Kommentar
16:00 Uhr, 06.05.2005

Heuschrecken aller Länder vereinigt Euch

Franz Müntefering und Guido Westerwelle haben Unrecht. Nicht globale Finanzinvestoren sind Heuschrecken, und auch nicht die deutschen Gewerkschafter. Ich habe mit Hilfe akribischer Recherche die wahren Heuschrecken ausfindig gemacht. Wir sind es – die Trader! Wir scheren uns wirklich einen Dreck um die Unternehmen oder Devisen oder Rohstoffe, die wir traden. Und die schlimmsten Heuschrecken (das sind schon fast Termiten) sind die Chartisten. Die wissen meist fundamental noch nicht mal, was sie da überhaupt tun! Hauptsache ein schönes Chartsignal. Meine lieben Charttechniker, habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie viele nun arbeitlosen Angestellten der Grund für den bullischen MACD waren? Wieviel Leid die Ursache für das Stochastiksignal darstellt? Wieviel Elend die Elliott-Welle auf dem Weg zur finalen V begleitet hat? Welche Unzahl von Familien auf dem Altar der Widerstandsüberschreitung geopfert wurden? Ihr vaterlandslosen Indikatorenjäger! Momentum-Haie, Gleitende-Durchschnitte-Ungeziefer! Und die Derivate-Zocker sind auch nicht besser, meinen wohl nur weil sie nicht die Aktie selber kaufen gehören sie nicht zu den marodierenden Insektenschwärmen.
Schluss, Ende damit!

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Ich fordere zur Rettung der Nation, des Kontinents, ja der Welt vorerst folgende Maßnahmen:

1. Wenn ein Unternehmen Gewinne einfährt und trotzdem Mitarbeiter entlässt, dann darf der Aktienkurs nicht mehr steigen. Ein entsprechendes Gesetz ist einzuführen. Der Staat darf dann zur Umsetzung unbegrenzt in der Aktie short gehen und muss nicht eindecken.
2. Wer es trotz Maßnahme 1 schafft, einen Gewinn mit einer derartigen Heuschrecken-Investition zu erwirtschaften, muss denselben zum Wohle der Allgemeinheit abgeben.
3. Wenn ein Unternehmen Verluste schreibt und trotzdem keine Mitarbeiter entlässt, dann darf der entsprechende Aktienkurs nicht fallen. Zur Umsetzung siehe analog 1.

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Das ist mein vorläufiges Programm für Deutschland. In diesen bitteren Zeiten muss man zu innovativen Ideen greifen, oder man geht unter. Wenn die Unternehmen erstmal sehen, dass ihre Kurse nicht mehr steigen wenn sie Gewinne machen und entlassen, versuchen sie es vielleicht andersherum. Durch die steigende Arbeitnehmerzahl wird dann der Binnenkonsum angefacht, was theoretisch zu steigenden Gewinnen führen wird. Wenn alles läuft wie geplant, können wir dann in einigen Jahren den Maßnahmenkatalog wieder streichen, aber wehe diese kapitalistischen Insekten versuchen es dann erneut! Wir werden wachsam sein. Heuschrecken aller Länder vereinigt Euch. Es gibt viel zu tun – fressen wir uns durch!

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Daniel Kühn - TradersJournal

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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