Kommentar
15:18 Uhr, 03.02.2004

Gesunde Konsolidierung an den Märkten

Eine Woche der - durchaus gesunden - Konsolidierung an den Weltaktienmärkten liegt hinter uns. Während Topix und NASDAQ mit einem Minus von 2,7 Prozent deutlich unter die Räder kamen, verloren DAX 2,2 Prozent, S&P 500 0,9 Prozent und der europäische Aktienmarkt ebenfalls 0,9 Prozent.

Die US-amerikanische Fed bereitete die Märkte erstmals indirekt auf eine mögliche Zinsanhebung in diesem Jahr vor. Reaktion: Aktien- und Rentenmärkte gaben deutlich nach, der Dollar legte zu. Die Berichtssaison, die ihren Höhepunkt erreichte, setzte sich positiv fort. So berichteten bisher rund 60 Prozent der im S&P 500 gelisteten Unternehmen. Zwei Drittel davon übertrafen die Markterwartungen zum Teil deutlich. Unter anderem präsentierten Lexmark, Caterpillar, Xerox, Procter & Gamble, Exxon Mobile, Nortel Networks, Dow Chemical, Philip Morris und Boeing starke Zahlen. Im Rahmen der Erwartungen lagen die Zahlen von Texas Instruments, Amazon.com, Mc Donalds, Eli Lilly und Peoplesoft. Die volkswirtschaftlichen Daten fielen gemischt aus. Unverändert schwache Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter - was als enttäuschend zu werten ist. Ebenfalls schwächer als erwartet fiel mit (annualisiert) plus 4 Prozent das BIP-Wachstum im vierten Quartal aus. Aus qualitativer Sicht handelt es sich aber um einen guten Wert, da sich sowohl die Exporte als auch die Investitionen und der private Konsum positiv entwickelten. Das Verbrauchervertrauen des Conference Board stieg auf das höchste Niveau seit Juli 2002. Darüber hinaus wurde das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan nach oben revidiert. Den höchsten Stand seit neun Jahren markiert derzeit der Chicago Einkaufsmanagerindex. Seine Produktions-Subkomponente befindet sich auf einem Neun-Jahres-Hoch.

In Europa, wo die Berichtssaison erst langsam ihren Höhepunkt erreicht, blieben die Unternehmensergebnisse hinter den starken US-Zahlen zurück. So konnten nur Puma und Enel die Markterwartungen übertreffen. Altana, BMW, Adidas-Salomon, BBVA, Air Liquide und Henkel berichteten dagegen entsprechend den Erwartungen. Solide Kundenzahlen vermeldete die Deutsche Telekom. Eine Gewinnwarnung ließ die Ryanair-Aktie um 25 Prozent abstürzen. Sanofi Synthelabo hat für Aventis rund 48 Milliarden Euro geboten - das Angebot wurde jedoch vom Aventis Management als unzureichend abgelehnt. Der Börsengang des zweitgrößten französischen Internetproviders Iliad verlief hervorragend: "Die Aktie war 25fach überzeichnet und verzeichnete am ersten Handelstag einen Kurssprung um fast 35 Prozent", meldet ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. Der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex stieg zum neunten Mal in Folge, und zwar auf den höchsten Wert seit Januar 2001. Die Geschäftsklima-Indizes in Frankreich, Italien und den Niederlanden verbesserten sich signifikant. Während das GFK-Konsumklima in Großbritannien deutlich anstieg, enttäuschte das deutsche Konsumklima. Auch die deutschen Einzelhandelsumsätze für Dezember überzeugten nicht. Sehr fest präsentierten sich hingegen die Auftragseingänge im Maschinenbau in Deutschland.

In Japan legten Fujitsu und Honda gute Zahlen vor, während Toshiba enttäuschte. Fuji Photo Film und Nintendo gaben nach Senkungen der Jahresgewinnprognosen deutlich nach. Bei den Makrodaten zeigten sich einerseits zahlreiche "Dezember"-Zahlen sehr stark, andererseits fiel sowohl die Dezember-Produktion als auch das Shoku-Chukin Geschäftsklima für kleine und mittlere Unternehmen unterhalb der Erwartungen aus. Starke "Dezember-Zahlen" zeigten die Einzelhandelsumsätze, die deutlich gesunkene Arbeitslosenrate, der verbesserte Stellen-zu-Bewerber-Index sowie die Auftragseingänge im Baugewerbe. Die Dezember-Produktion sank hingegen um 1 Prozent und der Shoku-Chukin verlor 0,4 Prozentpunkte auf nun 48,7 Punkte.

Ausblick:

In den USA berichten in der nächsten Woche unter anderem die Getränkeproduzenten Cisco und Pepsi. Mit Spannung erwartet wird der Haushaltsentwurf 2005 mit seinen Implikationen für das US-Haushaltsdefizit. Ebenfalls im Blickpunkt der Anleger: Die ISM Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor. Bei beiden Werten erwarten wir eine leichte Abschwächung. Die Automobil-Absatzzahlen für Januar dürften ebenfalls rückläufig sein. Neben der Produktivität fürs vierte Quartal werden auch die am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten voraussichtlich starke Beachtung finden. Bei der Schaffung neuer Stellen außerhalb der Landwirtschaft wird auf "Konsensus-Basis" ein Wert von rund 200.000 Stellen erwartet.

In Europa berichten unter anderem Akzo Nobel, AXA, BOC, Daimler Chrysler, Endesa, Roche, ABN Amro, Alcatel, BNPP, Deutsche Bank, Epcos, ICI, Royal Dutch/Shell und Ericsson. "Das Erfurter Halbleiterunternehmen X-FAB Semiconductors Foundries plant einen Börsengang im März", berichtet ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. "Dieses würde das erste IPO an der Deutschen Börse seit rund 2 Jahren sein", so der Europa-Experte weiter. An volkswirtschaftlichen Daten stehen die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Großbritannien und die Eurozone, europäische Konsumentenpreise, europäische Einzelhandelsumsätze, deutsche Arbeitslosenzahlen und industrielle Auftragseingänge, das französische Verbrauchervertrauen sowie deutsche Produktionszahlen für Dezember zur Veröffentlichung an.

In Japan berichten unter anderem Hitachi, Toyota, Isuzu, Suzuki, Sega und Yamaha. Bei den Makrodaten interessieren die monetäre Basis für Januar, der Frühindikator für Dezember und die Geldmengenentwicklung für Januar. Mit der Shinsei-Bank wird das größte japanische IPO seit vier Jahren für den 19.2.2004 erwartet.
Zu einem Risikofaktor für die Aktienmärkte könnte sich die asiatische Vogelgrippe entwickeln, nämlich dann, wenn sich der Erreger mit einem menschlichen Virus verbände und dann auch von Mensch zu Mensch übertragbar wäre. Allerdings gibt es bereits wirksame Medikamente gegen die Krankheit. Positiv zu bemerken ist die Entwicklung des Ölpeises, der auf Wochenbasis (bei der Sorte Brent Blend) um rund 5 Prozent nachgegeben hat. Aus europäischer Sicht ebenfalls positiv stellt sich die leichte Abschwächung des Euro gegenüber des US-Dollars dar. Kurzfristig bleibt ein weitere Kurskonsolidierung an den Aktienmärkten wahrscheinlich, mittelfristig stehen die Ampeln aber weiterhin auf "grün".

Quelle: Adig

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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