Kommentar
15:00 Uhr, 23.03.2009

„Heli-Ben“ lässt es Geld vom Himmel regnen

Erwähnte Instrumente

  • Realzins Anleihe II auf Hicp
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Auch wenn sich der amerikanische Präsident Barack Obama vor einigen Wochen durchaus genügsam zeigte und auf einen neuen Diensthubschrauber verzichtete, dürfte das neueste und leistungsstärkste Modell wohl für Fed-Chef Ben Bernanke gerade gut genug sein. Hat der wegen seiner expansiven Geldpolitik doch häufig als „Helikopter-Ben“ bezeichnete Oberwährungshüter erst vergangene Woche auf der Notenbanksitzung ein weiteres bis zu einer Billion US-Dollar schweres Hilfspaket für die Finanzmärkte angekündigt, das unter anderem auch den Ankauf langlaufender Staatsanleihen vorsieht. Damit sind für viele Marktbeobachter die letzten Hemmschwellen gefallen und die Gefahr einer weltweiten „Hyperinflation“ dramatisch angewachsen.

Anleger die von dieser bedrohlichen Situation sogar noch profitieren möchten, finden am Zertifikatemarkt mittlerweile eine Reihe von „Spezial-Produkten“ vor, die meist an einen bestimmten Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, der das Niveau eines vorgegebenen Warenkorbs misst. Dabei werden vor allem zwei Varianten angeboten, die beide mit einem vollständigen Kapitalschutz ausgestattet sind. Zum einen Papiere, wie die noch bis Juli 2011 laufende Inflations-Zins-Garant-Anleihe von Barclays Capital (BC1CSJ) oder die ebenfalls dreijährige Inflationsschutz-Anleihe von der Deutschen Bank (DB0HP3). Beiden Produkten gemeinsam ist ein fixer Kupon im ersten Jahr von 4,5 bzw. 5 Prozent, sowie eine Verzinsung in den beiden Folgejahren, die dem 1-5-fachen der Inflationsrate des jeweiligen Jahres entspricht. Als Basiswerte fungieren bei der „Deutschen“ der vom statistischen Bundesamt berechnete Verbraucherpreisindex für Deutschland und bei den Engländern das entsprechende harmonisierte Barometer für die Eurozone ohne den Einfluss von Tabakwaren (HVPIxT), das von Eurostat, dem europäischen Pendant erhoben wird.

Auf eine etwas andere Weise werden die Kupons bei den beiden Realzins-Anleihen der WestLB (WLB3EU, WLB3FD) berechnet. So gibt es hier von vornherein keinen „Teaser“ in Form einer fixen Eingangsverzinsung im ersten Jahr, sondern stattdessen eine feste Mindestverzinsung von 2,25 bzw. 2,20 Prozent, die allerdings in jedem der vier Laufzeitjahre sicher gezahlt wird. Darüber hinaus erhält der Anleger einen Inflationszuschlag, der sich wiederum nach der Entwicklung des bereits bekannten HVPIxT richtet, diesmal aber eins zu eins und ohne Hebel. Neben den bereits seit dem vergangenen Jahr laufenden Realzins-Duo bietet aktuell auch die Landesbank Berlin ein ähnliches Papier bis zum 31. März zur Zeichnung an. Nur muss der Anleger bei den Hauptstädtern mit einem Basiskupon von nur einem Prozent vorlieb nehmen. Dafür kann er sich den Teuerungsschutz-Mechanismus aber gleich bis zum Laufzeitende im April 2014 festschreiben lassen.

Wer erst im Laufe des nächsten Jahres mit dem Anspringen der Inflation rechnet, könnte an dem ebenfalls noch ganz „frischen“ fünfjährigen Garantie-Produkt der HypoVereinsbank eher Gefallen finden, die einen Fixkupon im ersten Jahr von 3,75 Prozent mit einem einprozentigen Basis-Zinsatz in den Folgeperioden kombiniert. Als Bezugsobjekt dient dabei der von DESTATIS monatlich berechnete deutsche Verbraucherpreisindex (VPI).

Der BörseGo Tipp:
Während bei der ersten Variante nach dem Anfangsgeschenk „alles oder nichts“ angesagt ist, hat man bei der zweiten Lösung mit der Mindestverzinsung wenigstens schon einmal den „Spatz in der Hand“. Dabei können Investoren durchaus zu den bereits laufenden Produkten greifen (evtl. Stückzinsen beachten!), die einen deutlich höheren Basiskupon bieten als das neue LBB-Papier, bei dem der Ausgabeaufschlag die spärliche Minimal-Vorgabe im ersten Jahr gleich komplett auffrisst. Indes lässt das HVB-Produkt als Kombi-Version das Inflationsgespenst erst ab dem zweiten Jahr in Erscheinung treten. In jedem Fall sollten Anleger aber bei allen Produkten von einer deutlich ansteigenden Teuerungsrate ausgehen.

HVB Inflationsanleihe
Emittent/WKN: HypoVereinsbank / HV5ALY
Laufzeit: 17.03.2014
Preis: (Primärvaluta 17.03.2009) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1 % Agio)
Inflationsschutzanleihe
Emittent/WKN: Landesbank Berlin / LBB24F
Laufzeit: 02.04.2014
Preis: (in Zeichnung: 11.03.09-31.03.09) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1 % Agio)
Realzins-Anleihe II
Emittent/WKN: WestLB / WLB3FD
Laufzeit: 08.10.2012
Preis: (23.03.2009) Geld / Brief 99,93 € / 100,93 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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