Fundamentale Nachricht
06:23 Uhr, 24.11.2014

George Soros steigt in Spanien ein

George Soros entdeckt seine Liebe für europäische Krisenländer. Anfang des Jahres kaufte er sich in Italien ein, jetzt soll Spanien folgen.

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George Soros weiß, was er tut, sonst wäre er nicht Milliardär. Blind folgen muss man ihm deswegen nicht. Sein Investment in ein italienisches Immobilienunternehmen Anfang des Jahres schlug bisher fehl. Soros erwarb einen Anteil von 6% an Immobiliare Grande Distribuzione. Nach mehreren Kapitalerhöhungen ist die Aktie nur mehr die Hälfte dessen wert, was sie Anfang des Jahres wert war. Niemand kennt die Details des Deals, den Soros gemacht hat. Es ist also nicht klar, wie viel oder ob er dabei bisher überhaupt etwas verloren hat. Die Optik ist dennoch etwas schief. Vielleicht gelingt der Einstieg in das spanische Unternehmen Fomento de Construcciones y Contratas (FCC) besser.

FCC ist ein Bau und Entsorgungsunternehmen mit Hauptsitz in Spanien. Es ist zwar auch weltweit tätig, erwirtschaftet aber noch immer mehr als die Hälfte der Umsätze auf dem Heimatmarkt. Wenn es dort nicht läuft, dann können es die anderen Länder nicht ausreichend ausgleichen. Das hat die Krise gezeigt. 2007 erwirtschaftete FCC noch an die 14 Mrd. EUR Umsatz und wies einen Gewinn von 737 Mio. aus. Bis 2011 blieb das Unternehmen trotz sinkender Umsätze noch profitabel, rutschte dann aber gleich richtig dick ins Minus.

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Der Fehlbetrag 2012 lag bei etwas über einer Milliarde Euro. Ein Jahr später stieg der Fehlbetrag auf 1,5 Mrd. Für 2014 ist noch einmal mit einem Verlust von 700 Mio. bis einer Milliarde zu rechnen. Gleichzeitig schrumpft der Umsatz weiter. Er beträgt nur mehr die Hälfte des Vorkrisenniveaus. Das liegt auch daran, dass sich das Unternehmen gesundschrumpfen möchte. Es hat viele Unternehmensteile veräußert.
Die Bilanz befindet sich entsprechend auch auf Schrumpfkurs. Das Unternehmen hatte einmal Vermögenswerte von 25 Mrd. Euro. Demgegenüber standen Verbindlichkeiten von ungefähr 20 Mrd. Netto besaß das Unternehmen Vermögenswerte von 5 Mrd. Vor allem wegen hoher Abschreibungen auf Anlagevermögen sind die Bruttovermögenswerte seit 2012 immer weiter rückläufig gewesen. Die Schulden haben sich zwar auch reduziert, aber nicht so schnell wie die Vermögenswerte. Inzwischen decken die Vermögenswerte gerade so die Verbindlichkeiten ab. Netto hat das Unternehmen de facto kein Vermögen mehr.

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Eine solche Situation ist häufig ein Signal für die Insolvenz. Es gibt aber noch Geldgeber und so lange es diese gibt, kann sich FCC über Wasser halten. Soros ist einer der Geldgeber. Er will bei einer anstehenden Kapitalerhöhung gut 600 Mio. Euro investieren. Er würde danach etwa ein Viertel der Anteile halten.

Dieses Investment ist eine Wette auf den Turnaround, nicht nur des Unternehmens, sondern vor allem Spaniens. Zieht der Immobilienmarkt nicht wieder an, dann ist FCC nicht zu retten. Immerhin hat das Unternehmen ein volles Auftragsbuch. Das erklärt vielleicht auch, wieso FCC noch nicht insolvent ist. Vermögenswerte hat es ja nicht mehr, dafür aber 33 Mrd. EUR in den Auftragsbüchern. Obwohl FCC kein Vermögen hat ist es an der Börse 1,8 Mrd. Euro wert. Das muss irgendwie begründbar sein und der Grund liegt in den Auftragsbüchern.

Vor der Krise hat FCC eine Nettomarge von ungefähr 5% erwirtschaftet. Wendet man diese 5% auf den Auftragsbestand an, dann kommt ein Gewinn von 1,7 Mrd. dabei heraus. Das entspricht ungefähr dem aktuellen Börsenwert. Ob Investoren wirklich so rechnen kann man nicht sagen. Es ist auch eigentlich nicht so wichtig wie sie rechnen. Das Ergebnis der Rechnung sieht man im Börsenwert des Unternehmens. Persönlich halte ich das für recht optimistisch. Die Schulden des Konzerns übersteigen den Jahresumsatz. Die jährliche Zinslast liegt zwischen 400 und 500 Mio. Euro. Selbst mit Soros Einstieg und neuem Kapital ist der Turnaround damit noch lange nicht geschafft.

Anfang 2014 sah es schon einmal kurzzeitig nach einer Trendwende aus. Die Erwartung hat sich nicht erfüllt und es ist sehr ungewiss, ob innerhalb der nächsten Quartale der Turnaround wirklich gelingt. Soros kann Recht bekommen. Wenn er das tut, dann ist es aber wahrscheinlich eher Glück.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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