Hat Janet Yellen recht?
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Nach ihrer Anhörung im Kongress Anfang August wies Fed-Chefin Janet Yellen auch auf eine potenzielle Überhitzung am High-Yield-Markt hin. Als Manager eines High-Yield-Portfolios muss ich Yellen zustimmen: Seit die Notenbanken die Renditen sicherer Anlagen auf nahezu null gedrückt haben, bleibt Anlegern gar nichts anderes übrig, als sich anderweitig umzuschauen. Nach meinem Dafürhalten lautet die entscheidende Frage: Macht ein Engagement am Hochzinsanleihemarkt noch Sinn und falls ja, wo genau sollte man sich engagieren?
Von kurzzeitigen Störungen abgesehen, wie beispielsweise die Querelen um Argentinien, ist die Weltkonjunktur jetzt insgesamt stabiler. Der Aufschwung in den USA geht gut voran, wie sich an der BIP-Zuwachsrate von 4 Prozent für das zweite Quartal ablesen lässt, und auch in Europa mehren sich die Zeichen für eine breit angelegte Erholung. Nicht zuletzt stehen die Zeichen auch in China wieder auf Wachstum. Doch Notenbanker wissen, dass die Zahlen aus ein, zwei Quartalen nicht reichen, um einen eigendynamischen Aufschwung sicherzustellen, und zwar einen Aufschwung, der nicht auf eine Nullzinspolitik angewiesen ist. Sie warten ab, bis sich eine nachhaltige Verbesserung abzeichnet, und können dabei sehr viel geduldiger sein als Portfoliomanager und Händler. Sofern die Inflationsrate nicht plötzlich anzieht, werden die Zentralbanken wohl kaum auf die geldpolitische Bremse treten. Insoweit ist der Zeitpunkt in der Tat gut, um sich an den High-Yield-Märkten einzudecken. Diese Sichtweise wird auch von soliden Unternehmenszahlen untermauert.
Wo also sollte man investieren? Der Hochzinsmarkt reagierte mit nachlassenden Kursen auf Yellens Bemerkung. Yellens Kommentar bezog sich auf den Aufschlag, den Anleger zum Ausgleich des Unternehmensanleihen innewohnenden Kreditrisikos kassieren, also den Renditevorteil gegenüber US-Treasuries, Bundesanleihen oder sonstigen Staatsanleihen mit hoher Bonität.
Zuvor lagen die Renditeaufschläge globaler Hochzinsanleihen um eine Standardabweichung über den durchschnittlichen Aufschlägen im vergangenen Jahr. Seitdem haben sich die Spreads ausgeweitet, wobei die Aufschläge auf globale Hochzinsanleihen mittlerweile eher günstig sind bzw. dem Durchschnitt entsprechen.
Bei High Yield handelt es sich zudem um eine Anlageklasse mit relativ kurzer Duration, die im Gegensatz zu Staatsanleihen und Investment-Grade-Papieren weniger vom zu erwartenden Zinsanstieg betroffen sein würde. Angesichts der sich normalisierenden Spreads, der guten Bonität aufseiten der Emittenten und des überschaubaren Exposure gegenüber der Zinsentwicklung müssen wir Yellen in der Tat für ihre aufschlussreichen Worte danken. Unser Rat an Investoren: Hochzinsanleihen bleiben eine lukrative Anlageform für all diejenigen, die nach Rendite streben.
Autor: Tim Dowling, Leiter Global High Yield Credit; ING Investment Management, New York
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