Gold: Die chinesische Hausfrau bläst zum Angriff
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Während der Handel am Goldterminmarkt in der vergangenen Woche relativ wenig geschah - die Preise bewegten sich kaum - war am physischen Goldmarkt einiges los.
Gerade in China scheinen Hausfrauen und normale Leute im großen Stil Goldmünzen zu kaufen, man könnte in diesem Umfeld fast schon auf die Idee kommen zu vermuten, sie hätten den Kampf mit den großen etablierten Goldbörsen aufgenommen. Dort ist nämlich diese Dynamik nicht mehr zu finden.
Gold-Fonds
Aus dem amerikansichen Gold-Fonds SPDR Gold Trust flossen vom Neujahrestag 2013 bis heute 280,71 Tonnen ab.
Wie funktioniert so ein Mittelabfluss genau?
Der Mtitelabfluss kommt nicht dadurch zustande, dass Hausfrauen und normale Leute ihre Anteile an dem Gold-Fonds an den Börsen verkaufen. Dazu muss ein "autorisierter Teilnehmer" an dem SPDR Gold Trust einen entsprechenden Rückzahlungsantrag stellen.
Die autorisierten Teilnehmer sind amerikanische Großbanken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan oder Morgan Stanley, aber auch die Deutsche Bank und die schweizerische Niederlassung der Credit Suisse oder der UBS - also all jene, die auch über Kunden verfügen, die an solchen Anteilen Interesse haben könnten.
Diese autorisierten Teilnehmer haben bei State Street Global Advisors, der Kapitalanlagegesellschaft, die den SPDR Gold Trust betreibt, so genannte Körbe an Anteilen erworben - sie nehmen sie also quasi als Großhändler direkt ab und verkaufen sie dann ihren Kunden weiter.
Die wichtige Tatsache ist jetzt: Wenn diese Endkunden die Produkte in Scharen verkaufen, wird auch der autorisierte Teilnehmer sich irgendwann gezwungen sehen, einen Teil seiner Anteilskörbe zurückzufordern. Er stellt also einen Rückzahlungsantrag.
Es findet dann ein Tausch der Anteile statt - und zwar gibt es hier keinen Barausgleich, sondern ausschließlich eine physische Andienung an Goldbarren.
An der Stelle verliert sich die Spur dann auch, da State Street natürlich keine Auskunft darüber geben kann, was die Banken mit dem Gold tun, sobald sie es einmal aus dem Gold-Fonds abgezogen haben.
Was haben sie mit dem Gold gemacht? Ich komme gleich wieder zu dieser Frage zurück.
Anbei sehen Sie im Chart blau hinterlegt die Entwicklung der Goldbarren in Tonnen, die zur Besicherung des Fonds hinterlegt sind, und zur besseren Orientierung im Vergleich dazu die Entwicklung des Goldpreises in der Tageskerzenchartdarstellung.
Sie sehen, dass sich die Abwärtsbewegung treppenförmig fortsetzt. Das liegt daran, dass die autorisierten Teilnehmer auch nur ganze Körbe an Anteilen zurückfordern können, und nicht einzelne Anteile.
Sicherlich gibt es Berichte, wonach auch die Lagerbestände an der COMEX zurückgegangen sind - zuletzt waren in den Lagerhallen der COMEX weltweit rund 252 Tonnen Gold hinterlegt, Mitte Februar 2012 - damals wurde der Höchststand dieses Jahres erreicht, waren es noch 340 Tonnen. Die Lagerbestände der COMEX sind also um 88 Tonnen gefallen. Vor allem die Bestände von J.P. Morgan sollen zurückgegangen sein.
Was hat JP mit dem Gold gemacht? Und was haben die autorisierten Händler aus dem SPDR Gold Trust mit ihrem Gold gemacht?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Banken nehmen das Gold in ihr eigenes Buch auf - was merkwürdig wäre, denn die selben Banken haben ihre Einschätzungen zur weiteren Preisentwicklung des Goldes bereits herabgesetzt und wenn sie das Gold in ihre Bücher aufnehmen würden sie ja auf einen steigendne Preis setzen.
Die andere Alternative ist also wahrscheinlicher: Sie verkaufen das direkt, um aus dem Risiko zu sein.
US-Mint verkauft 700% mehr
Dem gegenüber steht eine sehr hohe Nachfrage von Hausfrauen und kleinen Anlegern. Sie haben wirklich hohes Interesse an Goldmünzen gezeigt, seitdem die Preise eingebrochen sind. Hierzu ein Auszug aus unseren Rohstoff-Nachrichten (Link):
Die Nachfrage nach physischem Anlagegold ist im April nach dem stärksten Kursrutsch des Goldpreises in den vergangenen 30 Jahren deutlich gestiegen. Ein Beispiel dafür sind die April-Verkaufszahlen der US-Münzprägeanstalt. Jüngsten Daten der U.S. Mint zufolge kletterten die Goldunzenverkäufe im April gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um sagenhafte 706 Prozent auf 209.500 Unzen (April 2012: 26.000 Unzen). Auch die Münzprägeanstalten in Großbritannien und Australien berichteten von einer enorm gestiegenen Nachfrage.
Das Wort "enorm" ist sicherlich richtig, wenn man sich den prozentualen Nachfrageanstieg um 700% betrachtet. Wenn ich die April-Verkaufszahlen der US-Münzprägeanstalt aber in vergleichbare metrische Größen umrechne dann komme ich bei 209,500 Unzen gerade einmal auf eine verarbeitete Goldmenge von 6,5 Tonnen und ich frage mich, warum manche "einschlägige Seiten" davon sprechen, dass es bald kein Gold mehr geben könnte, weil die Menschen alles leerkaufen würden. DIe Mittelabflüsse aus dem SPDR Gold Trust seit Jahresbeginn würden reichen, die gesteigerte Nachfrage der US-Münzprägeanstalt 3,2 Jahre lang zu befriedigen.
Zentralbank kauft europäische Aktien
In der letzten Woche kam eine interessante Nachricht über den Jandaya.de - Ticker:
Die israelische Zentralbank plant laut eigenen Angaben ihren Aktienanteil auf 6% ihrer Devisenreserven zu verdoppeln. Als Grund für die Entscheidung wird ein verbesserte Return-To-Risk-Verhältnis bemüht.
Hier haben wir also eine Zentralbank, die bis zum Jahresende ihren Aktienanteil verdoppeln will. Sie wird übrigens europäische Aktien kaufen - womöglich hat sie die konstruktive Chartlage der südeuropäischen Indizes im Blick (siehe Analyse unter diesem Link).
Die Outperformance des Dow Jones für amerikanische Industriewerte hat sich in den letzten Wochen gegenüber dem Gold beschleunigt, was ich anhand der immer steiler werdenden grünen Trendkanäle in folgendem Schaubild deutlich machen möchte.
Neben-Info für Charttechnik-Liebhaber: Das Ziel der inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation in der Dow/Gold-Ratio wurde bei 10,37 erreicht. Genau dort kommt es jetzt zu Gegenbewegungen.
Wie ich die Situation weiter einschätze können Sie jeden Tag in meinem Blog kostenfrei und unverbindlich nachlesen. Meinen Blog finden Sie unter
Haben Sie ein schönes Wochenende!
Ihr Jochen Stanzl - Rohstoffanalyst Godmode-Trader.de
Photo By Patricia Lazar : Ceramic Art : Teapots : Pet Paint / Flickr