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07:53 Uhr, 05.12.2012

Heizöl: Short

well...

Heizöl ist nach meinem Dafürhalten reif für eine Korrektur. Entsprechend ist hier die Trading-Idee dafür. Die Grundüberlegung ist folgende: Auch wenn kurzfristig herumspekuliert wird, ob die Konjunktur in den USA wieder anspringt, etwa aufgrund des Erholungspotenzials des Immobiliensektors und ob des Wachstumsbeitrags, den das für die Gesamtwirtschaft liefern könnte, glaube ich nicht, dass der Mineralölverbrauch der USA in absehbarer Zukunft in den Himmel wachsen wird. Davon abgesehen liefert der staatlich unterstützzte Ölschieferboom ausreichend Rohöl, um die Raffinerien auf absehbare Zukunft voll auszulasten, sodass nicht mit einer Verringerung des Preisabstands zwischen WTI und Brentöl zu rechnen ist. Vielmehr noch: Selbiger könnte noch weiter zunehmen.

Was ist allgemein vom Ölmarkt zu halten?

Es kommt nicht von ungefähr, warum in den USA die fiskalische Klippe so ein großes Thema ist. Es ist sofort zum Thema geworden, sobald fest stand, dass Obama wiedergewählt wurde. Die Obama-Regierung selbst spricht ja vom „fiskalischen Hang“ – dass sich das möglicherweise eine Rezession auslösende Sparprogramm nicht so drastisch anhört, aber ich halte es wie Marc Faber, der meinte, dass das keine fiskalische Klippe ist, sondern ein niemals endender fiskalischer Grand Canyon. Wissen Sie, wie das jetzt laufen wird? Die werden die Verschuldung in den USA weiter nach oben treiben, und die Einsparungen aufschieben, vielleicht auf das Jahr 2014. Dann wird man sich wieder treffen und wieder beschließen, dass man nicht sparen kann, und so wird das weitergehen. Und der Dollar wird in diesem Prozess immer weiter abgewertet.

Warum wohl verlangen wohl Saudi Arabien und die OPEC mindestens 100 Dollar für ein Barrel Öl? Weil sie erwarten, dass der Dollar, den sie für ihr Öl bekommen, in ein paar Jahren weniger wert werden wird? Nein, natürlich nicht. Das hat nur was mit der Wirtschaftsstärke Chinas zu tun, wird uns erzählt. Dass sich die Wirtschaft Chinas immer weiter abkühlt und der Shanghai-A-Aktienindex gerade neue Tiefs gemacht hat, wird uns nicht erzählt. Wenn Sie wissen wollen wie der Ölpreis zustande kommt dann machen sie folgende Rechnung: 100 Dollar will die OPEC, und wir haben eine fallende Terminkurve – pro Monat wird der Preis um 80 Cents günstiger an den Terminbörsen veranschlagt – das aufs Jahr gerechnet ergibt die 10 Dollar, die auf 100 USD aufgeschlagen werden – und voila! Schon haben wir einen stabilen Ölpreis bei 110 USD.

Das heißt: Wenn Öl unter 100 Dollar fallen sollte, kann man kaufen, weil man sich drauf verlassen kann, dass die OPEC weniger Öl verkaufen wird, wenn sie nicht genug Dollars dafür bekommt. Jetzt hat auch die große Stunde der Chinesen geschlagen: Jetzt, wo die Welt Bernanke und der US-Notenbank vorwirft, zu versuchen, den Dollar abzuwerten und einen Währungskrieg zu starten, gewinnt der chinesischen Renminbi immer mehr an Attraktivität. Nur so kann man sich erklären, warum etwa China und Südkorea jetzt eine Allianz gegen den Dollar geschmiedet haben. Für den bilateralen Handel wollen sie künftig verstärkt auf ihre Währungen Yuan und Won zurückgreifen - statt auf den Dollar. Also da wird noch einiges geschehen, wenn der gesamte asiatische Raum – den die USA als den von ihnen kontrollierten betrachten – strategisch, wirtschaftlich und militärisch – immer näher an China rücken wird.

Dass die USA wegen Ölschiefer von der selbst durch Dollarabwertung erzeugten Ölpreisteuerung zunehmend unabhängiger, weil selbstversorgter werden, kommt den USA natürlich zu Gute. Rohöl und Mineralölprodukte dürften in den USA eher günstiger als teurer werden.

Das ist die fundamentale Seite der Trading-Idee. Alleine aus der fundamentalen Betrachtung könnte man keinen Trade ableiten. Oder man wäre gezwungen, einfach ins Blaue hinein einen Trade abzusetzen, etwa Short WTI. Das wird in die Hose gehen.. Hier spielt die technische Analyse ihre wahre Stärke aus. Ich mache es immer so: Ich beobachte, was weltweit passiert, und komme zu einer grundsätzlichen Meinung, wo die Märkte hingehen. Wenn der Markt dann das Signal gibt, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liegen könnte, setze ich einen Trade ab, oder eine Trading-Idee hier im Blog ;) Und das Signal erhalte ich ausschließlich durch die Markttechnik.

Also kommen wir zur Sache: Ich rechne damit, dass Heizöl günstiger werden wird, anbei der übergeordnete Monats-Kerzen-Chart:

Der nächste Kursschwung könnte also abwärts gerichtet sein. Das ist auch die Erkenntnis, die man aus dem aktivierten Doppeltopp im Tageschart gewinnen kann:

Aus dem Tageschart geht eigentlich schon alles hervor, wie die Trading-Idee konkret aussieht. Hier aber die Details:

Short Heizöl 3,01 USD

Stopploss 3,13 USD

Ziele: 2,75 USD / 2,60 USD / 2,50 USD

CRV: 1:2,2 / 1:3,4 / 1:4,25

Folgendes Zertifikat halte ich für die Trading-Idee für geeignet:

ISIN DE000DE6QGY0

Alle Daten zum Zertifikat: http://www.godmode-trader.de/profil/aktie/instrumentId/9655452

Kauf zur Eröffnung (Annahme für Berechnung, dass Sie sich vorbereiten können: Kurs wie gestriger Schlusskurs, sonst Anpassung hier im Blogbeitrag): 5,27 EUR

Stopploss: 4,65 EUR

Ziele (bei konstantem EUR/USD = 1,3111): 7,10 EUR / 8,30 EUR / 9,07 EUR

CRV: 1:2,9 / 1:4,9 / 1:6,1

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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