Kommentar
17:45 Uhr, 06.09.2019

Britisches Oberhaus billigt Gesetz gegen No-Deal-Brexit - WSJ: US-Justizministerium untersucht Abgas-Deal von BMW, VW, Ford und Honda mit Kalifornien

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  • Kudlow: China-Telefonat verlief "sehr gut"
  • Trump fordert erneut Zinssenkungen
  • Schwache US-Arbeitsmarktdaten belasten Aktienmärkte kaum
  • BASF, BMW, Varta an Batterienkonsortium beteiligt
  • No-Deal-Brexit günstiger als erneute Verschiebung
  • Handelskonflikte kosten Weltwirtschaft 850 Mrd. USD
  • Deutsche Industrie produziert weniger
  • Türkei will Atommacht werden
  • Kone an der Aufzugssparte von Thyssenkrupp interesssiert
  • VW macht Nägel bei Batterieproduktion mit Köpfen

DAX

  • Der deutsche Aktienmarkt hat seine jüngste Kursrally auch am Freitag fortgesetzt. Der DAX beendete den Xetra-Handel mit einem Plus von 0,54 Prozent auf 12.191,73 Punkte. Schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus den USA konnten die gute Stimmung am Freitag kaum dämpfen. Die Entspannungssignale in der Entwicklung der Brexit-Debatte und im Handelsstreit zwischen den USA und China haben dem Markt zuletzt Auftrieb gegeben. Zudem scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Konjunkturpessimismus der vergangenen Wochen und Monate womöglich doch etwas übertrieben war. Am Freitag sorgte zudem die chinesische Notenbank mit einer Zinssenkung für frische Kaufimpulse. Die Wirtschaft der Eurozone verzeichnete im zweiten Quartal unterdessen ein moderates Wachstum. Auf Quartalssicht wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie im Rahmen der dritten Veröffentlichung am Freitag bestätigt wurde. Auch an der Wall Street dürfte der Handel am Freitag mit leichten Kursgewinnen starten. Der S&P 500 befindet sich inzwischen wieder in der Nähe seines Allzeithochs.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Das US-Justizministerium hat laut "Wall Street Journal" kartellrechtliche Ermittlungen gegen die Autobauer BMW, Volkswagen, Ford und Honda eingeleitet. Hintergrund der Ermittlungen sind Absprachen der vier Autobauer untereinander sowie mit dem Bundesstaat Kalifornien zur Einhaltung strengerer Abgaswerte, als dies eigentlich nach Bundesrecht notwendig wäre. Mit ihren Absprachen könnten die Autobauer gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen haben, so der Verdacht. Der Deal war erst im Juli angekündigt worden.
  • Die Trump-Regierung will die beiden staatlich geförderten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corp.) reprivatisieren. Entsprechende Pläne wurden nun vorgestellt. Die beiden Unternehmen garantieren einen Großteil der in den USA vergebenen Hypothekenkredite und waren nach der Finanzkrise unter staatliche Verwaltung gesteltlt worden. Die geplante Reprivatisierung bedarf keiner Zustimmung des US-Kongresses.
  • Der Bund hat mit den Mobilfunknetzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch offiziell Verträge über den Ausbau der Netze im ländlichen Raum geschlossen, um dort Lücken im Netz zu schließen. Im Gegenzug dürfen die Unternehmen ihre Zahlungen über insgesamt 6,55 Milliarden Euro für die in der Frequenzauktion ersteigerten Frequenzblöcke mit jährlichen Raten über den Zeitraum bis 2030 strecken.
  • Facebook bietet seit Donnerstag auch in den USA eine Dating-Funktion an. Nutzer müssen für die Funktion zunächst ein separates Dating-Profil ausfüllen. Facebook schlägt dann auf Basis der Daten über seine Nutzer mögliche passende Partner vor. Die Dating-Funktion wurde zunächst in Kolumbien getestet und ist inzwischen in 20 Ländern verfügbar. Der Start in Europa ist für Anfang 2020 geplant.
  • Der Absatz der Volkswagen-Tochter Audi ist im August um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 150.100 Fahrzeuge gesunken. In den ersten acht Monaten verringerten sich die Auslieferungen um 4,5 Prozent auf 1,21 Millionen Fahrzeuge.
  • Der Autobauer Daimler hat seinen Pkw-Absatz bei den Marken Mercedes-Benz und smart im August um 15,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 188.980 Fahrzeuge gesteigert. Im bisherigen Jahresverlauf bis einschließlich August ging der Absatz um 1,0 Prozent auf rund 1,582 Millionen Fahrzeuge zurück. Bei der Kernmarke Mercedes-Benz legte der Absatz im August um 14,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 117.819 Fahrzeuge zu.
  • Am zweiten europäischen Konsortium zur Fertigung von Batteriezellen werden laut "Handelsblatt" auch die deutschen Unternehmen BASF, BMW, Varta sowie der bayerische Batteriehersteller BMZ beteiligt sein. Neun europäische Staaten und 30 Unternehmen hätten sich auf die Aufgaben der einzelnen Unternehmen im Rahmen des Konsortiums geeinigt. Bisher kommen Batteriezellen für Fahrzeuge fast nur aus Asien.
  • Der Volkswagen-Konzern treibt seine E-Auto-Strategie voran. Die Wolfsburger haben mit Northvolt aus Schweden ein Joint Venture vereinbart, um in Salzgitter eine Fabrik für Lithium-Ionen-Batteriezellen hochzuziehen. Produktionsbeginn soll Anfang 2024 sein. VW investiert 900 Mio. Euro.
  • Der finnische Kone-Konzern wirbt offen mit seinem Interesse an der Aufzugssparte von Thyssenkrupp. Der Vorstandschef des Aufzugherstellers, Henrik Ehrnrooth, sagte der „Rheinischen Post“: „Die Situation bei Thyssenkrupp ist sehr interessant für uns. Die Aufzugssparte von Thyssenkrupp würde perfekt zu Kone passen." Die Aufzugssparte gilt als Ertragsperle und wird deutlich höher bewertet als der Gesamtkonzern.
  • Die Bayer-Tochter Monsanto hat Kritiker in ganz Europa überwacht und löste so einen Skandal aus. Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern hatte US-Anwälte damit beauftragt, die umstrittenen Kritikerlisten zu untersuchen. Dabei seien keine Hinweise auf illegales Verhalten festgestellt worden, teilte das Konzern nun mit. In dem vorgelegten Bericht heißt es: „Wir haben keine Beweise gefunden, die die Behauptungen der französischen Medien unterstützen, dass die Stakeholder-Listen illegal waren." Es gebe auch keine Hinweise, dass die Listen auf einer illegalen „Überwachung von Personen basierten, wie von Medien behauptet wurde". Die Inhalte der Listen stammten vielmehr „hauptsächlich" aus öffentlich zugänglichen Informationen wie Presseartikeln oder aus den sozialen Medien.
  • Die Deutsche-Post-Tochter Streetscooter plant die Expansion auf den chinesischen Markt. Mit dem chinesischen Automobilhersteller Chery Holding habe das Unternehmen eine Absichtserklärung zur Produktion sowie Entwicklung eines angepassten elektrischen Nutzfahrzeugs für die letzte Meile im Verteilerverkehr unterzeichnet, teilte Streetscooter am Freitag mit. Die Bonner gehen von einer Gesamtinvestition von bis zu 500 Mio. Euro aus.
  • Der Sportmodehersteller Lululemon hat im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Umsatz legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 883,4 Millionen Dollar zu, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte. Die Analysten hatten nur mit 846,8 Millionen Dollar gerechnet. Der Gewinn je Aktie stieg von 0,71 Dollar auf 0,96 Dollar, womit die Erwartungen von 0,89 Dollar ebenfalls übertroffen wurden.

Konjunktur & Politik

  • Das britische Oberhaus hat das Gesetz gebilligt, mit dem ein sogenannte No-Deal-Brexit zum 31. Oktober verhindert werden soll. Der EU-Austritt Großbritanniens soll laut Gesetz bis Ende Januar verschoben werden, falls es bis zum 19. Oktober keine Einigung mit der EU auf die Modalitäten des Brexit gibt. Königin Elizabeth II. muss das Gesetz nun noch unterzeichnen, damit es wirksam wird.
  • US-Präsident Donald Trump hat die US-Notenbank Federal Reserve am Freitag erneut zu Leitzinssenkungen aufgefordert. "Ich stimme @jimcramer zu, dass die Fed die Zinsen senken sollte. Sie waren VIEL zu früh mit den Erhöhungen und viel zu spät mit der Senkung - und eine große Dosis Quantitative Tightening hat auch nicht gerade geholfen. Wo habe ich diesen Kerl Jerome nur gefunden? Nun ja, man kann sie nicht alle gewinnen!", schrieb Trump auf Twitter. Die letzten beiden Sätze spielen auf Jerome Powell an. Powell war von Trump für das Amt des Fed-Gouverneurs nominiert worden.
  • Der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, hat mit Aussagen am Freitag die Hoffnung auf einen baldigen Handelsdeal zwischen den USA und China weiter befeuert. Ein Telefongespräch von US-Finanzminister Mnuchin, dem Handelsbeauftragten Lighthizer und dem chinesischen Vizepremier Liu He am Mittwoch sei "sehr gut" verlaufen, sagte Kudlow am Freitag. "Die Telefonleitungen waren in dieser Zeit offen und die Verhandlungen wurden fortgesetzt", sagte Kudlow. China und die USA hatten sich darauf verständigt, die Handelsgespräche auf höchster Ebene Anfang Oktober fortzusetzen. Bereits im September soll auf der Arbeitsebene weiterverhandelt werden.
  • Der US-Arbeitsmarkt hat sich im August etwas schwächer entwickelt als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft wurden 130.000 neue Stellen geschaffen, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Die Volkswirte hatten mit netto 160.000 neuen Stellen in der größten Volkswirtschaft der Welt gerechnet. Ein erheblicher Teil der neu geschaffenen Stellen entfiel zudem auf vorübergehend eingestellte Arbeiter für eine anstehende US-Volkszählung. Im Privatsektor wurden 96.000 neue Stellen geschaffen. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen in den beiden Vormonaten wurde um insgesamt 20.000 Stellen nach unten revidiert. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote, die an den Finanzmärkten in der Regel weniger Aufmerksamkeit erfährt als die Zahl der neu geschaffenen Stellen, blieb im August wie erwartet bei 3,7 Prozent.
  • Die chinesische Notenbank hat ihre Geldpolitik am Freitagvormittag überraschend gelockert. Der Mindestreservesatz wurde um 0,5 Prozentpunkte gesenkt.
  • In Großbritannien hat der High Court die von Premierminister Boris Johnson erlassene Zwangspause des Parlaments bestätigt und eine Klage dagegen abgewiesen. Allerdings wurde eine Berufung zum Supreme Court, dem obersten britischen Gericht, erlaubt.
  • Die Wirtschaft der Eurozone ist im zweiten Quartal moderat gewachsen. Auf Quartalssicht wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie im Rahmen der dritten Veröffentlichung am Freitag bestätigt wurde. Das Wachstum auf Jahressicht wurde von 1,1 Prozent auf 1,2 Prozent leicht nach oben revidiert.
  • Die von der Berliner Landesregierung geplante Mietpreisbremse ist nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, verfassungswidrig. Dies gehe aus einem 17-seitigen Rechtsgutachten Papiers im Auftrag des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hervor, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
  • Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe in Deutschland war nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juli saison- und kalenderbereinigt 0,6 Prozent niedriger als im Vormonat. Für den Juni ergab sich nach Revision der vorläufigen Ergebnisse ein Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber Mai 2019 (vorläufiger Wert: -1,5 %).
  • Der Türkei sollte nach Auffassung ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erlaubt werden, in den Kreis der Atommächte aufzusteigen. "Einige Länder haben Raketen mit nuklearen Sprengköpfen, nicht nur eine oder zwei. Aber sie sagen uns, wir könnten sie nicht haben. Das akzeptiere ich nicht", sagte Erdoğan bei einem Wirtschaftsforum in der Stadt Sivas.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine friedliche Lösung der Spannungen in Hongkong gefordert. Sie habe mit Chinas Ministerpräsident Li Keqiang angesichts der anhaltenden Massenproteste der Demokratiebewegung über das Thema gesprochen, sagte Merkel am Freitag in Peking. Das Grundsatzabkommen Großbritanniens mit China zur Übergabe der ehemaligen Kronkolonie gelte weiter. Deshalb müssten den Bürgern in Hongkong „Rechte und Freiheiten“ gewährt werden. Nach den Worten von Li Keqiang soll das „Chaos" in Hongkong beendet werden. Das werde aber im Rahmen der Gesetze geschehen, versicherte der Premier. China habe „die Weisheit", das zu tun. Die Zentralregierung habe schon mehrfach bekräftigt, dass mit der chinesischen Sonderverwaltungsregion „auf der gesetzlichen Basis“ umgegangen werde. Angesichts der andauernden Unruhen hat die Ratingagentur Fitch Hongkong herabgestuft. Die Bewertung der Bonität des wichtigen Finanzplatzes als Emittent langfristiger Schuldverschreibungen in ausländischer Währung wurde von AA+ auf AA gesenkt – mit negativem Ausblick.
  • Die von US-Präsident Donald Trump initiierten Handelsunsicherheiten werden laut einer Studie der US-Notenbank Fed die Welt 850 Mrd. US-Dollar an Wirtschaftskraft kosten. Die Verunsicherung dürfte das Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts zudem um einen Prozentpunkt schmälern. Die Fed-Experten legten eine weltweite Wirtschaftsleistung von 85 Bio. Dollar zugrunde. Die Schätzungen seien allerdings ungewiss, hieß es.
  • Ein ungeregelter Brexit Ende Oktober wäre nach Ansicht von DIW-Chef Marcel Fratzscher für Deutschland günstiger als eine erneute Verschiebung. Die erwartbaren Kosten für die Bundesrepublik seien mittel- bis langfristig eher gering, deutsche Verbraucher kaum betroffen und Chaos vermeidbar, sagte Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur. „Was ich jetzt an Risiken sehe, ist die Unsicherheit", sagte Fratzscher. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende - lieber jetzt ein harter Brexit als eine Hängepartie, die sich noch ein oder zwei Jahre hinzieht."
  • Der ehemalige Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, ist im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Singapur verstorben. Sein Nachfolger, Präsident Emmerson Mnangagwa, bestätigte am Freitag entsprechende Berichte. Mugabe sei ein Befreiungsheld gewesen, der sein Leben der Emanzipation seines Volkes gewidmet habe, schrieb er. Im Jahr 2017 war Mugabe nach insgesamt rund 37 Jahren an der Macht gestürzt worden.
  • Das Bundesumweltministerium möchte nach Informationen der "Bild"-Zeitung einen Gesetzentwurf mit dem Ziel eines Plastiktütenverbots ab kommendem Jahr vorlegen. Plastiktüten, darunter auch "bio-basierte und bio-abbaubare Kunststofftragetaschen", sollten demnach ab 2020 in Geschäften nicht mehr erlaubt sein, so ein Bericht der Zeitung unter Berufung auf einen entsprechenden Gesetzentwurf.
  • Die Schweizerische Nationalbank (SNB) misst Kryptowährungen wie Bitcoin wenig Potenzial zu. Kryptowährungen hätten „eher den Charakter von spekulativen Anlageinstrumenten als von 'gutem' Geld", sagte SNB-Präsident Jordan. Wenn Kryptogelder wie Libra aber mit stabilen Landeswährungen hinterlegt werden, könnte dies die Geldpolitik auf die Probe stellen.

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