Kommentar
10:37 Uhr, 19.08.2011

Ganz überraschend: Griechenland könnte Defizit-Ziele verfehlen

Liebe Leser

Als ich gestern von dem griechisch-finnischen Deal gelesen habe (siehe hier), ist in mir eine Überzeugung gereift, die ich Ihnen kurz erläutern will.

In Griechenland (und nicht nur dort) gibt es einflussreiche Kreise, die aus der Währungsunion heraus wollen. Das Zentrum der Bewegung hat den Sitz vermutlich in der griechischen Zentralbank. Warum ist unmittelbar einleuchtend. Durch die Währungsunion haben alle nationalen Zentralbanken erheblich an Macht verloren. Sie sind letztlich nur noch exekutive Arme der EZB. Das nagt am Selbstbewusstsein so manchen Bankiers. Der Chef einer voll funktionsfähigen nationalen Zentralbank ist einer der mächtigsten Menschen des Landes. Unterschätzen Sie nie, wozu die Macht verführen kann. Das war nicht nur in Star Wars so. Die dunkle Seite ist überall. Wer so hoch kommt, ist in aller Regel über Leichen gegangen.

Keiner kann sich offen dazu bekennen. Also macht man es hintenrum. Wie wärs denn damit , solange Forderungen zu stellen, bis die Gegenseite sagt:Jetzt ists vorbei?

Wahrscheinlich wundern sich diese Kreise bereits, wie sie überhaupt so weit kommen konnten mit ihren Erpressungsversuchen. Und sie legen immer noch eine Schippe drauf und schauen was passiert.

Was ist deren Plan? Beachten Sie, es ist nur eine Theorie. Aber wenn sie es auf die Spitze treiben, die Rettungspläne daraufhin gecancelt werden, dann könnten die Griechen in einer Nacht-und-Nebel Aktion die Drachme wiedereinführen und gleichzeitig die Banken verstaatlichen. Da diese unmittelbar pleite wären, müssen sie nämlich sofort und umfassend rekapitalisiert werden.
Mit welchem Geld? Griechenland ist doch pleite? Na und? Das macht die Notenbank mit frischen Drachmen...

Was die Auslandsschulden in Euro angeht? Default! Gut möglich dass diese Leute sogar den offenen Konflikt mit der EU bzw den Ausschluss riskieren. Wobei der juristisch nicht mal vorgesehen ist. Einer von unzähligen Konstruktionsfehlern der Europäischen Union.

Ihr
Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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