Gold ist nicht gleich Gold
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Erwähnte Instrumente
Die Goldhändler dieser Welt haben in den vergangenen vier Wochen etwas wiedergefunden, was elf Monate lang als verloren galt. Sie haben die Funktion des Goldes als sicherer Hafen, als Ankerwährung, wiederentdeckt. Unbeeindruckt von widrigen Umständen wie einem erstarkenden US-Dollar, zwischenzeitlichen stark rutschenden Aktienkursen und ausbleibenden geldpolitischen Maßnahmen verteidigte Gold seinen Ausbruch über einen wichtigen Abwärtstrend, der seit September 2011 das Kursgeschehen nach oben deckelt. Diese Outperformance veranlasst einige Kommentatoren, mich eingeschlossen, an eine Rückkehr des "sicheren-Hafen-Status" von Gold zu glauben.
Der Goldpreis hat in dieser Woche sogar Ben Bernanke überstanden, der trotz aller anders lautenden Hoffnungen keine weitere quantitative Lockerung bekannt gab, sich aber weiterhin alle Optionen offenhielt. Das hat er auch schon in den vergangenen Monaten immer wieder getan, und jedes Mal gab es einen Rutsch im Goldpreis. Nur dieses Mal nicht. Das zeugt von Stärke.
Man darf vor diesem Hintergrund also nicht allzu enttäuscht sein, dass Gold in der vergangenen Woche insgesamt um 1,3% gefallen ist. Eigentlich hätte der zeitweise stärkere Dollar, der Abverkauf am Aktienmarkt sowie das Nein Mario Draghis und Ben Bernankes zu sofortigen weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen zu einer heiklen charttechnischen Konstellation führen müssen: Einem Fehlausbruch, einer Bullenfalle, einer Panik enttäuschter, verbitterter Käufer. Das Gegenteil ist geschehen. Die Bullen behielten die Nerven, die Kursentwicklung ist einschließlich der Entwicklung am Freitag bislang als regelkonformer Rücksetzer auf den zuvor gebrochenen Abwärtstrend einzustufen. Gegenüber dem ersten Quartal, als die Bullenfalle einen 300-USD-Rutsch im Goldpreis nach sich zog, ist das also ein Fortschritt, zumindest bis jetzt.
Die jüngste Entwicklung des Goldpreises kann unter charttechnischen Gesichtspunkten also als konstruktiv bezeichnet werden. Die Käufer "ziehen" den Markt mit aller Kraft über dem Abwärtstrend nach oben.
Photo: http://www.flickr.com/photos/strongerandstronger/
Dieses "konstruktive" und ermutigende Bild verfestigt sich weiter wenn man nicht nur den Goldpreis in USD betrachtet, sondern auch in indischer Rupie, EUR, CHF, AUD und GBP. Das habe ich in folgendem Video getan. Darin sehen Sie, dass Gold nicht gleich Gold ist und dass der USD-zentrische Blick auf das Gold die Perspektiven auf diesen Markt vollkommen verzerrt!
Von nun an gilt: Die Mindestbedingung für die Wahrung des bullischen Szenarios ist, dass die Abwärtstrendlinie nun nicht mehr dauerhaft wieder von unten angesehen wird. Dies könnte als Bullenfalle und Fehlausbruch gewertet werden und zu einem sofortigen Test der Unterstützungen bei 1525 USD/Unze führen. Der Markt könnte sich nun aber auch auf der Oberseite der Abwärtstrendlinie dieser Unterstützung nähern, um diese erneut zu testen. Der horizontale Support bei 1525 USD/Unze und die Abwärtstrendlinie seit September 2011 konvergieren am 12. September. Sie kennen dieses Datum. An diesem Datum wird Karlsruhe über den ESM (und den Fiskalpakt) befinden. Bis dahin werden wahrscheinlich auch Bernanke und Draghi die Füße still halten. Denn ohne ESM sähe die Situation komplett anders aus, als mit dem ESM. Davor zu handeln macht keinen Sinn. Daher diente die EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag sowie die verbale Intervention Mario Draghis in der Woche zuvor ausschließlich einem Ziel: Zeit gewinnen. Erst am 12. September geht es weiter. Das ist dann für den Goldpreis auch die beste Zeit im Jahr.
Ich erstelle ab sofort regelmäßig Videos auf meinem [Link "Youtube-Kanal" auf www.youtube.de/... nicht mehr verfügbar]. Wenn Sie also ein Youtube-Konto haben, können Sie meinen Kanal abonnieren und Sie können dadurch sehen, wenn ein neues Video von mir zu Gold und Rohstoffen erschienen ist.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Autor: Jochen Stanzl, Rohstoffanalyse Godmode-Trader.de
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