Gold- &Rohstoffreport: Spezialausgabe
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Mein Kollege Jochen Stanzl verweilt gerade im wohlverdienten Urlaub. Ich habe daher die Ehre, diese Ausgabe des Gold& RohstoffReport zu betreuen.
Viel zu tun hatte ich de facto nicht, denn Jochen hat in der Vorwoche auf der Edelmetallmesse in München ganze Arbeit geleistet und eine ordentliche Portion hochinteressanter Interviews mit bekannten Marktteilnehmern geführt. Auf diesen massiven Fundus konnte ich zurückgreifen; wir haben einige der besten Video-Interviews, die Sie sich hier in Ruhe ansehen können (http://www.youtube.com/user/jochenstanzl), transkribiert und im Falle von Gerald Celente zudem aus dem Englischen übersetzt. Ich freue mich, Ihnen dieses prachtvolle Paket heute präsentieren zu können!
Die Umgebung einer Edelmetallmesse bringt es mit sich, dass vorwiegend eher systemkritische Protagonisten vor Ort sind, um es mal milde auszudrücken. Schließlich korrespondiert die Vorliebe für Gold und Silber auffallend häufig mit einer ausgeprägten Skepsis insbesondere gegenüber dem bestehenden Papiergeldsystem. Dass diese nicht gerade unbegründet ist, dürfte inzwischen Konsens sein. Die Frage ist aber erlaubt, wie weit man mit seiner Systemkritik und seinem „Alternativansatz“ gehen sollte und wie gesund das für die eigene Psyche ist.
Wie ich aus vielen Gesprächen mit Jochen Stanzl weiß, sind wir beide zwar durchaus alarmiert und mit einem gesunden Misstrauen ausgestattet, wünschen uns aber im Gegensatz zu einigen anderen weder den großen „Systemzusammenbruch“ noch erwarten wir diesen in naher Zukunft. Leider ist genau diese Attitüde aber weit verbreitet. Unter den Goldbugs gibt es es doch erschreckend viele, die auf ihren Edelmetallen sitzen (die in der Nähe von Nahrungsmittelvorräten gehortet werden)und den Tag nicht erwarten können, an dem alles zusammenbricht und man nur noch mit Gold und Silber bezahlen kann. Ich finde das zutiefst bedauerlich.
Edelmetalle sind zweifellos eine sinnvolle und zutiefst beruhigende Ergänzung eines Anlageportfolios. Auch das Verstecken von „Notgroschen“ aus Gold oder Silber für den absoluten Worst case ist bedenkenswert und keineswegs Spinnerei. Aber so sehr sich das einige Apologeten des Untergangs auch wünschen mögen – die Aufgabe des Fiat-Money-Systems und die Rückkehr zu gold- oder generell sachgedeckten Währungen ist utopisch. Es ist zudem absolut keine ausgemacht Sache, dass dann „alles gut“ werden würde, weil eine gedeckte Währung notwendigerweise mit gefährlichen Inflexibilitäten ausgestattet ist (das lässt sich auch historisch beweisen, wenn auch die Goldbugs genau das Gegenteil behaupten).
Die Abkehr vom Papiergeld als gesetzlichem Zahlungsmittel ist auch gar nicht nötig, wenn die Zentralbanken einen guten Job machen und sich (ausschließlich) um die Geldwertstabilität kümmern. Das eigentliche Problem des real existierenden Papiergeldsystems ist denn auch gar nicht die fehlende Sachdeckung, sondern die Abkehr der „Geldschöpfer“ vom Primat der Geldwertstabilität. Alle wichtigen Notenbanken sind heute stark politisiert, die Unabhängigkeit nicht mehr ausreichend gegeben. Nicht umsonst wurde die EZB am Vorbild der Bundesbank ausgerichtet – leider wurde dieses Erbe verraten.
Ihr
Daniel Kühn
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