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13:46 Uhr, 11.11.2011

Goldminen: Warten oder Zugreifen?

Was tun?

Bulle und Bär ringen am Goldmarkt. Der Bär scheint ausgepowert vom Goldcrash im September um 388 Dollar und die Bullen geben Gas und drücken den Preis wieder 269 Dollar nach oben. Damit fehlen nur noch 119 Dollar bis zum Hoch. Unruhe macht sich breit. Die, die kaufen wollen, haben Angst, jetzt den Einstieg zu verpassen.

Ich halte diese Unruhe für übertrieben. Ich rechne nicht mehr mit einem neuen Allzeithoch bei Gold in diesem Jahr. Vielmehr dürfte die jetzt in dieser Woche begonnene Schwäche der frühe Beginn der Konsolidierung sein, die sich in der ersten Jahreshälfte 2012 in eine Korrektur münden wird. Das liegt an saisonalen Gründen. Wichtige Hochpunkte machte Gold in seinem zwölfjährigen Bullenmarkt bis auf das Reflation-Jahr 2009 immer zwischen August und Februar:

GOLD
Wochenschlusskurs über markantem Bewegungshoch
Dez 02
Nov 04
Sep 07
Mai 09
Feb 11

Ich rechne damit, dass das Hoch für diesen Aufwärtsschub im Markt ist (1923,70 Dollar). Dieses Hoch wird per Wochenschluss erst wieder im zweiten Halbjahr 2012 überschritten. Das Tief in der erwarteten Korrektur in der ersten Jahreshälfte darf alles annehmen nur keine Kurse per Wochenschluss <1300 Dollar.

Warum 1300 Dollar? Nun, dieses Tief ist aus Sicht der Trendfolgeanalyse ein sehr wichtiges Tief, das nicht mehr unterschritten werden darf, um den Aufwärtstrend seit dem Jahr 1999 zu verteidigen. Um die Logik dahinter zu beschreiben möchte ich einmal Kostolany zitieren, der einmal die Börse mit einem Hundespaziergang verglichen hat. Das Herrchen ist die Wirtschaft und gibt den Trend vor. Der Hund ist die Börse, die mal vor- und mal zurückläuft - aber die nie genau den Trend (die Wirtschaft, das Herrchen) nachbildet. Der Hund kann soweit zurücklaufen, wie die Leine lang ist. Wenn er danach wieder vorläuft und danach wieder zurückläuft, dann kann der Hund nicht mehr soweit zurücklaufen, wie zuvor - weil die Leine genauso lang ist und das Herrchen ja seinen Weg (Trend) fortgesetzt hat. Wenn man das auf die Charttechnik beim Gold überträgt, dann landet man automatisch bei der 1300-Dollar-Marke. Sollte Gold am Ende einer Woche unter 1300 Dollar schließen, dann wüssten wir aus charttechnischer Sicht, dass das Herrchen schon wieder auf dem Heimweg ist.

André Tiedje, unser Elliottwellenanalyst hat Gold und Silber im Gold- und Rohstofftrader unter Beobachtung. Er rechnet damit, dass wir ein Hoch bei 1908 Dollar noch ansteuern können, wenn der Markt jetzt neue Hochs machen kann. Das ist aber nicht das präferierte Szenario. Das präferierte Szenario ist, dass die Goldpreise ihren in dieser Woche begonnenen Rutsch fortsetzen werden.

Wenn wir also kommende Woche auf neue Tiefs fallen, dann ist das diese Woche gesehene Bewegungshoch bei 1804 Dollar wahrscheinlich das Hoch, das bis zur zweiten Jahreshälfte 2012 gelten und nicht mehr maßgeblich überschritten werden wird.

Entsprechend, sollte sich dieses Szenario verwirklichen, könnte jetzt ein schlechter Zeitpunkt, auf Goldaktien zu setzen. Fallende Goldpreise sprechen auch für fallende Goldaktien. Das gilt besonders deshalb, weil in der Goldminenbranche dem jüngsten Goldpreisanstieg nicht getraut wird. Das ist der Grund, warum Goldaktien viel schwächer gelaufen sind, als die Goldpreise selbst. Erst wenn das Rekordhoch bei 1923,70 Dollar per Wochenschluss überschritten wird, halte ich es prozyklisch wieder angemessen, Goldaktien zu kaufen.

Das bedeutet nicht, dass man Goldaktien jetzt verkaufen sollte. Denn die Ratios GOLD/HUI und GOLD/XAU sind unter ihre langjährigen Durchschnitte gefallen. Das GOLD/HUI-Ratio legt etwa ein Aufwärtspotenzial von 50% für den Index nahe - bei heutigen Goldpreisen. Ich denke, dass die Branche den hohen Goldpreisen erst trauen wird, wenn wir das Hoch bei 1923,70 Dollar überschritten haben. Antizyklisch agierene Investoren können die derzeitige Schwäche bei Goldaktien zum vorsichtigen Entry in den Markt nutzen - vorausgesetzt, Sie glauben daran, dass Gold wieder auf neue Hochs steigen wird.

Zu Silber hat André Tiedje auch gerade eine neue Analyse veröffentlicht, Zitat daraus:

"SILBER befindet sich aktuell noch in einer langgestreckten Seitwärtsphase, diese wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit nach unten aufgelöst"

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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