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12:33 Uhr, 24.08.2002

GENERAL Electric - "Bearkeil Paranoia"

[Link "Bitte hier klicken, um eine der Vorgängermeldungen dieser Woche vergleichsweise einzusehen." auf 62.146.24.165/... nicht mehr verfügbar]

Am gestrigen Freitag verlor der Aktienkurs von General Electric (GE) um 1,37% auf 32,25 $. Damit schließt die Aktie zum Wochenende im Bereich des Widerstands bei 32,3 $. Aus dem mittel- bis langfristigen bullishen Keil ist die Aktie in den letzten Wochen im Sog einer festen Gesamtmarktverfassung regelkonform nach oben ausgebrochen. Das charttechnische Kursziel aus dem Keil wurde bei weitem noch nicht erreicht.

Allerdings spielt sich der Ausbruch in Form einer bearishen Keilformation ab. Ein bearisher Keil sagt aus, daß ein "schlechter" Kursanstieg vorliegt. Der Kursanstieg an sich gibt bereits den Hinweis auf den bevorstehenden Kursverfall. Die fallenden Volumina während der kurzfristigen Aufwärtsbewegung und der MACD bei GE, der kurz vor Generierung eines Verkaufssignals steht, bestätigen den Bearkeil, bei Erreichen dessen Spitze die Aktie regelkonform nach unten ausbrechen müßte. Auch die Anhänger von EW sehen charttechnisch bei GE kurzfristig eine bearishe Konstellation vorliegen.

Die kurzfristige charttechnische Situation scheint eindeutig zu sein. ZU eindeutig ! Die Masse der Marktakteure, die diese Aktie handelt, sieht in etwa genau dasselbe Bild und macht sich davon ungefähr diesselbe Meinung. Und genau dies dürfte ein Kontraindikator sein. Für den Trader gilt es nun zu eruieren, inwiefern die voraussichtliche Konsenseinschätzung, wonach aufgrund des bearishen Keils kurzfristig ein Kursverfall bevorstehen dürfte, als Kontraindikator angesehen werden kann. Die Masse handelt in der Regel "falsch". Ist das Gros der Marktteilnehmer bearish, ist dies bekanntermaßen das Zeichen für eine mögliche bevorstehende Trendumkehr. Ist der Gros der Marktteilnehmer für GE kurzfristig bearish eingestellt, wäre dies im Sinne eines Kontraindikators also ein Signal für bevorstehende steigende Kurse. Ganz so einfach ist diese Regel jedoch nicht ! Streckenweise ist eine Konsenseinschätzung unter Marktteilnehmern, - beispielsweise Euphorie während einer Aufwärtsbewegung -, auch trendbestätigend zu interpretieren. Der Kurs läuft also entsprechend der Einschätzung der Masse der Marktteilnehmer.
Übertragen auf die konkrete Situation bei GE würde dies bedeuten, daß alle Marktakteure in Erwartung fallender Kurse die Aktie verkaufen und shorten und es deshalb tatsächlich zu dem Kursverfall kommt. Wichtig ist bei diesem Prinzip der "Masse als Kontraindikator" deshalb, wie groß der Anteil der Trader ist, der nun tatsächlich entsprechend der eigenen Einschätzung konkret handelt. Die GodmodeTrader 2P Trading Rule beschreibt einen wichtigen Faktor. Möglichst viele Marktteilnehmer sollten entsprechend ihrer Einschätzung positioniert sein. Möglichst viele Marktteilnehmer sollten in Positionsschieflage geraten, - also auf dem berühmt berüchtigten falschen Fuß erwischt werden -, wenn der Kurs beginnt sich nicht entsprechend ihrer Einschätzung zu bewegen.

[Link "Bitte hier klicken, um den Guide der "GodmodeTrader 2P Trading Rule" einzusehen. Das Beispiel (Rambus) in diesem Guide, weist zufälligerweise ein ähnliches charttechnisches Set auf wie aktuell General Electric." auf 62.146.24.165/... nicht mehr verfügbar]

Noch ist die Auswertung der Lage bei General Electric nicht beendet. Man darf nicht vergessen, daß diejenigen Marktteilnehmer, die sich bei den stark volatilen Marktverhältnissen der letzten beiden Jahre jetzt noch erfolgreich im Markt bewegen, zu einem nicht unerheblichen Teil "echte Füchse" sind, die ebenfalls "um mehrere Ecken denken" können. Im Markt findet eine gnadenlose Selektion statt. Schon längst sind die "Spieler", die "Unwissenden", die "emotional Labilen" und die "einfach Gestrickten" dem Selektionsprozess zum Opfer gefallen. Derzeit muß man sich mit ebenbürtigen Marktteilnehmern messen. General Electric ist ein Indexschwergewicht. In den Handelsabteilungen der Investmentbanken und der Fondsgesellschaften sitzen die besonders erfahrenen Headtrader an den Panels, wenn es um hochkapitalisierte Aktien geht, die mit einem sehr hohen Tagesumsatz gehandelt werden und in die Fonds stark investiert sind. Im Traderjargon bezeichnet man diese Headtrader auch als Generäle. Für unerfahrenere Trader unter den Klein-/Privatanlegern ist es deshalb nicht unbedingt ratsam im Tagesgeschäft solche Big Player wie General Electric oder Cisco zu handeln, weil man bei diesen Aktien mit den besonders erfahrenen Händlern konkurriert und deshalb die Chancen zu profitieren, sinken. Zurück zum Ende unserer Betrachtung speziell bei General Electric.

Also muß bei der Bewertung des aktuell vorliegenden kurzfristigen charttechnischen Set Ups bei General Electric abgewogen werden, wieviele der Marktteilnehmer sich der Gefahr sehr wohl bewußt sind, daß der bearishe Keil unter den gegebenen Marktverhältnissen ein bearishes Fehlsignal, - eine charttechnische Bärenfalle -, liefern könnte. Ist der Erwartungskonsens der Masse etwa nicht im Sinne eines kurzfristig bevorstehenden regelkonformen Ausbruchs aus dem Keil nach unten, sondern eher die Erwartung eines bevorstehenden Fehlausbruchs nach oben, so würde dies bedeuten, daß die Trader entsprechend dieser Einschätzung die Aktie nicht shorten, sondern im Gegenteil, kaufen. Als Kontraindikator gesehen, würde dies dazu führen, daß der Kurs in der Endkonsequenz doch regelkonform nach unten ausbrechen würde. Neulinge im Bereich der technischen Analyse oder dem professionellen Trading werden sich verzweifelt sagen "Aber im Lehrbuch stand doch, daß steigende Keile nach unten aufgelöst werden ... Wieso brechen die Kurse in der letzten Zeit ständig nach oben aus ?" Dazu kann man nur wiederholt anmerken, daß sich die Charttechnik in einem ständigen dynamischen Fluß befindet. Es gibt Phasen, in denen bearishe Keile in einem nicht unerheblichen Maß nach oben aufgelöst werden. (contrarian theory). Seit einigen Wochen ist dies der Fall.

Um den Gedanken zuende zu führen. Wir gehen tatsächlich nach wie vor davon aus, daß der Keil bei GE regelwidrig nach oben aufgelöst werden wird, weil a) einfach die Angst vieler Marktteilnehmer zu groß ist, mit Shortpositionen wie so oft in den letzten Wochen aus dem Markt gedrückt zu werden und b) weil diejenigen, die noch immer die bearishen Keile zu vorschnell shorten, tatsächlich wieder aus ihren Shortpositionen gezwungen werden. Da die Risk/Reward Ratio für einen Trade in die eine oder andere Richtung zur Zeit noch nicht sinnvoll ist, halten wir es für die beste Strategie, abzuwarten und zu beobachten bis sich Marktteilnehmer endlich aus ihrer Deckung wagen und handeln. In die entstehende Momentumwelle gilt es dann rechtzeitig aufzuspringen.

Schizopremium

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