Kommentar
15:21 Uhr, 05.05.2009

Grippewelle statt Kursrallye?

Mit Besorgnis nahmen die internationalen Börsen den Ausbruch der Schweinegrippe wahr und schickten die Kurse an den Leitbörsen zunächst auf Talfahrt. Überwiegend positive Konjunktur- und Unternehmensmeldungen sorgten im weiteren Verlauf der Handelswoche jedoch wieder für steigende Notierungen.

Grippewelle statt Kursrallye?

Die Meldung der vergangenen Woche war zweifelsohne die Sorge vor einer möglichen Pandemie nach Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko. Auch die Börsen blieben von den Geschehnissen nicht unbeeindruckt. Zu Wochenbeginn reagierten die Märkte verschnupft und schickten vor allem Tourismuswerte und Fluggesellschaften auf Talfahrt. In Krisenzeiten verzichten viele Menschen auf Fernreisen. Größter Verlierer war die Aktie von British Airways, die viele Flugverbindungen nach Mexiko unterhält.

Experten schätzen die Kosten einer Pandemie auf bis zu 3 Billionen US-Dollar. Die Folge wäre eine deutliche Verschärfung der aktuellen Rezession. Insofern drückte die Meldung allgemein die Stimmung an den Börsen. Bisher gibt es jedoch noch wenige Verdachtsfälle außerhalb von Mexiko und den USA. Gegenüber traditionellen Antibiotika soll das H1N1-Virus resistent sein. Es bestehen jedoch Chancen, dass die Wirkstoffe Tamiflu und Relenza ein wirksames Medikament sein könnten. So profitierten in erster Linie die Produzenten Roche und GlaxoSmithKline von der Krise. Auch die Kurse von Novartis und Schering-Plough mit ihren Kernkompetenzen in der Impfstoffentwicklung zogen an.

Die Anzahl der Verdachtsfälle hält sich vergleichsweis in Grenzen. An der normalen Grippe leiden hingegen jährlich drei bis fünf Millionen Menschen, wovon weltweit etwa 500.000 ums Leben kommen. Ab Wochenmitte trat das Thema daher wieder in den Hintergrund und die überwiegend positiven Konjunktur- und Unternehmensnachrichten bestimmten das Bild. In diesem Umfeld setzten auch die Börsen in Europa ihren positiven Trend weiter fort. Seit Jahresanfang kann das Börsenbarometer DAX inzwischen auf eine annähernd ausgeglichene Bilanz zurückblicken. Am Donnerstag notierte der deutsche Leitindex zwischenzeitlich wieder über 4.800 Punkte. Auffällig ist weiterhin, dass negative Nachrichten durchaus mit Kursverlusten abgestraft werden, sich die Verluste jedoch in Grenzen halten und positive Überraschungen weitaus stärker mit steigenden Notierungen honoriert werden. Beispiele dafür finden sich in Siemens und BASF. Beide Konzerne bekommen den wirtschaftlichen Abschwung stärker als bisher angenommen zu spüren. Die präsentierten Quartalszahlen lagen jedoch über den Erwartungen der Marktteilnehmer. In einer ersten Reaktion gewannen beide Aktien etwa sieben Prozent an Wert.

US-BIP schrumpft deutlich

Die Hoffnung vor einem schnellen Ende der Krise in den USA hat vergangene Woche einen Dämpfer erlitten. Nach starkem Einbruch im vierten Quartal erwarteten Volkswirte einen geringeren Rückgang der Wirtschafttätigkeit in den ersten drei Monaten. Aufs Jahr hochgerechnet ging das BIP jedoch um 6,1 Prozent zurück und belegt, dass die USA tief in der Rezession steckt. Während Volkswirte die Zahlen unterschiedlich werteten, legten die Notierungen an Wallstreet sogar zu. Der hohe Rückgang ist besonders einem stark sinkenden Lagerbestand zu verdanken. Perspektivisch gesehen, ist dies jedoch eine gute Basis für einen möglichen Aufschwung. Noch bedienen Firmen die Nachfrage aus dem Lager, zukünftig könnte die Produktion aber umso stärker wieder anziehen. Die Ausgabenfreude der Verbraucher wurde jedenfalls noch nicht getrübt. Sowohl nominal als auch real stiegen die Konsumausgaben seit Jahresbeginn an. Am Freitag wurde zudem auch das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan überraschend deutlich nach oben korrigiert. Auf Wochensicht legten US-Titel daher weiter zu und verteuerten sich durchschnittlich um etwa 1,5 Prozent.

Fiat avanciert zum Weltkonzern

Vor fünf Jahren stand Fiat selbst kurz vor der Insolvenz. Nun will Firmenchef Sergio Marchionne einen neuen Weltkonzern schmieden, der die Italiener nach Toyota zum zweitgrößten Autobauer der Welt werden lässt. Bereits letzte Woche sicherte sich Fiat einen Anteil von 30 Prozent an Chrysler, die am Freitag Insolvenz anmelden mussten. US-Präsident Barack Obama begrüßte den Schritt. Die geplante Übernahme des Europageschäfts von General Motors und somit der Kauf von Vauxhall, Saab und Opel stieß bei deutschen Politikern bisher jedoch nicht auf Begeisterung. Das Konzept des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna findet derzeit noch größeren Anklang. Die Bundesregierung fürchtet, dass Fiat mögliche Staatshilfen zur eigenen Schuldendeckung nutzen könnte. In dieser Woche wollen die Italiener ihr Konzept im Wirtschaftministerium vorstellen und Klarheit schaffen. Branchenkenner sehen im Zusammenschluss die nötige Größe erreicht, um trotz hoher Entwicklungskosten profitabel arbeiten zu können. Die Produktpalette von Fiat und Opel ähnelt sich jedoch stark. Beide Konzerne zielen mit ihrer Modellpalette auf die gleiche Käuferschicht ab, sodass ein Markenkannibalismus befürchtet wird.

Ausblick

Am Donnerstag sollen Details zum Stresstest für US-Banken veröffentlichet werden. Ersten Gerüchten zufolge benötigen Citigroup und Bank of Amerika weiteres Eigenkapital von mindestens 10 Mrd. US-Dollar. Sollten darüber hinaus weitere Banken unterkapitalisiert sein, sind starke Kursbewegungen nicht auszuschließen.

Auf konjunktureller Seite steht am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. Trotz eines leichten Rückgangs der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wird erneut mit einem Stellenabbau von etwa 600.000 gerechnet. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 fielen über 5,1 Mio. Arbeitsplätze weg.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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