Goldpreise als Krisenwährung gesucht
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Der Goldpreis hat sich in der letzten Woche weiter erholt und profitierte von einer erneuten Schwächephase des US-Dollars. Gold verteuerte sich um 14,4 Prozent auf 876,63 US-Dollar/Unze, während der Euro zum US-Dollar um 2,4 Prozent auf 1,4570 anstieg. Als Belastungsfaktor für den US-Dollar stellt sich die anhaltende Kredit- und Bankenkrise heraus.
Die US-Regierung will die Wirtschaft des Landes mit 700 Milliarden Dollar massiv unterstützen. Mit der Hilfe soll vor allem ein Kollabieren des krisengeschüttelten Finanzsektors und ein Abgleiten der größten Volkswirtschaft in eine tiefe Rezession verhindert werden. Der am Wochenende in Details präsentierte „Paulson Plan“ dient vorwiegend dem Aufkauf von maroden Hypothekenkrediten. Die Banken sollen auf diesem Weg von ihren, so wörtlich „toxischen Vermögensgegenständen“ befreit und wieder zur Kreditvergabe befähigt werden. Auch ausländische Banken könnten davon profitieren. “Wann ein Finanzinstitut Geschäfte in den USA betreibt und Menschen in den USA anstellt, hat es die gleichen Auswirkungen auf das amerikanische Volk wie bei jedem anderen Institut”, führte US-Finanzminister Henry Paulson gegenüber dem Fernsehsender ABC aus.
Die bislang größte Staatshilfe für die US-Wirtschaft soll noch in dieser Woche im Kongress zur Verabschiedung gelangen. Zu dessen Umsetzung ist die Anhebung der zulässigen Obergrenze der Staatsverschuldung in den USA von derzeit 10,6 Billionen Dollar auf 11,3 Billionen Dollar erforderlich.
Außerdem lief am Wochenende eine weitere, für den US-Dollar relevante Meldung über die Nachrichtenticker. Die zwei letzten verbliebenen großen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley werden angesichts der Kreditkrise von ihrem rechtlichen Sonderstatus entledigt und in den Rang von gewöhnlichen Geschäftsbanken übergeführt. Die Geschichte der unabhängigen Investmentbanken an der Wall Street in der bisherigen Form ist damit beendet. Die Umwandlung ermöglicht den beiden Instituten den Zugang zu Regierungskrediten. Deren Liquidität würde auf diesem Weg gestärkt. Gleichzeitig unterliegen Goldman Sachs und Morgan Stanley von nun an neuen Regeln und strengeren Kontrollen durch die Aufsichtsbehörden. Der Spielraum für riskante Geschäfte wird dadurch eingeschränkt.
Vor diesem Hintergrund profitiert der Goldpreis von der Schwäche des US-Dollars. Außerdem wird das Edelmetall vermehrt als „sicherer Hafen“ nachgefragt. Die Verkäufe der Europäischen Zentralbank sind indes auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren gefallen. Als positiver Faktor wird von den Marktteilnehmern außerdem die Tatsache gesehen, dass die Goldminenproduktion seit dem Jahr 2000 stagniert und im letzten Jahr auf ein Elfjahrestief bei 2,477 Millionen Tonnen gefallen ist.
Auf Seiten der Belastungsfaktoren steht nach wie vor die Erwartungshaltung einiger Marktteilnehmer, dass der US-Dollar einen nachhaltigen Boden ausgebildet haben könnte und nach der aktuellen Schwächephase wieder neue Hochs markieren wird. Dies hält einige Marktteilnehmer ab, Gold zu kaufen. Außerdem ist die Investmentnachfrage zum Zwecke des Inflationsschutzes durch die gefallenen Rohstoffpreise wieder gesunken. Stark verhält sich nach wie vor die physische Goldnachfrage. Nachdem die indische Goldnachfrage, die für 10 Prozent der weltweiten Schmucknachfrage verantwortlich ist, Anfang des Jahres angesichts hoher Goldpreise eingebrochen ist, konnte sie sich in den letzten Wochen kräftig erholen. Nun glauben erste Marktbeobachter, dass die indische Gesamtnachfrage in diesem Jahr sogar das hohe Niveau des Vorjahres von 769 Tonnen wieder erreichen könnte.
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