Goldman Sachs: Aktuelle Situation anders als 2008
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In Bezug auf die aktuelle Finanzkrise sind viele Beobachter dazu geneigt einen Vergleich mit der Krise im Zeitraum von 2008 bis 2009 zu machen. Nach Ansicht von Jim O’Neill, Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs Asset Management, haben beide Krisen jedoch unterschiedliche Ursachen und Entwicklungen und müssen daher differenziert betrachtet werden.
Denn obwohl die Kreditblase bereits im Jahr 2007 anfing zu platzen und sich die Situation im Jahr 2008 verschlimmerte, kannte niemand die Folgen, die im Falle eines Versagens der großen Finanzinstitutionen auftreten würden, so O’Neill. Dabei waren Politiker mit eingeschlossen, ergänzt der Experte.
Damals versuchten O’Neill und sein Team noch stärker auf die vorlaufenden Wirtschaftsindikatoren und auch auf die Präsenzindikatoren zu achten, um die Entwicklung zu verstehen. Jedoch seien, was die aktuelle Krise angeht, Indikatoren vorsichtig zu interpretieren. Hierbei schließt der Experte den GS Financial Stress Index (GSI), den GS Financial Conditions Index (FCI) oder den GS Global Lead Indicator (GLI) mit ein, um nur einige Beispiele zu nennen.
Von den drei Indikatoren zeigt sich der GLI eher pessimistischer als die anderen beiden, so O’Neill. Nach der Philly-Fed-Umfrage zeigt der GLI für den Monat August eine negative Interpretation und weist auf eine weitere globale wirtschaftliche Schwäche in Zukunft hin. Diese dürfte aber nur vorübergehend sein, so der Experte. Der FCI hat sich in den letzten Wochen zwar weiter verschlechtert, jedoch nicht annähern so stark wie im Jahr 2008.
Viele pessimistische Beobachter sehen die Gründe der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2009 in den unerschöpften Möglichkeiten der Geld- und Fiskalpolitik der Staaten inklusive der USA, Europa und der G20. Nun behaupten die Pessimisten, diese Mittel seien mittlerweile erschöpft, analysiert O’Neill. Dies stimmt seiner Ansicht nach aber nur teilweise. Viele konventionelle geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahmen waren im Jahr 2008 zwar erschöpft, aber eben nicht alle, so der Experte.
Die US-Notenbank FED habe bereits angedeutet, dass sie noch stärkere Maßnahmen ergreifen wird und in der kommenden Woche sollten die Märkte bereits „ohne Zweifel“ einen Vorgeschmack darauf bekommen. Jüngst erst hatte die Schweizer Nationalbank ihre Handlungsfähigkeit demonstriert. Und auch die EZB hat eine Vielzahl von Alternativen um auf die aktuellen Entwicklungen zu reagieren, unterstreicht der Asset Manager. Ein Mittel wäre unter anderem die jüngsten Zinserhöhungen der EZB wieder rückgängig zu machen. Auch steuerpolitische Maßnahmen seien seiner Meinung nach weiterhin denkbar.
Zuletzt geht der Experte auf die Situation in den Schwellenländern ein. Er verweist darauf, dass die Aktienmärkte der sogenannten BRIC-Staaten inklusive China und Indien damals viel höher notierten. Heute seien die Aktienmärkte der Schwellenländer, gerade in China, jedoch deutlich moderater bewertet.
Einer der wenigen guten Aspekte der jüngsten Entwicklung der Finanzmärkte ist jedoch, dass es praktisch sicher sei, dass die Inflation sich in den Schwellenländern abschwächen wird und die Politik weniger die geldpolitischen Zügel anzuziehen brauche. Die relative Stärke der Wachstumsmärkte wird damit auf ein solideres Fundament gestellt, so O’Neill. Dies dürfte Investoren in Zukunft weiter ermutigen ihr Geld in dieser Region anzulegen und stelle für Anleger eine gute Investmentmöglichkeit dar, so O’Neill abschließend.
Christian Zoller - BörseGo Redaktion
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