Analyse
12:15 Uhr, 26.06.2014

Gold: Ohne Luxusautos und Bollywood-Stars wirds schwer

Wer soll nahezu 3000 Tonnen Goldproduktion der weltweiten Minengesellschaften in Zukunft abnehmen? Wer die fast 1400 Tonnen Altgold?

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  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.309,33 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.309,33 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Nach meinem Knoblauch-Artikel kommt der jetzt mit so einer Frage, mögen Sie sich denken. Dabei ist das wirklich ein großes Thema: Gold wurde durch den amerikanischen Gold-ETF GLD finanzialisiert, wie es so schön heißt. Bedeutet: Plötzlich konnten Hedgefonds in Gold umschichten. Das gleiche war plötzlich für Aktienanleger und Anleihekäufer möglich. Sie mussten Gold nicht mehr physisch erwerben - eine Hürde, die sich dann doch nicht jeder zu überspringen traut.

Seit dem Jahr 2012 findet dieser Zugriff aber nicht mehr statt. Die hinterlegten Gelder sind deutlich gesunken. Die Hedgefonds haben keine Lust mehr auf Gold. Wer ist der nächste große Käufer, der auch bei 1900 und 2000 USD/Unze noch im großen Stil zugreifen wird? Das ist die offene Frage, die die Deutsche Bank in einem Research-Report gegenüber ihren institutionellen Kunden in den Raum stellt.

Die Deutsche Bank rät ihren Kunden, über die aktuellen Aufregerthemen wie den Irak oder die Richtigkeit der Ignoranz des Themas Inflation durch die US-Notenbank Fed hinwegzusehen. Wer ist der große Käufer, wenn nicht die Zentralbanken oder Hedgefonds? Auf der Suche nach möglichen Bewerbern sei man leer ausgegangen, zumindest bei den üblichen Verdächtigen.

Liegt die Hoffnung in Indien? Eher nicht, attestiert die DB. Die Nachfrage dort sei so niedrig, dass Juweliere nur noch mit generösen Angeboten zurechtkämen, wie der Chance eine Luxuskarosse mit einem Bollywood-Star zu gewinnen. Die Regierung hat die Zölle für den Goldimport erhöht, allerdings stieg zur gleichen Zeit, als diese Zölle erhoben wurden, der Außenwert der Rupie, während der Goldpreis in USD fiel. Bedeutet: Nach der Anhebung der Zölle ist Gold heute günstiger, als vor der Anhebung der Zölle. Das kann also nicht wirklich der Grund für den Rückgang der indischen Nachfrage nach Gold sein, schließen die DB-Analysten. Jetzt wird wegen El Niño ein schwacher Monsunregen erwartet. Da die Einkommen vom Großteil der Inder an der Landwirtschaft hängen, wird es daher in diesem Jahr weniger freie Einkommen geben, die für den Goldkauf übrig bleiben. Bedeutet: Die Inder werden den Goldmarkt nicht retten.

Die DB rechnet damit, dass der Widerstand bei 1329 USD/Unze jetzt dennoch vom Markt torpetiert werden wird, auch wenn er in den vergangenen Tagen daran gescheitert ist. Darüber seien 1355 und 1388 USD/Unze möglich. Bullische Nachfrage sei bei 1298 und 1285 USD/Unze zu erwarten. Letzteres sei das "angezogene Risikolimit" im aktuellen Handel, rät die DB.

Beantwortet aber nicht die Frage, wo der langfristige Großkäufer am Goldmarkt herkommen soll. Wissen Sie es?

24 Kommentare

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  • markuss
    markuss

    Hallo zusammen,

    schöne Diskussion :) Hr. Stanzl wird es auch noch merken, dass Gold ein gutes Investment ist, aber eher einer der letzten, die es bemerken wenn es zu spät ist :)

    Viel Erfolg!

    14:19 Uhr, 27.06.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    Woher kamen Ende der 90er Jahre die Großkäufer, die damals die Dotcom Firmen, deren Kapital aus einem Tisch, zwei Stühlen, einem Computer und einer Kaffeemaschine bestand hochgekauft haben bis zu einer MK von mehreren Milliarden?

    Da wurde auch nicht nachgefragt und einfach mitgemacht. Solche Logik-Fragen sollte man sich an der Börse lieber nicht stellen. Das wusste auch schon Altmeister Kostolany, der mal gesagt hat: "90% der Männer scheitern, weil sie mit dem Kopf handeln wollen. Die Frauen handeln mit ihrem Nässchen und darum sind sie erfolgreicher.

    Wenn Gold über das alte Allzeithoch steigt, wird Herr Stanzl die Gründe erfahren, die zum Goldkauf verpflichten - die Namen der Großkäufer wahrscheinlich eher nicht ;)

    08:12 Uhr, 27.06.2014
  • Swiss Investor
    Swiss Investor

    nimmt mich wunder warum die Deutschen ihr Gold aus Amerika zurück nach Frankfurt bringen wollen und für die ca. 300 Tonnen so lange warten müssen. Letztes Jahr kamen lächerliche 5 Tonnen. Ein Frachtflugzeug transportiert locker 100 Tonnen. Könnte es sein, dass das Gold gar nicht vorhanden ist?

    Also ist das Gold vermutlich momentan physisch nicht vorhanden und nur als Derivate. Klar darf da kein positiver Kommentar kommen, das letzte was die Zentralbänker brauchen können ist ein Bankrun auf Gold.

    Das physische Gold wird locker absorbiert. Der Altgoldfluss lässt bereist jetzt nach, den kann man ankurbeln wenn man den Leuten Angst macht und einen fallenden Goldpreis prognostiziert.

    23:24 Uhr, 26.06.2014
  • Sheldon35
    Sheldon35

    Ist am Ende der Goldpreis nicht in unserer globalen Welt durch die Produktionskosten abgesichert? Werden die Goldminenbetreiber nicht am Ende wenn der Goldpreis vielleicht kurze Zeit unter die Produktionskosten fällt die Produktion drosseln und so selber zur Knappheit führen? Nur so ein Gedankenspiel...

    22:31 Uhr, 26.06.2014
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Langfristige Großkäufer? Großkäufer auf lange Frist!

    21:39 Uhr, 26.06.2014
  • Investor
    Investor

    Gold wird wieder jedes andere "Handelsgut" durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

    Auf der Angebotsseite werden ca 3.000 t Gold pro Jahr neu gewonnen. Ca 1.500 t werden aus Beständen recycled.

    Der ww Bestand sind ca 170.000 t. Von den 170.000 t sind ca 40% in Indien (zB Tempel, Schmuck) und Arabien gelagert. ca 25% sind Zentralbanken, 20% Schmuck und 10% Industrie. 5% sind nicht spezifiziert.

    Gold hat per se nur einen geringen Nutzungswert. Der einzige Grund Gold zu kaufen, ist meine Erwartung an Gold zB als Wertaufbewahrungsmittel. Solange ich glaube, daß Gold selten ist, hat es einen Wert. Gleichzeitig steigt mit einem wachsenden Goldpreis das Goldhalter ihr Gold verkaufen wollen (Schaut euch einmal die Goldaufkäufer in jedem größerem Einkaufszentrum an).

    Da das neu gewonnene Gold etwa gleich bleibt, wird der Goldpreis davon abhängen, wieviel Leute Gold kaufen wollen und wieviele verkaufen. Im Westen ist Goldschmuck irgendwie nicht mehr in (zumindest nach Aussage meiner Frau). Wieviel Goldschmuck recyckelt wird, wird vom Preis abhängen.

    Jetzt kann ich fundamental argumentieren, daß die größten Goldbestände nicht monitarisiert werden und der Goldpreis eigentlich steigen müsste. Dies stimmt wahrscheinlich aber die ungesagte Annahme ist, daß keine bedeutenden Mengen Gold auf den Markt drängen.

    @Münsterländer, ich glaube auch, daß Gold teurer werden wird

    aber angenommen Du hast 10t Gold und das Finanzsystem fliegt uns allen um die Ohren. Ohne Finanzsysteme funktionieren Supermärkte nicht mehr. 70% unserer Lebensmittel werden in D importiert und ich kann mir nicht vorstellen, daß Du Dir mit Gold genügend zum Überleben kaufen könntest. Wenn die Katastophe nicht das Basis Szenario ist, dann kann die Hoffnung nur sein, daß Du im Krisenfall Deinen Wohlstand mit Gold besser schützen kannst als mit anderen Anlagen (Aktien, Immobilien oder). In diesem Fall bin ich eher der Meinung von Warren Buffet, daß Gold hier benachteiligt ist, da es keine Einkünfte generiert.

    14:35 Uhr, 26.06.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Falcon
    Falcon

    @Jochen Stanzl

    Beantwortet aber nicht die Frage, wo der langfristige Großkäufer am Goldmarkt herkommen soll. Wissen Sie es?###

    Hallo Goldbär, mit großen Interesse lese ich jeden Ihrer posts bezüglich Edelmetalle. Zur oben gestellten Frage woher die Nachfrage kommen soll. Allein die Notenbanken haben in den ersten 5 Monaten 2014 geschätzt 180 Tonnen gekauft und an der Shanghai Gold Exchange gingen bis April 2014 635 Tonnen gehandelt.

    Der gelbe Riese hat allein in 2013 über 2.180 Tonnen verschluckt. chart

    http://picload.org/image/lpgwrld/china-gold.png

    Selbst Indien hat 2014 bis März (trotz Steuern) schon 50 Tonnen importiert. Auf jährlicher Basis wären das 600 Tonnen.

    Ein weiterer sehr grosser Goldimporteur ist die Schweiz, (Importe bis zu 3000 Tonnen) , es wird hier umgeschmolzen und wieder Exportiert, plus Eigenverbrauch für mit Schmuck und Uhren. Laut Schweizer Zollstatistik Hauptexporteur mit 60% ist England, Hauptimporteur ist mit 44% Hong Kong, das Tor zu China, gefolgt von Indien mit 14%.

    Indien und China kaufen also zusammen fast die gesamte Produktion der Welt, inklusive die nicht exportierbare Produktion von Russland und China. Die Produktion ohne diese beiden liegt bei etwa 2000 Tonnen.

    Nicht zuletzt kommt noch die Investmentnachfrage hinzu.

    Auch die aktuellen COT Daten sprechen dafür das Gold und Silber versuchen einen Boden auszubilden.

    Und solange die bärischen Kommentare hier überhand nehmen (siehe Goldmänner) wird Gold seinen Weg nach oben finden.

    LG Falcon

    14:21 Uhr, 26.06.2014
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Aktuell sind nur winzige 2% der globalen Assets in Gold. 1980 waren es ca. 25%. Man benötigt nicht allzuviel Phantasie sich vorzustellen was mit dem Goldpreis passieren wird, wenn aus der Anleihen, Derivate und Aktienblase kräftig Dampf abgelassen wird.

    13:46 Uhr, 26.06.2014
  • Münsterländer
    Münsterländer

    Wenn uns in nicht mehr ferner Zukunft die Trillionen von Papiergeld um die Ohren fliegen, wird auch Herr Stanzl verstehen, warum Gold das bessere Geld ist.

    13:44 Uhr, 26.06.2014
  • Trachau
    Trachau

    @Sheldon35

    Sorry,vielleicht habe ich mich etwas mißverständlich ausgedrückt oder Sie "wollten" mich nicht verstehen. Das Gold eigentlich nicht richtig gebraucht wird,bezog ich eher auf dem Vergleich zu anderen Rohstoffen. Muss sich ein Bürgermeister für 5 Rohstoffe entscheiden damit seine Stadt funktioniert,so wird er sich eher für,Holz,Kohle,Eisen,Weizen und Mais entscheiden und erst danach für Gold...

    Sie haben aber natürlich recht.In Zeiten des frisch gedrucktem Geld,hat Gold als Rückfallebene natürlich seine Berechtigung,so wie es dies seit tausenden Jahren auch schon hatte. Im übrigen und das schrieb ich auch in meinem Kommentar vor einigen Wochen,war ich bis gestern mit einer für mich recht hohen Position long im Gold.

    Ist für mich recht gut ausgegangen,obwohl die recht stimmigen Bären-Kommentare von Hernn Stanzl, schon recht schwierig für mich zum überstehen waren...

    Zum Thema: Gold wird auch in Zukunft von den Zentralbanken in die gewollte Richtung gezogen und ich meine,dass denen das jetzige Niveau,also zwischen 1300 und 1400$ ganz gut passen wird.

    Nix für ungut.

    Grüsse.

    13:36 Uhr, 26.06.2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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