Kommentar
16:49 Uhr, 16.02.2012

Goldnachfrage wächst 2011 nur 0,4%

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  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die weltweite Goldnachfrage wuchs im Gesamtjahr 2011 um 0,4% auf rund 200 Milliarden Dollar. Wie das World Gold Counil in seinem "Gold Demand Trends Q4 and Full Year 2011" Bericht weiter schreibt, betrug die Gesamtnachfrage 4067,1 Tonnen und hatte einen Wert von exakt 205,5 Milliarden Dollar. Das ist die größte Nachfragemenge seit 1997 und der höchste Umsatzerlös jemals.

Der Markt ist in der Lage, das hohe Angebot trotz höherer Preise zu schlucken. Das ist ein gutes Zeichen.

Zentralbanken erhöhten ihre Goldkäufe um 570% auf 439,7 Tonnen, nach nur 77 Tonnen im Jahr 2010.

Das war zu erwarten. Einige Zentralbanken, wie die kasachische, haben sogar die gesamte Minenproduktion ihres Landes für sich gesichert. Die chinesische dürfte ähnlich vorgehen. Spekulation über Zentralbankenpolitik ist aber brotlose Kunst.

Die Investmentnachfrage wuchs 5% auf 1640,7 Tonnen - der Gesamtwert hier: 82,9 Milliarden Dollar.

Diese Größe umfasst Münzen, Barren und physisch besicherte börsengelistete Produkte. Während Basiseffekte (höhere Vergleichswerte aus 2010) hier mit reinspielen, ist der Anstieg nicht sonderlich phantastisch. Das muss beobachtet werden, vor allem was diese Größe angeht:

Die Nachfrage nach physisch besicherten Börsenprodukten lag nur noch bei 154 Tonnen, nach 367,7 Tonnen im Jahr 2010.

In diesen Produkten schlummert fast eine ganze Jahresproduktion an Gold. Paulson und Soros waren die ersten, die verkauften. wenn das Schule macht, kann es eine Verkaufslawine in diesen Produkten geben. Das ist ne Art tickende Bombe. Aber derzeit gibt es keine Anzeichen dafür. Wir werden es aber auch nicht rechtzeitig mitbekommen, weil welcher Hedgefonds ruft bei der Financial Times an, BEVOR er verkauft?

China erwarb im vierten Quartal 2011 190,9 Tonnen Gold, und damit mehr als Indien, die 173 Tonnen nachfragten.

Ohne China wäre die Minenproduktion nicht auf einen neuen Rekord gestiegen, und ohne China gäbe es auch nicht so eine hohe Nachfrage. China ist fast nur private Investmentnachfrage, dazu noch staatlich motiviert. Chinesen haben 2011 aber viel Geld an der Börse und in Immobilien verloren. Ob das 2012 in die Kerbe schlägt? China wird Indien wahrscheinlich trotzdem als größter Goldmarkt der Welt ablösen, weil in Indien die Schmucknachfrage zurückgeht:

Die Schmucknachfrage verringerte sich um 3% auf 1962,9 Tonnen.

Der durchschnittliche über das Jahr 2011 gehandelte Goldpreis war 28% höher als 2010. Da macht Goldschmuck kaufen natürlich weniger Spaß. Das ist sicherlich keine Größe, die wachsen würde, stiege der Goldpreis weiter.

Das Recycling-Angebot fiel 2% auf 1611,9 Tonnen.

Das ist ein interessantes Teilgebiet des Goldangebots. Wie ich während meines Vortrags auf der Goldmesse in München letztes Jahr bereits betonte: Ohne den Wechsel der Zentralbanken von der Verkäufer- auf die Käuferseite hätte die immens hohe Recycling-Angebotsmenge nicht aufgefangen werden können und der Goldpreis wäre 2008 und 2009 wahrscheinlich massiv eingebrochen. Das persistent hohe Recycling-Angebot ist eine Belastung für den Preis. Ab 2000 Dollar erwartet die Industrie einen neuerlichen Schub des Recycling-Angebots. Bis dahin stetig seitwärts auf hohem Niveau.

In Europa sprang die Investmentnachfrage um 25% nach oben und betrug - getrieben durch die Schweiz und Deutschland - 374,8 Tonnen.

Laut dem Steinbeis-Institut in Berlin haben über 50% der Deutschen Angst vor einer Währungsreform. 70% fürchten eine höhere Inflation. Mehr muss man dazu eigentlich nicht kommentieren. Wer möchte kann das Thema Währungsreform und neue Geldsysteme in unserer neuesten Sonderpublikation vertiefen.

Die Förderung von Goldbergwerken wuchs 4% auf einen neuen Rekord von 2809,5 Tonnen.

Hohe Preise lösen Investitionen von Bergwerken in neue Fördergruben aus, was zu einer steigenden Goldfördermenge führt. Bei 2000 Dollar und höher wird sich das noch beschleunigen. Die Goldminen, die sich den ganzen Weg von 200 Dollar bis 1500 Dollar stur gegen den Markt gestellt hatten und unter Inkaufnahme von Milliardenverlusten ihrem Hedging treu blieben, müssen die Investoren überzeugen, die ihren Aktien kritischer denn je gegenüberstehen. Auf der einen Seite kerzengerade steigende Goldpreise, auf der anderen Seite sprunghaft steigende Kosten der Goldminen bei gleichbleibenden Fördermengen. Wer neue Gruben findet, stößt nebenbei vielleicht auch auf freundlich gestimmte Investoren. Der Anreiz ist also doppelt, genau zu suchen.

Die Menge der Vorausverkäufe zur Preissicherung durch Bergwerke wuchs um 18 Tonnen auf 158 Tonnen.

Das flackerte bereits in den Studien der VM Group im vierten Quartal auf (ich wies im Rohstoff-Report darauf hin). Kaum hat sich die ganze Branche mit falscher Hedging-Politik verzockt, geht es anscheinend in die zweite Runde. Keine Ahnung, wer die Leute berät.

Dieser Artikel ist wohl etwas kritisch geworden, aber ich wollte den Einheitsbrei der Statistiken, die vom World Gold Council, einer Lobby der weltweiten Goldminen, eingerichtet zur Bewerbung der Goldanlage und des Goldkaufs, nicht einfach unkommentiert stehen lassen. Es macht Sinn, Gold von Zeit zu Zeit als Rohstoff zu betrachten, dessen Preis durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage bestimmt wird.

Diskutieren Sie das Thema jetzt mit anderen Lesern im Blog unter diesem Link!

Autor: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

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