Kommentar
01:00 Uhr, 23.03.2010

Hedgefunds kontrolliert LME Zinnmarkt / -86% Crash!

(Korrigierte Fassung). Den auf Rohstoffhandel spezialisierten Hedgefunds Ebullio Capital Management hat es im Februar regelrecht zerrissen. Positionen mußten zwangsliquidiert werden, die Performance brach um sage und schreibe 86% ein. Auf Sicht eines Jahres liegt eine Performance von -95% vor.

Laut einem Reutersbericht von Ende 2009 soll dieser britische Hedgefunds an der London Metall Exchange (LME), einer der größten Rohstoff-Terminbörsen weltweit, 90% der Zinn-Lagerbestände und Zinn Cashkontrakte gehalten haben. Als Marktbeobachter muß man sich schon fragen, wie es sein kann, dass eine einzige Institution, - es ist mir ziemlich egal, ob das ein Fonds, ein Hedgefunds, ein normaler Rohstoffhändler oder aber eine Staatsfonds ist -, einen solch hohen Anteil eines Marktes aufkaufen und kontrollieren kann.

Die britische Regierung sträubt sich gegen Regulierungsansinnen anderer europäischer Staaten wie Deutschland oder Frankreich. Kein Wunder, Großbritannien ist wirtschaftlich auf den Finanzsektor angewiesen. Regulierung wird kommen, Regulierung muß kommen. Man kann nur hoffen, dass die Bundesregierung an dieser Stelle nicht locker lassen wird.

Anbei der aktuelle Letter des Hedgefunds an seine Klienten :
[Link "http://img.godmode-trader.de/charts/3/2005/Ebullio0investors[1].pdf" auf img.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Anbei die Kursverläufe von Kupfer und dem festlandchinesischen Aktienmarkt (Shenzhen B Index) direkt im Vergleich. Zwischen beiden liegt eine hohe positive Korrelation vor. Steigt China, steigt Kupfer. Fällt China, fällt der Kupferpreis. Es gehört zur Allgemeinbildung eines 16-jährigen Schülers, dass die Chinesen seit geraumer Zeit als starke Käufer von Rohstoffen am Markt auftreten.

Die chinesische Notenbank ("People's Bank of China") entzieht dem chinesischen Finanzmarkt über diverse Maßnahmen Liquidität. Während die Europäer täglich auf die verbrannte Erde ihrer konjunkturellen Blumentopfs schauen, ob sich nicht doch endlich klarere Anzeichen eines wirtschaftlichen Aufschwungs zeigen könnten, haben die Chinesen ganz andere Probleme. Ihnen läuft die Konjunktur heiß, sie müssen gegensteuern und versuchen die Inflation in den Griff zu bekommen.

Eigentlich schon seit Monaten korrigieren die festlandchinesischen Indizes (Shanghai und Shengzhen), seit Februar sind auch die Metallpreise von Korrekturen betroffen. Anbei die Preisverläufe von Zinn, Kupfer und Nickel.

Man muß nicht über die Maßen spekulieren, um recht konkret zu erahnen, weshalb Ebullio Capital gegen die Wand gefahren ist. Die Korrektur, der Dip der Metallpreise hat den Hedgefunds im Februar 86% Performance gekostet. Daran läßt sich recht eindrucksvoll erkennen, in welch hohem Maß überhebelt der Fonds unterwegs war.

Gut, dem Rohstoffmarkt selbst hat es nicht unbedingt hochgradig geschadet. Den Schaden haben die Anleger, die ihre Gelder in diesen Fonds gesteckt haben. Dennoch bleibt bei uns Marktbeobachtern ein schaler Beigeschmack zurück und bei einem aufgeklärt denkenden Mensch der Wunsch nach einer angemessenen Regulierung der Branche.

Beste Grüße,
Ihr Harald Weygand

Kurse und Charts der Metalle finden Sie übrigens hier :
http://www.godmode-trader.de/Kurse-Charts/Rohstoffe

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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