Freie Fahrt für Hedgefonds
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Nach den Einzel-Hedgefonds hat die BAFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) nun auch die Dachfondsvariante genehmigt. Die Fondsbranche freut sich, für die Anleger besteht jedoch kein Grund zur Euphorie.
Die vom Branchenverband BVI (Bundesverband Investment und Asset Management) erstellten Mustervertragsbedingungen wurden für beide Anlagevehikel offenbar ohne Änderungen akzeptiert. Damit ist der Weg frei für die zügige Genehmigung konkreter Fonds.
Die Kapitalanlagegesellschaften sind verständlicherweise erfreut, dass sie sich auf ganzer Linie durchgesetzt haben. Zwar sollen Einzel-Hedgefonds ("Single Strategy") nicht proaktiv und nur an erfahrene Privatanleger bzw. Institutionelle vertrieben werden. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Fondsfirmen mit Hilfe ihrer Bankenmütter alle Hebel in Bewegung setzen werden, um schnelle und umfassende Absatzerfolge für diese sogenannten alternativen Anlagen zu erzielen.
Das Motiv ist klar: Vor allem Dach-Hedgefonds dürften aufgrund der erwarteten geringeren Volatilität gegenüber etwa Aktienfonds für stabilere Mittelflüsse bei den Fondsfabriken sorgen. Die Hauptattraktion liegt aus Sicht der Vermögensverwalter aber in den fetten Margen: Hedgefonds sind oft sündhaft teuer. Fast alle dieser Produkte dürften mit üppigen Performancegebühren ausgestatte werden. Hinzu kommt, dass wie bei fast allen Dachfonds zweimal kassiert wird, einmal auf der Dachfondsebene, und nochmals bei den sogenannten Zielfonds.
In der Werbung wird dies freilich verschwiegen werden. Stattdessen wird man darauf hinweisen, dass Dach-Hedgefonds bei einer intelligenten Kombination verschiedener Strategien (wie etwa Leerverkäufe, notleidende Wertpapiere, marktneutral usw.) eine geringe Korrelation mit herkömmlichen, benchmarkorientierten Fonds aufweisen werden, und damit zu einer Verringerung des Gesamtrisikos im Portfolio beitragen können.
Diese Argumentation ist durchaus berechtigt, dennoch: Sollten die Anleger den Fondsmanager wirklich völlig freie Hand lassen bei der Einschätzung der Chancen und Risiken an den Kapitalmärkten? Einzelne Hedgestrategien sind nämlich äußerst riskant, bis hin zum Totalverlust. Die Anlagestrategen der Fondhäuser haben sich dieses Vertrauen mit ihrer bisher geleisteten Arbeit in der Breite wohl kaum verdient, von der meist mangelhaften Beratung vor allem am Bankschalter ganz zu schweigen.
Der aufgeklärte Investor sollte die Entwicklung daher in Ruhe abwarten. Sicherlich werden die Hedgefonds per Saldo eine Bereicherung der Fondslandschaft darstellen. Doch ob die Masse der Anleger wirklich ein solch komplexes, teures und intransparentes Produkt in ihrem Depot haben muss ist zumindest zweifelhaft.
Falls Sie Ihr Berater also zu einem Engagement in Hedgefonds drängt, fragen Sie ihn: Welche Auswirkungen hat das auf das Risiko-Renditeprofil meines Depots, und wie stark erhöht sich die Gesamtkostenquote? Warum muss ich das haben? Welche Erfahrung mit der Kombination verschiedener Hedge-Strategien hat der Manager?
Quelle: Morningstar Deutschland
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.