Kommentar
08:00 Uhr, 21.06.2011

Hereinspaziert - das „Spielkasino“ ist eröffnet!

Erwähnte Instrumente

  • Rohstoffanleihe auf Erdgas NYMEX Rolling / ...
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
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Vor einigen Jahren gab es sie noch zuhauf, für beinahe jeden etwas größeren Marktflecken respektive dessen dazugehöriger Sparkasse oder Volksbank wurden sie unter den entsprechenden Ortsbezeichnungen emittiert, um die dortigen Bankkunden mit „regionaler“ Kost zu versorgen. Aber auch die meisten anderen Emittenten ließen die Gelegenheit nicht ungenutzt, die einstmals beliebten sogenannten „Equity-Basket-Bonds“ unter das Anlegervolk zu bringen, die sich häufig über ein kompliziertes Geflecht aus digitalen Rainbow-Optionen auf einen ganzen Basket von Aktien bezogen und dem Anleger bei Erfüllung bestimmter Kriterien eine erhöhte Zielverzinsung versprachen. Während man die mittlerweile wegen ihres vielzitierten „Lotterie-Charakters“ ziemlich in Ungnade gefallen komplexen Produkte nicht mehr so häufig am immer schnelllebiger werdenden Markt vorfindet, pflegen nur noch wenige Anbieter wie die DZ-Bank mit ihren VarioZins-Garant-Anleihen oder die WestLB mit den „Top-Bonds“ die alte „Gewohnheit“ systematisch weiter.

Vor dem Hintergrund des noch immer sehr niedrigen Zinsniveaus liegt für so manchen Emittenten allerdings die Versuchung nahe, dem Investor die eine oder andere kupontragende Struktur anzubieten. Die immer begehrter werdenden Aktienanleihen, die letztendlich zu dem gleichen Ergebnis wie ein Discount-Zertifikat führen, sind das beste Beispiel dafür. Als solche dürfte aber auch die neue Rohstoffanleihe der Deutschen Bank gelten, die noch bis 28. Juni gezeichnet werden kann. Das zum Laufzeitende in sechs Jahren vollständig kapitalgeschützte Produkt, wenn man einmal von dem 2,50-prozentigen Ausgabeaufschlag absieht, bezieht sich ebenfalls auf einen breit angelegten Basket bestehend aus den zehn Rohstoffen Gold, Silber, Aluminium, Kupfer, Nickel, Brent-Öl, Gas, Weizen, Mais und Sojabohnen. Auf dem ersten Blick ein gut diversifiziertes Portfolio, könnte man meinen, wenn man die dahinterliegende Auszahlungsstruktur noch nicht kennt. Denn das umfängliche Gebilde erinnert stark an die guten oder sollte man vielleicht eher sagen „schlechten“ alten „Equity-Basket-Bonds“, nur diesmal bezogen auf einen Rohstoff-Korb. Danach gibt es für den Anleger im Hinblick auf die jährliche Kuponzahlung drei mögliche Szenarien. Notieren alle zehn Basket-Bestandteile an den zwölf jährlichen Stichtagen, dem jeweils 28-ten eines Kalendermonats, auf oder über 70 Prozent ihres Emissionsniveaus, erhält der Anleger den maximalen Ziel-Kupon in Höhe von sieben Prozent erstattet. Verstößt dagegen nur ein Rohstoff in einem Monat während der betreffenden jährlichen Beobachtungsperiode, die jeweils von Ende Juli bis Ende Juni des Folgejahres reicht, gegen dieses Kriterium, so reduziert sich der Kupon auf unansehnliche ein Prozent. Dass der Investor sogar auch noch auf diesen verzichten muss, wenn ein Rohstoffvertreter auch die 50-Prozent-Schwelle reißt und sich mehr als halbiert hat, fällt dagegen nicht mehr so ganz ins Gewicht. Eine Nachholmöglichkeit gibt es bei dem Produkt übrigens nicht, d.h. ein ausgefallener Kupon bleibt verloren. Läuft es dagegen für den Rohstoff-Korb einmal so richtig gut und verwöhnt beispielsweise eine breit angelegte Hausse den Anleger mit dem Maximal-Kupon, heißt es schon wieder aufpassen, da ab dem dritten Jahr der Laufzeit dann eine vorzeitige Fälligstellung das erfolgreiche Investment automatisch beendet, sofern das 70-Prozent-Kriterium erfüllt ist.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Ob sich bei dem neuen auf den bescheidenen Namen Rohstoffanleihe hörenden Papier am Ende neben dem Anbieter auch der Investor freuen kann, sei dahingestellt. Für eine ausgewogene Depotgestaltung ist es aber kaum geeignet und dürfte deshalb vor allem für sicherheitsorientierte Anleger mit einem ausgeprägten Spieltrieb in Frage kommen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Partizipations-Produkten, bei denen gerade ein hoher Diversifikationsgrad angestrebt wird, kann sich hier eine niedrige Korrelation zwischen den einzelnen Basket-Teilnehmern eher als Fallstrick erweisen, da bereits ein einziger Ausreißer den attraktiven Kupon „kippen“ kann. Insofern sollte beim Investor zumindest eine seitwärts- bis nur leicht abwärtsgerichtete Markterwartung für jeden einzelnen Rohstoff vorliegen. Auch sollte angesichts der langen Laufzeit die Notwendigkeit des Aussitzenmüssens bei starken Kursrückgängen in Erwägung gezogen werden.

Rohstoffanleihe

Emittent/WKN:

Deutsche Bank / DE0SYD

Laufzeit:

03.07.2017

Preis: (in Zeichnung: 11.05.11-28.06.11)

Ausgabepreis: 100 % zzgl. 2,5% Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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