Kommentar
16:53 Uhr, 01.08.2013

Glauben Sie den Euro-Rettern kein Wort!

Im Staatshaushalt Griechenlands ist ein neues Milliardenloch aufgetaucht, wie der IWF am Mittwoch mitgeteilt hat. Für die Jahre 2015 und 2016 fehlen laut IWF insgesamt 10,9 Milliarden Euro – die der IWF dadurch ausgleichen will, dass die Euro-Länder einen Teil der griechischen Staatsschulden erlassen sollen. Kommt es nicht zu einem neuen Schuldenschnitt, so dürfte die Schuldenlast Griechenlands bis 2020 nicht auf das Ziel von 124 Prozent des BIPs sinken, fürchtet der IWF.

Wäre man naiv, könnte man jetzt sagen: Wenigstens ist der IWF ehrlich und sagt, worauf sich die Steuerzahler der Eurozone nach der Bundestagswahl einstellen dürfen. Nichts könnte aber weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn die Prognose des IWF basiert auf der Annahme, dass die griechische Wirtschaft im kommenden Jahr aus der jahrelangen Rezession wieder herauskommen und um 0,6% wachsen wird, nachdem für dieses Jahr noch ein Minus von 4,2% erwartet wird.

Um zu beurteilen, wie realistisch die Schätzungen des IWF sind, kann man sich die Prognosen der Vergangenheit ansehen. Die Grafik zeigt, dass die Prognosen des IWF in der Vergangenheit wirklich meilenweit daneben lagen. Noch im August 2010 prognostizierte der IWF, dass die griechische Wirtschaft im Jahr 2012 um 1,1% wachsen werde (graue Linie). Tatsächlich schrumpfte die griechische Wirtschaft aber 2012 um 6,4% (blaue Linie). Der IWF lag also um ganze 7,5 Prozentpunkte daneben – obwohl es zusätzliche Hilfen für Griechenland (inklusive Schuldenschnitt) gab.

Um den Prognosen des IWF zu glauben, muss man wirklich extrem naiv sein. Der IWF betont die "beachtlichen" Erfolge des griechischen Anpassungsprogramms. Schaut man sich die Zahlen an, ergibt sich aber ein völlig anderes Bild: Die griechische Wirtschaft schrumpft noch immer, und der Schuldenberg wächst immer weiter (Grafik 2).

Die Euro-Rettungspolitik steht vor einem Scherbenhaufen. Kommt es nicht zu einem neuen Schuldenschnitt, so könnte jetzt auch die Rückzahlung der IWF-Kredite in Gefahr sein, befürchtet die Organisation. Deshalb müsse es einen neuen Schuldenschnitt geben, sagte gestern ein IWF-Vertreter. Mit anderen Worten: Die Euro-Länder sollen gefälligst auf die Rückzahlung ihrer Kredite verzichten, damit die Kredite des IWF gesichert sind. Nach der Bundestagswahl dürfte es also in der einen oder anderen Form einen weiteren Schuldenschnitt geben – auch wenn sich die Bundesregierung bisher noch vehement dagegen wehrt. Die Leidtragenden werden die Steuerzahler der Eurozone sein.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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