Kommentar
09:56 Uhr, 30.07.2013

Gold 2013: Der chinesische Patient

Der Weltgoldverband WGC rechnet im laufenden Jahr damit, dass Chinas Investoren und Schmuckliebhaber 950-1000 Tonnen Gold nachfragen werden. Damit hätte sich die Nachfrage auf Jahresfrist fast verdoppelt. GFMS schätzte die chinesische Goldnachfrage im Jahr 2012 noch auf 590,50 Tonnen.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.395,15 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.395,15 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Der Weltgoldverband WGC rechnet im laufenden Jahr damit, dass Chinas Investoren und Schmuckliebhaber 950-1000 Tonnen Gold nachfragen werden. Damit hätte sich die Nachfrage auf Jahresfrist fast verdoppelt. GFMS schätzte die chinesische Goldnachfrage im Jahr 2012 noch auf 590,50 Tonnen. Die physischen Auslieferungen an der Shanghai Gold Exchange haben in der ersten Jahreshälfte 2013 schon das Gesamtvolumen des Jahres 2012 erreicht. Wenn ich es provokant formulieren wollte würde ich sagen: Verkehrte Welt in China. Denn so dynamisch wie dort wächst die Goldnachfrage nirgends mehr.

Ich führe einen Teil der Nachfragedynamik auf die speziellen Realitäten zurück, denen sich ein chinesischer Investor stellen muss. Er kann am Aktienmarkt investieren, ist aber auf den heimischen Markt beschränkt. Dort herrscht aber seit sechs Jahren ein Bärenmarkt – Aktienfonds stellen also keine Alternative dar. Das Geld einfach außer Landes zu bringen, um es dort zu investieren, ist aufgrund von Kapitalverkehrskontrollen nicht möglich. Immerhin kontrolliert Peking den Wert der eigenen Währung und lässt ihn nur in einem sehr schmalen Band gegenüber dem US-Dollar schwanken.

Würden viele Chinesen ihre Geld außer Landes bringen, um es etwa an der Wall Street zu investieren, würde der Wert des Yuan stark fallen. Damit würden die chinesischen Importpreise in die Höhe schnellen, die Inflation würde steigen und die chinesische Notenbank müsste die Zinsen erhöhen, was die ohnehin schwache Konjunktur weiter lähmen würde. Also dürfen chinesische Investoren ihr Geld nicht außer Landes bringen.

Bleibt noch die Investition am chinesischen Immobilienmarkt. Auf diese Idee sind viele Chinesen gekommen, die während des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre zu großen Vermögen gekommen sind. Da Aktien keine Alternative darstellen sind die Preise am Immobilienmarkt aber dermaßen in die Höhe geschnellt, dass die Preise überhitzt sind. Die Regierung in Peking hat bereits klar gemacht hat, dass sie dort eine Spekulationsblase erkannt hat, die sie bekämpfen will. Also selbst das ist keine ernsthafte Alternative mehr für wohlhabende Chinesen, die ihr Geld investieren möchten.

Also warum nicht etwas Gold kaufen. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass viele wohlhabende Chinesen in Massen Gold kaufen. Ein wohlhabender Chinese, der sein Geld anlegen möchte, hat einfach keine anderen sinnvollen Alternativen. Er kann sein Geld nicht außer Landes investieren, da Kapitalverkehrskontrollen bestehen. Ohne eine freie Handelbarkeit des Yuan bleibt das Geld in China gefangen. Es wäre vor diesem Hintergrund aus meiner Sicht eine negative Nachricht für Gold, sollte sich China zu einer freieren Handelbarkeit der eigenen Währung bekennen. Dann könnten Chinesen endlich auch freier im Ausland investieren.

Autor: Jochen Stanzl

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