Global Trends: Der Schneeballeffekt des Fed
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2013 war kein gutes Jahr für die Schwellenländer. Die meisten Schwellenlandwährungen gerieten stark unter Druck, einige rutschten 20 % gegenüber dem USD. Nur wenige Währungen wie der chinesische Renminbi, der koreanische Won oder der polnische Zloty konnten sich behaupten. Die meisten anderen notieren nahe ihres Jahrestiefs.
Die Risiken in den Emerging Markets steigen weiter, da die Wachstumstreiber der vergangenen Dekade – geringe Lohnkosten, steigende Rohstoffpreise oder hohes Weltwirtschaftswachstum – verschwunden sind oder sich in ihr Gegenteil verkehrten. Die meisten Schwellenländer werden im Jahr 2014 nur noch sehr langsam wachsen, verglichen mit den Wachstumsraten des vergangenen Jahrzehnts.
Das hat Auswirkungen auf die Rohstoffpreise. Das Angebot der meisten Rohstoffe war in der vergangenen Dekade knapp, weil die schnell wachsenden Schwellenländer und vor allem China von Jahr zu Jahr immer größere Mengen benötigten. Jetzt sinkt das Wachstum, es wachsen die Probleme und somit endet auch die nachfragegetriebene Rohstoffhausse. Das liegt auch daran, dass die hohen Rohstoffpreise der vergangenen Dekade bei nahezu allen Rohstoffen zu Angebotsreaktionen führten: Die Produzenten investierten kräftig in Anbau, Schürfrechte und Bohrlizenzen.
Für viele Länder stellt sich jetzt die Frage: Wie können die Gewinnmargen in diesem Umfeld stabil gehalten oder sogar ausgeweitet werden? Eine Antwort darauf lautet: Die gesamte Wertschöpfungskette abbilden. In ganz Afrika entstehen in den kommenden Jahren Ölraffinerien, obwohl man Mineralölprodukte einfach auch aus dem Ausland importieren könnte. Das bedroht die USA – sie sind der größte Exporteur von Benzin, Diesel und Kerosin und profitieren damit davon, dass es nur begrenzte Raffineriekapazitäten im Ausland gibt. Wenn der afrikanische Markt demnächst wegbricht, weil er sich selbst versorgt oder sogar selbst exportiert, fallen die Absatzchancen.
Zu einer drastischen Maßnahme greift die Regierung Indonesiens. Sie hat den Export von Nickelerzen am vergangenen Sonntag verboten, was den Nickelpreis in dieser Woche gleich um 8 % auf 14.350 USD/Tonne steigen ließ. Das Exportverbot folgt dem selben Motiv: Indonesiens Regierung will die Veredelung der Erze zu Nickel nicht mehr den Chinesen oder dem Ausland überlassen sondern die Gewinne, die dabei zu erzielen sind, selbst einstreichen. Seit 2009, als das Gesetz verabschiedet wurde, wurde es Produzenten, die gerade neue Nickelraffinerien bauen, noch erlaubt, das Erz zu exportieren. Jetzt ist damit Schluss. Jetzt müssen die Chinesen, die sich bisher auch mit Nickelerzen niedriger Qualität zufrieden gaben, auf den Weltmarkt gehen und sich dort bereit erklären höhere Preise für raffiniertes Nickel zu bezahlen. Dies könnte dazu führen, dass Nickel im aktuellen Preisbereich einen Boden ausbilden wird – schließlich könnte die Billigproduktion von Nickel Pig Iron in China ein Ende haben.
Interessant entwickelt sich der amerikanische Energiemarkt. Waren die Jahre 2010, 2011 und 2012 noch welche in denen das Ausland große Mengen in die Erschließung von Öl und Gas aus Schiefergestein investierte hielt sich das Ausland im letzten Jahr mit neuen Investitionen in den Sektor zurück. Abgeschreckt von stark gefallenen Erdgaspreisen, niedrigen Margen, kaum profitablen Förderanlagen und sinkenden Preisen für WTI könnte es sein, dass das Ausland auch in den nächsten Jahren nicht wieder beherzt zugreifen wird wenn es um Investitionen in Fracking-Anlagen geht. Ob dies den amerikanischen Energieboom, der die Ölproduktion des Landes bis 25 % unter die Rekordölproduktion des Jahres 1970 und die Erdgasproduktion sogar darüber hat steigen lassen abwürgen wird, bleibt abzuwarten. An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, was hohe Preise bei Rohstoffen auslösen können. Sie erzeugen Angebotsreaktionen, die zum Zeitpunkt, an dem die Preise sehr hoch notieren, nicht denkbar sind.
Das gilt auch für das Silber. Die Minenproduktion beim Silber steigt kräftig an – viele Minen haben die hohen Preise nahe 50 USD/Unze vor ein paar Jahren genutzt um neue Liegenschaften zu kaufen und sie zu erschließen. Es wäre beim Silber wie beim Öl, bei dem man im Zuge der Peak-Oil-Diskussion im Jahr 2008 noch dachte, es gäbe bald keines mehr, nicht überraschend, wenn auch die Prognose über die Endlichkeit von Silber sich um einige Jahre oder Jahrzehnte verschätzen. Und selbst dann gilt wie bei den seltenen Erden, die ja heute schon bekanntlich endlich sind – zumindest manche – man muss das Glück haben, dass die Industrie im Jahr 2025 oder 2030 nicht schon Wege gefunden hat, das Silber zu substituieren. Denn es hilft überhaupt nicht weiter, wenn sie das heute nicht kann. Sie muss es auch morgen nicht können, um in den Preisen einen Effekt auszulösen.
Es scheint wirklich so zu sein dass die langweiligsten Märkte die interessantesten werden. Ich kann mir gut vorstellen dass es zu einem Boom bei Immobilien in den südlichen Euroländern kommen wird und dass sich der Immobilienmarkt in Deutschland in den Städten beruhigen wird, nachdem es in den vergangenen fünf oder sechs Jahren angesichts der Niedrigzinsphase eine Preisanpassung nach oben gegeben hat. Die Chancen liegen jetzt bei Immobilien in Spanien oder anderen südeuropäischen Ländern, wo die Preise am Boden liegen. Das Vertrauen der Firmenchefs die Zukunft betreffend wächst und selbst die am härtesten getroffenen Länder der Eurozone zeigen eine Verbesserung der konjunkturellen Bedingungen – Spanien meldete zuletzt den stärksten Anstieg des Einkaufsmanagerindex seit Mitte des Jahres 2007. Zugegeben – die Wirtschaftserholung ist weiterhin sehr schwach und die Angst vor einer Deflation wächst. Die Spreads der Anleiherenditen zwischen den südlichen Euroländern und Deutschland sind jedoch zuletzt massiv zurück gegangen und wenn man sich den Erfolg der ersten Staatsanleiheauktion Irlands nach der Krise ansieht dann kann man auf zurückkehrendes Vertrauen der Investoren erkennen. Gleichzeitig notiert der KursDAX, also der DAX bereinigt um Dividendenzahlungen, immer noch gut 20 % unter seinem Hoch des Jahres 2000, obwohl die Unternehmen heute nach vierzehn Jahren der Krise viel fester und profitabler dastehen wie damals. Es ist also bei deutschen Aktien noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht und die Eurozone wird wieder attraktiv für ausländische Investoren.
Das gleiche gilt für die USA. Der Fracking-Boom, der wegen den zugelassenen Konzessionen nun bald auch innerhalb der EU beginnen könnte, bescherte den USA einen Rückgang des Defizits in der Energiehandelsbilanz und da sie 40 % zum Leistungsbilanzdefizit beiträgt schlägt dies direkt auf den USD durch, der sukzessive aufwertet. Gegenüber dem Schweizer Franken stieg er seit Weihnachten bereits um 2,5 Cents, gegenüber dem Euro fast um drei Cents. Das hängt auch mit der sukzessiven Konjunkturerholung zusammen, die zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit, zu einer Verbesserung des Verbrauchervertrauens und zu einer Ankurbelung der privaten Investitionstätigkeit führt. Dies könnte im Jahresverlauf die Drosselung der Sachkäufe durch die US-Notenbank beschleunigen, bis sie zum Jahresende gänzlich diese Programme beenden wird.
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