GodMorning! DAX-Störfeuer aus Fernost? China könnte in eine Rezession eingetreten sein
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Willkommen zu GodMorning, dem Tagesausblick auf GodmodeTrader – täglich live um Acht.
Die Top-Themen heute:
- Chinas Häuserpreise brechen ein, Notenbank flutet Banken mit einer Billion Yuan
- Ben Bernanke wird Hedgefonds-Berater
- Geopolitisches Schachspiel um Griechenland? Warum ein Grexit unwahrscheinlich ist
Griechenland findet auch auf dem Frühjahrstreffen des IWF niemanden, der das Land mit neuen Hilfen unterstützen will. Einhellig sagten IWF, Weltbank, EZB-Chef Mario Draghi und mehrere Eurozone-Minister, dass Athen dringend verbindliche Reformzusagen präsentieren müsse. Marc Faber, Autor des Gloom, Boom, Doom Report, empfiehlt, die Situation in Griechenland von einer ganz anderen Sichtweise heraus zu betrachten: Er sagte am Wochenende, dass um Griechenland ein geopolitisches Schachspiel gespielt würde: Eigentlich müsste das Land, das längst Pleite sei, aus der Eurozone raus, um eine eigene Währung zu bekommen, die Eurozoneländer und westliche Organisationen würden Griechenland jedoch aus geopolitischen Gründen nicht gehen lassen, da sonst andere, wie China oder Russland, an die Haustüre in Griechenland klopfen würden. Europa, aber vor allem die NATO und die USA, wollen nicht, dass es einen Grexit gibt, sagt Faber. Deshalb, aus diesem Grund, sei Griechenland in einer sehr starken Position, noch bessere Bedingungen für seine Umschuldung und seinen Bailout auszuhandeln.
Wie außerdem am Wochenende bekannt wurde hat der ehemalige Notenbankchef Ben Bernanke einen neuen Job – er hat bei Citadel angeheuert, einem der weltweit am stärksten durch Fremdkapitalhebel investierten Hedgefondsgesellschaften.
Wie wichtig es ist, die Geldpolitik zu verstehen zeigt China: Erst hatte die chinesische Wertpapieraufsicht am Freitag Anleger davor gewarnt, zu hohe Risiken am Aktienmarkt einzugehen, sie gab bekannt, eine bestimmte Art von Wertpapierkrediten zukünftig zu verbieten, während sie gleichzeitig die Regeln für Leerverkäufe, also das Setzen auf fallende Kurse, lockerte. Das Resultat dieser nach Börsenschluss in Shanghai am Freitag veröffentlichten Meldung war, dass die Futures der Shanghaier Börse einbrachen und am Wochenende hat man sich in Peking wohl darum gesorgt, jetzt die Spekulationsblase an der Shanghaier Börse angestochen zu haben. Die Aktien in Shanghai stiegen in den vergangenen neun Monaten um 108% - obwohl es hierfür keinen realwirtschaftlichen Grund gibt.
Jedenfalls hat die chinesische Notenbank am Wochenende ihren Reservesatz für Banken um satte 100 Basispunkte gesenkt, das ist der schärfste Zinsschritt seit 2008 – wir wissen, damals bekämpfte China die Wirtschaftsschwäche nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Banken. Ist die Situation heute wirklich vergleichbar schlimm?
Ja, blickt man nämlich an den Häusermarkt in China, so lässt sich dort ein Rückgang der Immobilienpreise seit Januar 2014 um 6,1% feststellen, und als es in den USA das letzte Mal einen Rückgang der Preise um mehr als 6% gegeben hat schlitterten die Vereinigten Staaten in eine Rezession – das war im Jahr 2006, und ein Jahr später brachen dann die Banken dort zusammen, die auf immer weiter steigende Häuserpreise gewettet hatten. Passiert jetzt das gleiche in China?
Hauspreisveränderungen in 70 chinesischen Städten
Die Senkung des Reservesatzes um 100 Basispunkte bedeutet nichts anderes, als dass Chinas Banken mit einem Tsunami an Liquidität geflutet werden, man schätzt, es sind rund 200 Milliarden Dollar. Die Shanghaier Börse lag zunächst über 1% im Plus, dreht aber in den letzten Minuten deutlich nach unten und sinkt zuletzt 0,8%:
Shanghai Composite: Neues Siebenjahreshoch, dann Abverkauf!
Das Problem in China bleibt, dass die eigene Währung an den Dollar gekoppelt ist und wegen der Stärke des Dollars ist der Yuan zu stark, China hätte gerne eine Währung wie den Euro, die chronisch schwach ist und so dem Export auf die Sprünge hilft, aber China kann seine Währung nicht freier gegenüber dem Dollar flotieren lassen, zumindest nicht zu schnell. Den Grund dafür bringt uns am Wochenende JP Morgan in einer Studie. Da hat man berechnet dass trotz Kapitalverkehrskontrollen auf Jahresfrist 300 Milliarden Dollar aus China abgezogen wurden – dieser Kapitalabzug tut weh, selbiger würde sich aber beschleunigen, sollte China versuchen, seine Währung abzuwerten.
JP Morgan: Mittelabflüsse aus China heraus erreichen auf Jahresfrist Summe von 300 Milliarden USD
Daher springt jetzt die chinesische Notenbank ein, um die Finanzierungslücke zu füllen, die ausländische Investoren zurücklassen, und so war am Wochenende auch nach der Senkung der Reservesätze zu lesen, dass Chinas Notenbank weiteren Lockerungsschritten gegenüber nicht feindlich gegenüber stehe.
Am Wochenende warnte ausgerechnet Mario Draghi davor, dass dauerhaft tiefe Zinsen die Stabilität des weltweiten Finanzsystems gefährden könnten, und nur wenige Minuten später wiederholte Jens Weidmann auf einer Sitzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich seine Worte. 53% der Staatsanleihen der Welt meine Damen und Herren rentieren heute bereits mit weniger als einem Prozent und damit heißt die globale Investment-Story weiterhin: Maximale Liquidität und tiefste Zinsen, die Bilanzen der weltweiten Zentralbanken erreichen eine unglaubliche Größe von 22 Billionen Dollar, das entspricht 30% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts oder der Summe der BIPs der USA und Japan zusammen. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Zentralbanken da jemals wieder für Normalität sorgen sollen und den Anfang will ja bekanntlich Janet Yellen machen – noch in diesem Jahr.
Wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich glaube, niemand kann wirklich beurteilen, wie sich die Gesamtlage der Weltwirtschaft entwickeln wird.Deshalb wird es darauf ankommen, wie man investiert. China muss seine Infrastruktur verbessern und will jetzt sogar Verkehrswege in Pakistan bauen. Wegen der Luftverschmutung, die den Chinesen oft kaum noch Luft zum Atmen läßt, sollte man auf Eisenbahnaktien und alternative Energien, z.B. Windkraft, setzen.Diese Wirtschaftszweige werden von der Regierung favorisiert.