Frust-Trading
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Liquidität bleibt ein heißes Thema an den Anleihemärkten, vor allem am Unternehmensanleihemarkt. Liquidität lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise definieren, doch hier geht es um die Fähigkeit, ein Wertpapier innerhalb einer angemessenen Frist zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Der Klarheit halber werden wir uns auf den US-Unternehmensanleihemarkt konzentrieren, der wohl der liquideste und transparenteste der Welt ist. Der US-Hochzinsanleihenmarkt (High Yield, „HY“) sowie der US-Investmentgrade-Markt („IG“) sind in den vergangenen fünf Jahren deutlich gewachsen. Laut Barclays ist das Volumen des IG-Markts um 111 Prozent auf über 5,4 Billiarden US-Dollar gestiegen, während der HY-Markt um knapp 70 Prozent auf 1,2 Billiarden US-Dollar angewachsen ist. Bei einem derart exponentiellen Wachstum sollte man annehmen, dass reichlich Liquidität vorhanden ist.
Die Liquiditätsdebatte konzentriert sich allerdings auf den Sekundärmarkt für Unternehmensanleihen und nicht etwa den Markt für Neuemissionen, an dem Unternehmen über Investmentbanken Wertpapiere beim Anleger platzieren. Wie schon der Name sagt, findet der Handel am Sekundärmarkt nach der Neuemission statt. Im IG-Segment bewegt sich das Transaktionsvolumen bzw. das prozentuale Verhältnis zwischen gehandelten und insgesamt ausstehenden Wertpapieren seit 2008 im Bereich von 65 bis 70 Prozent. 2009 gab es einen Umsatzsprung auf 90 Prozent. 2010 fiel der Umsatz im HY-Segment von 110 Prozent auf 100 Prozent. Zwar hat das Gesamtvolumen des Anleihehandels, absolut gesehen, zugenommen, doch die Möglichkeiten für Abschlüsse sind nicht mehr ganz so zahlreich und die damit verbundenen Kosten sind gestiegen. Sowohl im IG- als auch im HY-Segment gilt Folgendes: Erzielt man Liquidität für Wertpapiere, die nicht die am stärksten nachgefragten Eigenschaften aufweisen (in jüngster Zeit aufgelegte Papiere, bestimmte kreditsichernde Klauseln und strukturelle Merkmale, Emissionsvolumen, Verzinsung usw.), so könnte dies durchaus zu Phasen der Illiquidität und steigender Handelsausgaben führen.
Das Hauptproblem besteht jedoch in der von den großen Investmentbanken bereitgestellten Liquidität. Diese Banken fungieren bereits seit Langem als Liquiditätsanbieter für Unternehmensanleihen und ermöglichen – dank großer Bilanzen und Zugang zu günstiger Finanzierung – so den relativ mühelosen Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Die Verabschiedung strikterer Bankenregulierung (Stichwort Dodd-Frank Act, der dem Schutz der Finanzmärkte dienen soll) hat zu einer deutlichen Erhöhung der Kapitalkosten dieser Häuser geführt. Das hat sich erheblich auf ihre Market-Making-Aktivitäten ausgewirkt. Die „Bestände“ der Eigenhändler sind massiv geschrumpft; im Ergebnis sind Transaktionen jetzt deutlich schwieriger. Nach Angaben der Deutschen Bank sind die IG- und HY-Anleihebestände seit 2007 um 80 Prozent zurückgegangen, trotz der explosionsartigen Zunahme des Volumens ausstehender Unternehmensanleihen. Da sie sich nun nicht mehr auf die Market-Maker-Bilanzen stützen können, sind Käufer und Verkäufer auf Broker bzw. neue elektronische Plattformen angewiesen, um einen Kontrahenten für den jeweiligen Abschluss zu finden. In dieser „neuen Welt“ des Rentenhandels müssen Anleiheinvestoren mit höherer Kursvolatilität, höheren Kosten, längeren Wartezeiten bis zum Abschluss und damit auch größerer Frustration rechnen.
Autor: Evan Moskovit, Lead Portfolio Manager Global Investment Grade und US Investment Grade Credit bei NN Investment Partners, New York
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