Kommentar
21:32 Uhr, 18.11.2014

Hat sich Carl Icahn verzockt?

Der Aktionismus des berühmten US-Investors Carl Icahn ist beim Autoverleiher Hertz kräftig nach hinten losgegangen.

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Carl Icahn ist ein sehr aktiver Investor. Während andere investieren und warten, nimmt er die Dinge selbst in die Hand. Er kauft große Aktienpakete, tauscht mit seinem Einfluss das Management von Unternehmen aus und bekommt mehrere Sitze im Aufsichtsrat. Oft bringt das viel. Manchmal kann so etwas aber auch nach hinten losgehen.

Icahns Aktionismus ging beim Autoverleiher Hertz jetzt erst einmal kräftig nach hinten los. Icahn kaufte sich mit einem Anteil von über 8% in das Unternehmen ein. Seiner Meinung nach ist Hertz unterbewertet. Er hat allerdings auch von Anfang an gesagt, dass Hertz einige gravierende Probleme hat. Unter anderem sei das Management einfach nicht gut genug, die Buchhaltung sei fragwürdig und operationell müsste es einfach besser funktionieren.

Icahn hatte wohl Recht. Die Aktie verliert seit Wochen deutlich an Wert. Das war wohl nicht das, was Icahn beabsichtigte, ist aber nur die logische Konsequenz, wenn ein Aktionär aufdeckt, was alles nicht läuft. Größtes Sorgenkind ist die Buchhaltung. Ursprünglich hieß es, Hertz müsse die Ergebnisse aus dem Jahr 2011 korrigieren. Nun wurde bekannt, dass es auch bei den Zahlen für 2012 und 2013 Korrekturen geben wird. Wohin diese Korrekturen führen, weiß keiner. Für Icahn ist das ein enormes Risiko. Man stelle sich nur vor, Hertz hätte in diesen Jahren nur einen Bruchteil des Gewinns gemacht, den das Unternehmen ausgewiesen hat.
Die Zahlen hatten sich seit 2009 eigentlich gut entwickelt. Aus einem Verlust von 126 Mio. USD im Jahr 2009 ist 2013 ein Gewinn von ca. 350 Mio. geworden. Blöd nur, dass nun niemand mehr so recht weiß, ob das überhaupt stimmt. Hertz ist mit 9,7 Mrd. USD bewertet. Das entspricht etwa dem Jahresumsatz. Assets hat das Unternehmen vergleichsweise wenig. Der Wert der Autos entspricht in etwa den Schulden. Die Nettovermögenswerte, die Hertz hat, sind allesamt immateriell. Es gibt für Aktionäre also kein Sicherheitsnetz.

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Für 2014 gibt es bisher überhaupt noch keine Zahlen. Die aktuellsten sind von Ende 2013. Es ist unter diesen Umständen eigentlich verwunderlich, dass die Aktie noch nicht deutlich tiefer steht. 2014 ist fast vorbei und Aktionäre haben keine Ahnung, was in diesem Jahr bisher überhaupt so alles geschehen ist.

Icahn will zwar weiter aufräumen, ob ihm das aber gelingt, sei dahingestellt. Momentan wirkt es nicht so, als würde er schnell Gewinn aus dem Investment ziehen können. Immerhin erholt sich die Aktie derzeit wieder. Das dürfte wohl auch an den guten Zahlen der Konkurrenz liegen. Wenn es bei denen sehr gut läuft, dann wird Hertz da wohl nicht komplett aus der Reihe tanzen.
Für Icahn reicht das derzeit noch nicht. Seine Position wurde bei ca. 30 USD aufgebaut. Bis dahin fehlen der Aktie von gut 20%. Wegen der zahlreichen Probleme ist die Aktie stark gefallen. Das Aufholpotential ist daher grundsätzlich hoch. Persönlich finde ich es allerdings ziemlich riskant zu investieren, ohne eine Ahnung davon zu haben, was die Zahlen sagen werden. Man kann vermuten, dass sie gut sein werden. Es könnte aber auch zutage treten, dass Hertz sehr viel schlechter dasteht als vermutet. Ein Hertz Investment ist langfristig vielleicht interessant, kurz- bis mittelfristig ist es ein Münzwurf.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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