Kommentar
13:13 Uhr, 18.02.2003

Freenet - zuviel des Guten?

Die freenet.de AG (WKN 579200), der zweitgrößte Online-Dienst Deutschlands, und die MobilCom AG haben einen Vorvertrag zur Übernahme des MobilCom-Festnetzgeschäfts durch freenet.de unterzeichnet (BoerseGo.de berichtete). Freenet.de hat sich damit gegen Konkurrenten wie 3U Telekom durchgesetzt. Der Kaufpreis beträgt 35 Mio. Euro, und die Bezahlung erfolgt in vier Raten, zahlbar in den Jahren 2003 und 2004. Die künftige freenet.de Festnetzsparte umfasst sowohl den bestehenden Kundenstamm als auch die gesamte Netzinfrastruktur von MobilCom: ein deutschlandweiter Highspeed Glasfaser Backbone, Vermittlungs- und Einwahltechnologie für Sprache und Daten sowie ein über 1000qm großes Rechenzentrum. Ferner beinhaltet das Festnetzgeschäft auch das Call-by-Call Geschäft für Telefonie sowie die rund 900.000 Pre-Selection Kunden der MobilCom Ebenso beinhaltet es die Geschäftskunden mit Access-Produkten, Virtual Privat Networks, Rechenzentrumsleistungen wie Server Housing oder Hosting sowie die 50prozentige Beteiligung am City Carrier KielNET. Die freenet.de AG möchte mit der Übernahme des Festnetzes von MobilCom zu einem der führenden Internet-Telekommunikationsunternehmen
Deutschlands werden Die freenet.de AG verfügt aktuell über rund 65 Millionen Euro liquide Mittel. Unmittelbar nach der Übernahme wird die freenet.de AG mit den erforderlichen Investitionen in das Festnetz beginnen, um die
Wettbewerbsfähigkeit des Netzes zu steigern und die Kostenstrukturen zu verbessern. Hierfür wird die freenet.de AG in den nächsten 12 bis 18 Monaten ein Investitionsprogramm in Höhe von ca. 25 Millionen Euro durchführen. Nach Umsetzung der Investitionen erwartet die freenet.de AG für das erste volle Wirtschaftsjahr nach Übernahme, dem Jahr 2004, einen Umsatz von über 600 Millionen Euro. Das erwartete EBITDA soll bei über 75 Millionen und das Vorsteuerergebnis (EBT) bei ca. 40 Millionen Euro liegen. Wir halten diese Erwartungen für umsetzbar, aber für sehr ambitioniert, gerade in der aktuell schwierigen Wirtschaftsphase. Der Kursanstieg vom Tief von 4,50 Euro auf aktuell 11 Euro, davon allein in den letzten Tagen fast eine Verdoppelung des Kurses ist unserer Ansicht von GBC-Research nach mehr Wunschdenken denn Realität und gezielt von einigen Adressen lanciert worden. Freenet.de wird aktuell zu einem guten Drittel der Cashreserven bewertet, jedoch liegt die Marktkapitalisierung um mehr als das Vierfache über dem Umsatz, welchen freenet heute adhoc veröffentlicht hat. Der Umsatz 2002 legte gegenüber 2001 um gut 51% zu und lag bei 42,22 Mio. Euro. Dabei lag die Rohertragsmarge bei 88%, das EBITDA bei 8,81 Mio. Euro und das Konzernergebnis bei 1,29 Mio. Euro. Der Cash-Flow war mit 10,2 Mio. Euro ebenfalls positiv, während sich die liquiden Mittel auf 64,5 Mio. erhöhten. Das Unternehmen zählt aktuell über 3,7 Mio. aktive Einwahlhaushalte und 5,68 Mio. Mitglieder. Im vierten Quartal erreichte der Umsatz mit 13,39 Mio. Euro zum fünften Mal in Folge einen Rekordwert. Gegenüber dem Vorquartal entspricht dies einer Steigerung um 32 Prozent, gegenüber dem Vorjahr einer von 53 Prozent. Das EBITDA im vierten Quartal betrug 4,13 Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis 2,86 Mio. Euro und das Konzernergebnis 1,55 Mio. Euro. Allerdings muss die Zukunft erst noch zeigen, ob die hochfliegenden Pläne auch umsetzbar sind. Mit T-Online, AOL Europe und MSN Europe stehen Mitbewerber im Raum, die den Markt dominieren und von der Masse, der finanziellen Ausstattung und dem Namen her ein anderes Kaliber darstellen. Die hohen Zuwachsraten der Vergangenheit sollten sich mittelfristig wieder auf ein niedrigeres Niveau einpendeln. Die hohe Bewertung muss somit durch einen deutlichen Gewinnsprung in 2003 und 2004 gerechtfertigt werden. Die aktuelle Kursrallye ist unseres Erachtens übertrieben und der Anleger sollte Gewinne mitnehmen. Daher die Einschätzung
REDUZIEREN für freenet.de

Quelle: GBC-Research

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