Kommentar
01:20 Uhr, 30.08.2007

Grisu der kleine Drache

Wer heutzutage als Notenbänker anheuert, hat vermutlich ähnliche Intentionen wie Grisu der kleine Drache: Er will Feuerwehrmann werden! Nachdem der alte Fuchs Alan Greenspan diesen Job doch mit einiger Bravour 19 Jahre lang gemeistert hat, durfte sein Nachfolger als Fed-Chef, Ben Bernanke, mit der Senkung des Diskontsatzes letzten Freitag auch das erste mal richtig löschen. Und was für ein Feuer das hätte werden können (oder noch wird) weiß wohl keiner so recht. Jedenfalls darf man alle Beteuerungen, ein Überborden der Hypotheken.Krise auf die Realwirtschaft sei nicht zu erwarten, getrost in die Schublade Beruhigungspillen stecken. Das ist gut gemeint, aber wir wissen es alle besser: Dass „diesmal alles anders“ ist hörten wir schon mehrfach, so auch im Jahr 2000. Ob und inwieweit die außerordentlich gut laufende Weltkonjunktur doch tangiert wird, sehen wir erst in einigen Wochen oder Monaten, wenn neue Daten vorliegen. Ich tendiere ganz klar dazu: Denn der Schock sitzt tief, und die Liebe zum Risiko dürfte nicht nur an der Börse, sondern auch in der real existierenden Wirtschaft gelitten haben. Insbesondere die Kreditvergabe der Banken könnte restriktiver werden, was sich unweigerlich auf die Investitionen auswirkt. Da helfen dann auch formal niedrigere Zinsen nichts, wenn man gar nicht erst ans Darlehen kommt.

Kurzum: Die Chance wieder neue Hochs in den Aktienmärkten zu erklimmen ist viel geringer, als eine Wiederaufnahme der Talfahrt. Dabei darf man sich bewertungstechnisch nicht von den aktuell hervorragenden Gewinnen der Unternehmen blenden lassen. Erstens kann sich das ganz schnell ändern, und zweiten zählen Fundamentals in der Panik wenig.

Auf eines freilich kann man setzen, und das ist besonders für Trader wichtig: Wenns wirklich wieder hart kommt, macht Grisu verlässlich seinen Job. Und zwar solange er Wasser hat. Magier Greenspan hat durch zahlreiche Zinserhöhungen im Boom dafür gesorgt, dass Bernanke auf einen vollen Tank zurückgreifen kann.

Autor: Daniel Kühn - Chefredakteur vom Forex-Report.de

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Harald Weygand
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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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