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11:23 Uhr, 16.06.2005

Gartner zum deutschen Mobilfunkmarkt

Laut einer aktuellen Studie von Gartner ist der Mobilfunkmarkt in Deutschland im letzten Jahr weiter gewachsen: Die Penetration ist von 78,6 Prozent Ende 2003 auf 87,8 Prozent im ersten Quartal 2005 gestiegen. Der Gesamtumsatz betrug im Jahr 2004 20,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig ist der Umsatz pro Teilnehmer (Average Revenue Per User; ARPU) weiter gesunken. Da der Markt nun weitestgehend gesättigt ist, versuchen die Mobilfunkanbieter die Kunden zu mehr Nutzung zu bewegen. Die Anbieter konzentrieren sich darauf, mit Preissenkungen das Festnetz überflüssig zu machen und durch Premiumdienste wie MMS und Internet via UMTS den Umsatz pro Kunde wieder anzuheben.

Internet via UMTS als Hoffnung der Anbieter

Anders als in den meisten europäischen Ländern ist der ARPU in Deutschland in den letzten Jahren stetig gesunken, von 404,30 Euro im Jahr 2000 auf 298,90 Euro 2004, was einen Rückgang von 26 Prozent bedeutet. Im Gegensatz dazu ist das gesamte Volumen für Sprache gestiegen. UMTS, das Schlagwort für die dritte Generation des Mobilfunkstandards soll nun endlich den lange erhofften Umsatz bringen. Dank der erhöhten Datenraten erleichtert 3G-Premiumdienste wie das Verschicken von Bildnachrichten (MMS) und bietet gleichzeitig einen schnellen portablen Internetzugang. Mit Internet via UMTS begeben sich die Anbieter allerdings in vermeintliche Konkurrenz zu den Festnetzbetreibern, die DSL vermarkten. Gartner warnt jedoch vor zu großen Hoffnungen der Mobilanbieter: Der deutsche Markt sei noch nicht reif für die Substitution des Datenverkehrs und wird sich nur langsam entwickeln. Gründe dafür seien vor allem die mangelnde Flächendeckung von 3G, zu geringe Durchsatzraten und zu hohe Tarife.

Markt reagiert bisher verhalten

"Internet via UMTS kommt zu einem Zeitpunkt scharfen Wettbewerbs im DSL-Markt. Die immer schnelleren DSL Verbindungen werden zu sinkenden Preisen angeboten", erklärt Martin Gutberlet, Analyst bei Gartner. "Sicherlich wird ein Teil von Nutzern, die komplett mobil sein wollen, mit 3G-Datenkarten eine Alternative haben. Allerdings sind die Absatzzahlen dieser Karten bislang enttäuschend." Auch Premiumdienste wie MMS werden in Deutschland kaum in Anspruch genommen. "Bei 71,3 Millionen Teilnehmern wurden 2004 91 Millionen MMS verschickt - eine enttäuschende Zahl", so Martin Gutberlet. Allein SMS sind in Deutschland beliebt: 2004 wurden 21 Milliarden Kurznachrichten verschickt. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass jeder Handy-Nutzer im Durchschnitt beinahe täglich eine SMS schickt - eine Bildnachricht jedoch nur einmal im Jahr.

UMTS zunächst Entlastung für volle Netze

Gartner erwartet daher, dass die 3G-Netze zunächst der Entlastung der bestehenden Infrastruktur dienen werden: Mit den UMTS-Netzen haben die Anbieter erhebliche Netzüberkapazitäten, die Auslastung beträgt derzeit lediglich ein Prozent. Da die Funknetze der zweiten Generation stark ausgelastet sind, wird 3G zunächst vor allem Sprachübermittlung im Festnetz substituieren. Der Umsatz pro Nutzer lässt sich so allerdings nicht steigern: "Wir erwarten, dass es in den kommenden drei Jahren einen erheblichen Preisverfall für Sprache im Mobilfunk geben wird, mindestens 20 Prozent im Jahr", prognostiziert Martin Gutberlet.

Mobilfunk wird "billig"

Mit dem Markteintritt von sogenannten "No Frills" Mobilfunkanbietern, das sind Billiganbieter nach dem Vorbild der Billigfluglinien wie Ryain Air oder Easyjet, wird die nächste Preisrunde im Mobilfunk eingeläutet. Simyo, ein Angebot von E-Plus, bietet seit Juni 2005 Gespräche für 19 Cent pro Minute in alle Netze. Gartner rechnet damit, dass weitere Billigangebote folgen werden. "In Österreich kann man bereits für 9 Cent pro Minute telefonieren und in Dänemark beträgt der Marktanteil der Billiganbieter bereits 20 Prozent", bestätigt Martin Gutberlet.

Bisher war das Telefonieren mit dem Handy im Ausland ein teures Vergnügen. Vodafone hat im Mai 2005 einen Tarif für Reisende, Vodafone Passport, eingeführt, der die Gespräche im Ausland erheblich absenkt. "Vodafone Kunden nehmen ihren Tarif von zu Hause einfach mit ins Ausland und zahlen eine einmalige Verbindungsgebühr" erklärt Martin Gutberlet und sagt weiter: "Vodafone hat Netze in 26 Ländern, da werden es die anderen Anbieter schwer haben zu konkurrieren".

Vodaphone wird wieder Marktführer

Aufgeschlüsselt nach Anbietern sieht Gartner Vodafone als einen der erfolgreichsten Anbieter für 3G. Vodafone konzentriert sich stark auf 3G und bietet attraktive Angebote für internationale Geschäftskunden. Gartners Analyse nach wird Vodafone die Markführerschaft nach Kundenzahl zurückgewinnen. In puncto Gewinn ist Vodafone längst Marktführer in Deutschland. Eine positive Entwicklung konnte 2004 auch O2 verbuchen. O2 ist bei 3G allerdings limitiert. Auch E-Plus hat sich 2004 gut entwickelt, verfügt allerdings auch nur über ein eingeschränktes 3G-Angebot. T-Mobile ist zwar führend im Geschäftskundensegment, allerdings war der Teilnehmerzuwachs im letzten Jahr enttäuschend und auch der 3G-Start ist schleppend verlaufen. Daher sieht Gartner bei diesem Anbieter die Entwicklung eher kritisch.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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