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09:46 Uhr, 15.06.2012

Gerücht: Zentralbanken setzen Gold mit 100% an!?

Was ist davon zu halten?

Blog-Leserin Anja hat mir das Gerücht zugetragen, dass es wohl Diskussionen bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich geben soll, künftig die Quote für die Berechnung des haftenden Bankenkapitals von 4% auf 6% der Bilanzsumme anzuheben und Gold in die Berechnung künftig zu 100 % , statt wie bisher nur mit 50 %, zu gestatten. Damit hätte dann der Golderwerb der Banken keinen Liquiditätsverlust mehr im Vergleich zur Höhe des zu berücksichtigenden Wertes in den Bilanzen. Das wiederum könnte doch zur Folge haben, dass eher Gold gekauft würde statt Staataanleihen, um eine bessere Bonität zu haben.

Danke an Anja für dieses Gerücht. Es ist durchaus möglich, dass da was dran ist. Es wäre wichtig, dass ZB und Investmentnachfrage stark steigen, um den Goldpreis nach oben zu bewegen: In diesem Jahr und im nächsten Jahr ist der physische Goldmarkt wahrscheinlich eher überversorgt, einige Marktschätzungen gehen von 2000 Tonnen am Goldmarkt aus, bei Silber beträgt das Überangebot sogar 5000 Tonnen, und das alleine in diesem Jahr. Es wäre also nicht abwegig zu behaupten, dass solche Gerüchte gezielt gestreut werden, um die Gold-Rally zu befeuern, denn:

Also meine Meinung dazu: Käufer von Gold sind die Schwellenländer-Zentralbanken (SZB). KEINE westliche Zentralbank (WZB) kauft Gold. Sie haben bestenfalls ihre Verkäufe heruntergefahren, weil sie halt sehen, dass Gold an Wert gewinnt.

Man kann sagen: Schwellenländer-ZB kaufen Gold, besser wäre aber die Formulierung: SZB tauschen ihre massiv gestiegenen, und USD- und EUR-lastigen Währungsreserven in Sorge um die Stabilität dieser geldpolitisch "massierten" Währungen unter anderem gegen Gold. Dafür fehlen Sie als Käufer von u.a. US-Staatsanleihen, was z.B. die US-Notenbank zwingt, ihre Bilanz zu verlängern um der eigenen Regierung zu ermöglichen, sich noch zu finanzieren. Der USD-Rückstrom aus den Schwellenländern in die USA funktioniert nicht mehr so reibungslos, wie in der Vergangenheit.

Wenn die SZB Gold als Rettungsanker auserkohren haben, dann kann man vor diesem Hintergrund so argumentieren, dass es den WZB nicht unrecht sein könnte, den Goldpreis etwas "mitzumassieren", auch wenn das bloße Mutmaßung ist und der Vorwurf der Goldpreismanipulation niemals wirklich bewiesen werden kann.

Und nun zum Gerücht: Würden die WZB Gold zu 100% in der Bilanz ansetzen, würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Daher: Ich halte nix von diesem Gerücht...

Photo http://www.flickr.com/photos/58782395@N03/

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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