Kommentar
12:43 Uhr, 08.01.2013

Heiße „Alpha-Wetten“ mit Optionsscheinen

Erwähnte Instrumente

  • Alpha Optionsschein auf FTSE
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Kaum hat das neue Jahr begonnen, stellen sich Anlegern immer wieder die gleichen Fragen. Welche Aktien oder Indizes werden sich in den nächsten zwölf Monaten besser oder schlechter entwickeln. Wer dabei eine absolute Prognose scheut, landet fast zwangsläufig beim sogenannten Alpha-Prinzip, bei dem es „nur" darum geht, im Direktvergleich zwischen zwei bestimmten Basiswerten den besseren oder schlechteren Titel zu ermitteln. Dabei ist unabhängig von der Richtung des Marktes allein die relative Outperformance entscheidend. In Abhängigkeit von der Auswahl der beiden Kontrahenten lässt sich dadurch das Markt- bzw. Betarisiko mehr oder weniger gut ausschließen, was den Long-/Short-Ansatz auch zu einer beliebten Hedge-Fond-Strategie macht. Doch was in der Theorie so einfach anmutet, gestaltet sich in der Praxis leider häufig umso schwieriger. Denn das Hauptproblem liegt darin, überhaupt einen geeigneten Alpha-Lieferanten zu finden, der auch längerfristig hält, was er vielleicht kurzfristig aufgrund der Vergangenheitsentwicklung verspricht. So können beispielsweise simple Brancheneffekte oder hohe Betawerte in einer Übertreibungsphase schnell zur Identifikation eines vermeintlichen Outperformance-Kriteriums führen, was sich schnell rächen kann, denn der ex definitione „ausgesperrte" Markt kann in einer solchen Situation dann auch nicht mehr helfen. Auf der anderen Seite hat eine marktneutrale Vorgehensweise natürlich auch sehr viel Charme.

Nach dem Fiasko mit nicht zueinander passenden Alpha-Paaren vor einigen Jahren, hielt sich die Zertifikate-Industrie von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen mit neuen Produkten lange zurück, doch bietet die DZ-Bank mit ihren Alpha-Turbos schon seit einiger Zeit eine spekulative Variante dieses interessanten Genres. Die Société Générale, die bislang eine ganze Reihe an Alpha-Zertifikaten ohne zusätzlichen Hebel auf die Anlegerschar losließ, setzt in dieser Woche mit einer Emission von insgesamt 70 neuen sogenannten Alpha-Optionsscheinen ein weiteres Signal. Wie bei der DZ-Variante handelt es sich auch hier um sehr risikoreiche Produkte, bei denen sich der Totalverlust nur dann vermeiden lässt, wenn sich die beiden Basiswerte auch tatsächlich an die vorgegebene Marschroute halten. Im Gegensatz zu den Alpha-Turbos der „Genossen", bei denen die Produkte bei einem Restwert von 0,10 Euro automatisch ausknocken, muss der Anleger diesen Worst-Case vor dem jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt allerdings nicht befürchten, denn analog zu herkömmlichen Optionsscheinen wird auch hier erst am Ende abgerechnet.

Wo die Risiken entsprechend hoch sind, lassen sich auf der anderen Seite aber auch exorbitant hohe Renditen erzielen. So auch bei den neuen Alpha-Optionsscheinen, die mit Laufzeiten von ein, zwei, drei, vier und sogar fünf Jahren angeboten werden und sich damit auch für eine längerfristige Spekulation eignen. Bei den Basiswerten, die die unterschiedlichsten Alpha-Paare bilden, handelt es sich ausschließlich um Indizes, die von den etablierten DAX, Euro STOXX 50, S&P 500 oder CAC 40 über den S&P BRIC 40 bis hin zu den krisengeschüttelten Leit-Indizes aus Spanien (IBEX 35) und Italien (FTSE MIB) reichen. Mit dem Euro STOXX Banks lässt sich darüber hinaus auf eine Aufholung der Bankenwerte gegenüber DAX oder Euro STOXX 50 setzen.

Besonders interessant sind aber auch weitere Kombinationsmöglichkeiten, die sich auch charttechnisch unterfüttern lassen, wie der gerade erschienene Jahresausblick von HSBC Trinkaus zeigt. So könnte beispielsweise die lange Underperformance des Euro STOXX 50 gegenüber dem DAX in diesem Jahr zu Ende gehen und sich deshalb eine entsprechende Long-Short-Strategie durchaus lohnen. Gute Chancen sehen die Analysten aber auch bei Long-Engagements im IBEX 35 bzw. FTSE MIB und einer gleichzeitigen Verkaufs-Position in DAX oder Euro STOXX 50, da die Leit-Barometer der Krisenländer ihre Preistiefs bereits Mitte vergangenen Jahres gesehen haben sollten. Ähnliches gilt auch für den französischen CAC 40, der vor kurzem nach oben ausgebrochen ist und sich deshalb ebenfalls für ein Long-Investment gegenüber den etablierteren Märkten eignen könnte. Als weitere Überraschungskandidaten werden von vielen Aktienstrategen die Emerging Markets, allen voran China betrachtet, die zuletzt eher zur Underperformance neigten. Ein kombinierter Ansatz mit einer Kauf-Position im S&P BRIC 40 und einem gleichzeitigen Verkauf von DAX, Euro STOXX 50 oder dem US-amerikanischen S&P 500, wie ihn die Société Générale als Alpha-Optionsscheine ebenfalls anbietet, würde diesem Szenario Rechnung tragen. Noch komprimierter wäre die Möglichkeit, den chinesischen HSCEI gegen den S&P 500 laufen zu lassen. Auch dafür sind bei den Franzosen entsprechende Produkte verfügbar. Die Spekulationsmotive mit den neuen Produkten sind also sehr vielfältig. Wie bei Optionsscheinen üblich, müssen Anleger auch hier den höheren Zeitwert länger laufender Papiere beachten. Allerdings besteht bei Langläufern natürlich auch eine größere Chance, eine entsprechende Outperformance zu erzielen. Von der Funktionsweise sind die Produkte relativ einfach nachzuvollziehen, da der Investor für jeden Prozentpunkt, den der erstgenannte Basiswert gegenüber dem zweitgenannten am Ende vorne liegt eine Rückzahlung von einem Euro erhält. Kommt es allerdings zu einer Underperformance, ist das gesamte eingesetzte Kapital komplett bis auf einen steuerrelevanten Restwert von 0,001 Euro verloren.

Einige ausgewählte Alpha-Optionsscheine:

WKN

Basiswert 1 (Long)

Basiswert 2 (Short)

Finaler Bewertungstag

Emissionspreis (Euro)

SG3P6A

Euro STOXX 50

DAX

20.12.2013

2,17

SG3P7Y

Euro STOXX 50

DAX

15.12.2017

2,50

SG3P6D

Euro STOXX Banks

Euro STOXX 50

20.12.2013

8,24

SG3P56

IBEX 35

DAX

20.12.2013

5,40

SG3P57

IBEX 35

Euro STOXX 50

20.12.2013

5,63

SG3P52

FTSE MIB

DAX

20.12.2013

5,32

SG3P53

FTSE MIB

Euro STOXX 50

20.12.2013

5,55

SG3P6F

CAC 40

Euro STOXX 50

19.12.2014

4,14

SG3P6E

CAC 40

DAX

19.12.2014

3,00

SG3P58

S&P BRIC 40 (EUR)

S&P 500

20.12.2013

8,10

SG3P55

HSCEI

S&P 500

20.12.2013

8,03

Der BörseGo Tipp:

Die neuen Produkte bieten risikobewussten Anlegern eine weitere Möglichkeit zu einer interessanten und lohnenswerten „Alpha-Wette". Allerdings handelt es sich auch hier um reinrassige Hebel-Papiere, bei denen ein Knock-Out zwar während der Laufzeit verhindert wird, der Totalverlust aber bei einer Underperformance bei Fälligkeit automatisch eintritt. Die Positionsgrößen sollten deshalb entsprechend klein gehalten werden.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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