Kommentar
10:44 Uhr, 10.08.2009

Geht die Welt jetzt unter oder nicht ?

Die massive Erholung der Börsen und die Genesung der ökonomischen Daten weltweit treffen auf eine große Mehrheit von ungläubigen Marktteilnehmern. Die meisten Indikatoren deuten darauf hin, dass 2010 ein ganz passables Jahr werden könnte und 2009 doch nicht so miserabel wie erwartet. Die für Deutschland prognostizierten 6% minus im BIP könnten schon bald nach oben revidiert werden.

Für unterinvestierte Anleger und falsch gelegene Analysten und Journalisten ist diese Entwicklung so etwas wie eine kognitive Dissonanz; sie waren auf den Untergang des globalen Finanzsystems mitsamt des Kapitalismus eingestimmt, und jetzt soll schon wieder business as usual angesagt sein? Um das eigene, erst frisch gewonnene Weltbild nicht zu gefährden, werden Argumentationen gesucht, die das KISS-Prinzip (keep it simple stupid, also an komplexe Themen mit simplen Methoden herangehen) doch arg überstrapaziert. Sehr beliebt ist z.B. landeinlandaus darauf hinzuweisen, dass im Herbst oder Winter dieses Jahres massenhaft Kurzarbeiter entlassen würden. Ergo bricht die Binnennachfrage weg, der Konsum, die ganze Wirtschaft kollabiert. Was hier völlig vernachlässigt wird, ist der typische Verlauf von Konjunkturzyklen. Dazu muss man noch nicht mal Ökonom sein, sondern einfach nur Statistiken lesen können! Es ist nun mal so, dass zu Beginn eines Aufschwungs Unternehmensinvestitionen anziehen und der Konsum seinen Höhepunkt sogar erst gegen Ende des Zyklus seinen Höhepunkt erreicht. Darüber braucht man gar nicht groß philosophieren, weil man es nachlesen kann: es ist einfach so! Folgt man dagegen den Gedankengängen der Apologeten des Untergangs, dann kann es eh nie wieder hochgehen: Sinkender Umsatz > Entlassungen > weniger Konsum > sinkender Umsatz…merken Sie was? Wie soll es denn da Zyklen geben? Und doch gibt es sie!! Übrigens andersrum ist es doch genauso. Warum boomt die Wirtschaft denn nicht nonstop ohne Unterbrechung? Steigende Umsätze > Steigende Löhne > mehr Konsum > steigende Löhne…

Kurzum, es mag nicht eine Krise wie die anderen gewesen sein, und dennoch geht es jetzt erst mal weiter. Was in 20 Jahren ist? Ich weiß es nicht, aber wir leben im jetzt und hier! Lassen Sie sich nicht vom Krisengerede herunterziehen und nehmen Sie das ökonomische Leben (wie das übrige auch) einfach so wie es kommt. Das ist der wahre KISS-Ansatz!

Daniel Kühn - Chefredaktion http://www.tradersjournal.de und http://www.forex-report.de/

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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