation dadurch betroffen. Dadurch wird letztlich die US Wirtschaft in die Deflation getrieben. Da helfen auch keine neuen QE Programme wenig, denn beim letzten hat 1 USD QE ca 0,2 USD BIP Wachstum erzeugt. Tendenz fallend

    - Sinkende Gewinne der Unternehmen bei gleichzeitigem QE Kursanstieg bläst eine Blase unendlichen Ausmaßes auf. Da werden die NB aber einiges zu tun haben, um deren Platzen zu verhindern. Mir fällt nur auf, mit dem QE Geld Aktien zu kaufen, um diese zu stabilisieren. Früher hätte man dazu gesagt, "ie Produktionsmittel zu verstaatlichen".

    Da Kriege heute (siehe Jim Richards) an den Börsen ausgetragen werden (CSI, Armee, NSA, Homeland haben spezielle Abteilungen für Börsenaktionen und die FED hat eine eigene Geheimdienstabteilung) würde mich dies nicht überraschen. Aber wie beim Öl werden wir solche Nebeneffekte sehen, die die US Wirtschaft schwer treffen.

    - Die Chin NB hedged sich gegen diese Risiken seit einiger Zeit mit Gold ab und durch Ausweitung des Handels in Yuan und vermehrt mit Ländern ausserhalb US & Europa.

    - Da in den EMs vermehrt USD Kredite auslaufen, würde ich als Reaktion erwarten, daß China diese Länder mit Krediten unterstützt (Basis die 1,2 b US treasuries) und dadurch den Westen aus diesen Märkten drängen will. Dies führt zu einem Renditeanstieg bei den Anleihen in USA bei gleichzeitigen Abschwung.

    11:23 Uhr, 03.06. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • fehu001
    fehu001

    Interessant und wahrscheinlich sogar möglich, dass hier mal wieder der Kriegstreiber am Züngeln ist. Offensichtlich hat man doch die Panik, dass D-RUS-CN einen Block bilden und den Ami ablösen.

    09:41 Uhr, 03.06. 2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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