Kommentar
14:18 Uhr, 27.01.2004

Gewinnwachstum bereits eingepreist

Die US-Aktienmärkte beendeten die letzte Woche uneinheitlich: Der S&P 500 stieg um 0,2%, während der Dow Jones und der Nasdaq nachgaben. Mit anhaltend starken Gewinnen setzte sich die Berichtssaison zum vierten Quartal 2003 fort, aber das größte Gewinnwachstum innerhalb der letzten zehn Jahre scheint an den Märkten bereits eingepreist zu sein. Mit nur 341.000 Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung setzt der Arbeitsmarkt seine Erholung fort. Energieunternehmen profitierten vom starken Ölpreis, wohingegen Aktien aus der Informationstechnologiebranche unter Gewinnmitnahmen litten. Fondsmanager wechseln derweil zunehmend von zyklischen Aktien in andere Bereiche, "bevor es zu spät ist".

Nach langem Ringen hat der japanische Aktienmarkt endlich die Widerstandslinie bei 11.000 Punkten durchbrochen und beendete die Woche mit +2%. Angeführt wird die aktuelle Rallye von Reedereien, Rohstofffirmen und dem Fachhandel für Verbraucherelektronik, nachdem Großbanken und Halbleiterhersteller die Stars der letzten Rallye waren.

Leichte Gewinne verzeichneten auch die europäischen Aktienmärkte, obwohl der FTSE 100 etwas nachgab. Enttäuschend fiel dagegen die ZEW-Umfrage zum Geschäftsklima in Deutschland aus. Trotz steigender Industrieproduktion und Aufträge belastet der starke Euro die Gewinne der Unternehmen und beunruhigt die Manager. In der gesamten Eurozone wuchs die Industrieproduktion im November und Dezember langsamer als von Analysten erwartet, während die Verbraucherpreise im Dezember um 0,3% stiegen.

Im vierten Quartal 2003 stieg die britische Wirtschaft um 0,9% und übertraf damit ebenso wie die Einzelhandelsumsätze im Dezember die Erwartungen der Analysten. Dieses überraschend starke Wachstum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der geldpolitische Ausschuss bei seiner nächsten Sitzung die Zinsen anheben wird. Deshalb gaben die Aktienkurse von Finanzwerten nach. Im britischen Haushalt stieg der Nettobarmittelbedarf der öffentlichen Hand von 8,5 Mrd. £ im November auf 13 Mrd. £ im Dezember 2003 und damit stärker als erwartet. Gleichzeitig wuchsen die öffentlichen Ausgaben stärker als von der Regierung prognostiziert und in ihrem Bericht zu Großbritannien warnte die OECD davor, dass der Finanzminister Gordon Brown "entweder die Steuern anheben oder die Ausgaben kürzen muss, um künftig ein Defizit zu vermeiden".

In der Region Asien-Pazifik verzeichnete die chinesische Volkswirtschaft im vierten Quartal 2003 ein Wachstum um 9,9% und ließ damit den Hang Seng Index um 4% in die Höhe schnellen. Außerdem stufte die Ratingagentur Moody's das Länderrating für Indien auf Investment-Grade herauf. Inzwischen haben sich zehn Thailänder mit der Vogelgrippe angesteckt, was thailändische Geflügelproduzenten unter Druck brachte und Ängste am Markt vor dem Ausbrechen einer Epidemie im Ausmaß von SARS auslöste.

An den Emerging Markets verlor der argentinische Merval-Index 4%, weil die Anleger befürchteten, dass die Regierung die Ernennung ihrer Bankberater für die Umschuldung der Staatsschulden verzögern könnte. Hohe Rohstoffpreise ließen die Kurse von Metallerzeugern steigen, die damit die russische Börse um 5% nach oben zogen.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten legten die Renditen leicht zu. Für die aktuelle Erholung der Wirtschaft scheinen die Renditen von US-Treasuries weiterhin zu niedrig und die Ausgaben der Regierung lassen vermuten, dass die USA noch eine Weile mit den riesigen Leistungsbilanz- und Haushaltsdefiziten leben müssen. Anleihen aus der Eurozone profitierten vom starken Euro und den sich verdichtenden Gerüchten über eine bevorstehende Zinssenkung der EZB. Das Durchbrechen der wichtigen Hürde von 11.000 Punkten beim Nikkei-Index werteten Anleger als Signal, Anleihen zu verkaufen und setzten damit japanische Staatsanleihen unter Druck.

An den Devisenmärkten gab der US-Dollar den Großteil seiner Gewinne aus der letzten Woche wieder ab und verlor 2,3% an Wert gegenüber dem Euro. EZB-Präsident Trichet bekräftigte seine Haltung zur Währungsstabilität, einem Bericht der EZB zufolge gleicht die starke globale Nachfrage die Auswirkungen des starken Euros jedoch aus. Laut Chefvolkswirt der EZB, Issing, hilft der hohe Eurokurs, die Inflation zu senken.

An den Ölmärkten stieg der Preis für Rohöl, weil für den Nordosten Amerikas weiterhin niedrige Temperaturen vorhersagt werden.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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