Kommentar
20:28 Uhr, 10.12.2004

Goldverkäufe sind nicht den Gedanken wert

Kürzlich musste ich in einer angesehen, täglichen deutschen Wirtschaftszeitung einen Kommentar lesen, der mich erschaudern liess. Just in einer Zeit, in der die Fragilität des weltweiten Währungsgefüges zunehmend offenbar wir, kommt wieder ein Unthema hoch, das absurder nicht sein könnte: Es geht um die Frage, ob es für die Deutsche Bundesbank Sinn macht, an ihren Goldreserven festzuhalten oder die Vörräte im Rahmen der Möglichkeiten (limitierende Abkommen zwischen den Notenbanken in Europa) angesichts notorisch klammer Haushalte zu verkaufen und die daraus resultierenden Gewinne in den Bundeshaushalt einzustellen.

Der Kommentator jener Zeitung regte an, die Bundesbank möge „Gewinne mitnehmen“, der Goldschatz diene „keinem währungspolitischen Zweck mehr“, sei vielmehr „nur eine spezielle Form öffentlichen Vermögens“.

Zunächst möchte ich Ihnen verdeutlichen um welches Vermögen es insgesamt geht. Rund 3400 Tonnen Gold bunkert die Bundesbank, überwiegend in den USA. Das entspricht einem Marktwert von rund 40 Mrd. EUR! Also ein durchschnittliches Eichelsches Haushaltsdefizit eines einzigen Jahres.

Der Buchwert der Goldreserven beträgt etwa ein Fünftel des aktuellen Marktwertes. D.h. vier fünftel des Verkaufserlöses könnten in den Bundesbankgewinn respektive den Bundeshaushalt fliessen. Nehmen wir einmal an, die Bundesbank wäre nicht an Abkommen gebunden, die die Höhe der jährlich möglichen Verkäufe begrenzen. Nehmen wir weiter an, zu derzeitigen Kursen wäre ein Komplettverkauf möglich, und in den Bundeshaushalt käme ein Geldstrom von rund 32 Mrd. EUR Bundesbankgewinn.

Was wäre dadurch gewonnen? Man könnte – vielleicht für die Statistik – wenigstens einmal einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren. Oder einen Bildungsfonds einrichten. Oder oder oder…soviel Wünsche, wie auf einmal auf die Agenda kämen, könnte man gar nicht berücksichtigen.

Und was wäre dadurch verloren? So apokalyptisch das klingen mag: Aber vielleicht die Basis einer zukünftigen neuen Währung. Einer Währung, die wie frühere – langfristig stabile – durch Sachwerte besichert ist und der grenzenlosen Geldvermehrung und damit zwingend einhergehender Inflation Paroli bietet. Wer sich die exponentielle Vergrösserung der weltweiten Verschuldung auf einem Chart zu Gemüte geführt hat, weiss, wovon die Rede ist. Die Frage wann die Bombe hochgeht, sprich das Vertrauen in das fiat money (Papiergeld) verloren geht, ist eine Frage der Zeit, nicht des ob.

Hinzu kommt, dass bereits jetzt das Ende des weltweiten Gold-Angebotsstromes sichtbar wird. Der angesehene Geologe Prof. Dr. Thomas Utter beispielweise sieht bereits in 7 bis 10 Jahren – bei der derzeitigen Abbaurate und momentanen Preisen – sämtliche Minengoldreserven erschöpft! Das heisst nichts anderes, als dass Gold – ebenso wie andere Edelmetalle – zur Wertsteigerung verdammt ist.

In dieser Situation sollten die Notenbanken – wenn sie denn in der Lage wären weit vorauszuschauen – eher Goldbestände auf- denn abbauen. Einige tun dies auch, wie z.B. in Asien. Unsere Bundesbank wäre gut beraten, wenn sie den ständig wiederkehren Begehrlichkeiten nicht einen Zentimeter nachgibt. Unsere Politiker sollen lernen zu sparen, nicht mehr auszugeben als man einnimmt – und nicht unverantwortlich Volkes Eigentum verschleudern.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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