Analyse
17:29 Uhr, 13.03.2009

Gelddrucken ohne Ende – Inflation unvermeidlich?

Externe Quelle: Deutsche Bank Research

Um die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu begrenzen, weiten Zentralbanken rund um den Globus die Geldmenge aus. Diese expansive Politik nährt zunehmend Inflationssorgen. Doch so einfach die Geldmenge ausgeweitet wird, so ist es ebenso möglich, sie wieder zurückzufahren – wenn der Wille dazu besteht.

Derzeit sind alle Betrachter mehr oder weniger entwurzelt. Die Debatte reflektiert höchste Verunsicherung. Da war die Welt auf Grund hoher Energie- und Nahrungsmittelpreise im Spätsommer 2008 gerade noch von Inflationssorgen geplagt. Gegen Jahresende kumulierten die Sorgen vor einer dramatischen Rezession. Deflation wurde in weiten Kreisen die neue Sorge. Und kaum später hört man von vielen die Befürchtung, dass die mit den Bankenrettungspaketen und den konjunkturellen Stimulierungsprogrammen verbundene Geldschöpfung eine galoppierende Inflation auslösen könnte. Was nun? Fürchtet ihr euch vor Inflation oder Deflation? Beides gleichzeitig geht doch wohl nicht!

Nun aber die Argumente der Reihe nach. Ja, es gibt sie, die starke Ausweitung der Geldbasis durch die Zentralbanken. Seit über einem Jahr stellen sie in großem Umfang Notliquidität zur Verfügung, weil sich die Banken untereinander nicht mehr vertrauen. Zunehmend haben sie dazu auch unkonventionelle Maßnahmen verwendet, das heißt Wertpapiere aufgekauft, deren Liquidität und/oder Werthaltigkeit nicht über jeden Zweifel erhaben waren. Seit einiger Zeit haben sie zudem die Refinanzierungszinsen kräftig gesenkt – in Japan und den USA sogar bis auf Null Prozent. Es scheint, als ob man die Konsequenzen des Platzens der Immobilienpreisblase mit einer erneuten Liquiditätsaufblähung beheben wolle. Teufel mit dem Beelzebub austreiben also?

Diese Frage ist berechtigt. Aber wir sollten beobachten, dass derzeit nur die Geldbasis dramatisch steigt. Weil aber der Geldmengenmultiplikator nicht funktioniert, die Giralgeldschaffung wegen des mangelnden Vertrauens der Banken untereinander also nicht zustande kommt, nimmt die für Käufe so wichtige Geldmenge M1 nur sehr abgeschwächt zu. Die unmittelbare Gefahr für Preissteigerungen dürfte dementsprechend sehr gering sein. Ich halte es in Deutschland für sehr wahrscheinlich, dass das Preisniveau 2009 längere Zeit – vor allem im 2. Quartal – unter dem entsprechenden Vorjahresniveau liegen wird. Ob man das schon Deflation nennen sollte, würde ich bezweifeln, aber Inflation spiegelt das sicherlich nicht wider.

Die Sorge vor Hyperinflation wegen der weltweiten Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken ist daher eher Ausdruck einer Neurose! Aber es ist wahr – es kommt darauf an, dass die Zentralbanken diesmal – anders als Fed und viele asiatische und arabische Zentralbanken noch 2005 – nicht wieder den Zeitpunkt für das Herumlegen des monetären Ruders verpassen. Die zu große Geldbasis muss – sobald das Vertrauen der Marktakteure in den Finanzmarkt wieder zurückgekehrt ist – wieder deutlich verkleinert werden!

Da ich sicher bin, dass die EZB ihr Inflationsziel weiter sehr ernst nimmt und die Welt weiß, dass es neben dem US-Dollar auch diesen konkurrierenden Euro gibt, ist die Gefahr inflationärer Geldpolitik durch die Fed über den Wettbewerb mit der EZB eingehegt.

Autor: Prof. Dr. Norbert Walter

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