Analyse
18:00 Uhr, 02.03.2020

GILEAD - Übernahme von FORTY SEVEN

Mit einer weiteren Übernahme im Onkologiebereich zeigt das Management von Gilead klar auf, wo die Zukunft des Unternehmens liegen soll. Die Aktie präsentierte sich zuletzt hochvolatil.

Erwähnte Instrumente

  • Gilead Sciences Inc. - WKN: 885823 - ISIN: US3755581036 - Kurs: 72,310 $ (NASDAQ)

Über die fundamentalen Probleme bei Gilead berichtete ich zuletzt an dieser Stelle vor knapp einem Monat. Seither ist viel passiert. Zunächst einmal zahlten deutsche Trader im Zuge der ersten Coronavirus-Hysterie, damals noch in China, kurzzeitig einen Aufschlag von 20 % bei der Aktie, welcher schnell wieder abverkauft wurde. Mit dem Überschwappen der Epidemie auch nach Europa feierte das Papier dann die zweite Wiederentdeckung. Denn Gileads Medikament Remdesivir, welches bereits gute Ergebnisse bei Sars oder Mers gezeigt hatte, könnte auch bei Coronavirus-Patienten anschlagen. Eine diesbezügliche Phase-III-Studie mit 761 Patienten wurde inzwischen gestartet.

Nun muss man aber wissen, dass Remdesivir nicht die grundsätzlichen Probleme von Gilead lösen wird. Es ist nicht einmal ansatzweise mit dem Potenzial der damaligen Hepatitis-C-Behandlung, deren Milliardeneinnahmen die Gilead-Aktie über Jahre hinweg auf neue Allzeithochs katapultierten, vergleichbar. Dass die Aktie nach dem temporären Hype wieder zurückgekommen ist, ist folglich nicht überraschend. Ähnliche Erkenntnisse werden meiner Ansicht nach auch bald beim derzeit gehypten "Coronavirus-Titel" Drägerwerk greifen. Nur weil Atemschutzmasken ausverkauft sind, hat diese Aktie knapp 40 % innerhalb von wenigen Tagen zugelegt. Das Hauptgeschäft dagegen schwächelt seit Jahren. Es ist einmal mehr die Psychologie, die eine Rolle spielt an der Börse. Wer das traden möchte, gerne. Man sollte sich aber bewusst sein, was man dann auch handelt und wie schnell das Ganze wieder zusammenfallen kann.

Weiterer Zukauf im Onkologiebereich

Zurück zu Gilead: Heute meldet der Konzern überraschend einen Zukauf. Für 4,9 Mrd. USD übernimmt man Forty Seven und damit vorrangig die Rechte am Antikörper Magrolimab. Gilead zahlt einen Aufschlag von über 60 % gegenüber dem Freitagsschlusskurs. Im November 2019 notierte die Aktie von Forty Seven noch unter 10 USD, aktuell über 90 USD. Bereits vor rund drei Jahren sorgte Gilead mit der Übernahme von Kite Pharma für 11,9 Mrd. USD für Aufsehen. Doch diese Transaktion hat sich bislang nicht ausgezahlt. Investoren müssen sich gedulden Gilead gibt jedenfalls Gas im Bereich Onkologie. Das zeigt auch, dass Produkte wie Remdevisir nicht das Hauptgeschäft des Unternehmens in der Zukunft darstellen werden.

Aus charttechnischer Sicht hat die Aktie zuletzt die Range zwischen 70,50 und gut 60,00 USD verlassen. Das daraus ableitbare Ziel von 79,50 USD wurde nahezu erreicht. Zuletzt erfolgte ein scharfer Rücksetzer. Wichtig wäre es nun aus Sicht der Käufer, das Ausbruchsniveau um 70 USD nachhaltig zu verteidigen. In diesem Fall wäre ein erneuter Anlauf in Richtung 79,50 USD möglich. Eine Rückkehr in die Range bedeutet dagegen, dass die alte Neutralität wiederhergestellt wäre. Um 66,50 USD wäre die Aktie gut unterstützt. Unter 60,00 USD wiederum wäre ein starkes Verkaufssignal aktiviert.

Jahr 2019 2020e* 2021e*
Umsatz in Mrd. USD 22,45 22,42 21,89
Ergebnis je Aktie in USD 4,22 5,36 4,91
KGV 17 13 15
Dividende je Aktie in USD 2,52 2,72 2,84
Dividendenrendite 3,49 % 3,76 % 3,93 %
*e = erwartet
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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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