Kommentar
14:09 Uhr, 11.08.2008

Frankreich: Autobauer angeschlagen, Industrie wankt

1. Im Juni nahm die Industrieproduktion (ohne Bau) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 % mom (-1,3 % yoy) ab. Dies war für alle von Bloomberg befragten Konjunkturbeobachter eine negative Überraschung (Bloomberg-Median und DekaBank: +0,6 % mom). Vor allem das Geschäftsklima der Banque de France hatte darauf hingedeutet, dass der Einbruch der Industrieproduktion im Mai, der auch durch überdurchschnittlich viele Brückentage gekennzeichnet war, im Juni teilweise hatte kompensiert werden können. Dem war aber nicht so: Nicht nur wurde der Mai-Wert von -2,6 % mom auf -2,9 % mom nach unten revidiert, auch war die Juni-Produktion noch schwächer als im Vormonat.

2. Im gesamten zweiten Quartal nahm die Industrieproduktion um 1,4 % qoq ab. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen korrigieren wir unsere bisherige Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt im selben Zeitraum auf -0,1 % qoq (1,5 % yoy) nach unten. Eine offizielle Schätzung wird am Donnerstag veröffentlicht.

3. Eklatant war im Berichtsmonat abermals die Schwäche der Automobilhersteller. Nachdem ihre Produktion im Mai um 7,9 % mom eingebrochen war, sackte sie im Juni um 2,9 % mom ab. Damit errechnet sich für das zweite Quartal ein Produktionsrückgang in Höhe von 5,8 % qoq. Dies ist umso unerfreulicher, als es zu Jahresbeginn noch so ausgesehen hatte, als ob die französischen Autobauer ihre jahrelange Schwäche – auch aufgrund von wichtigen Modellwechseln – hatten beenden können. Nun aber scheint ihnen die allgemeine Kaufzurückhaltung der europäischen Konsumenten in die Quere gekommen zu sein. Denn diese haben den Eindruck, dass angesichts der gestiegenen Inflation ihre Kaufkraft dahinschmilzt. Und die hohen Benzinpreise sind dem Autoabsatz sicherlich auch nicht zuträglich.

4. Die Entwicklung der übrigen Gütergruppen stellt sich nicht ganz so dramatisch dar. Natürlich belasten die Autohersteller auch die Produzenten von Vorleistungsgütern (-0,4 % mom; -1,9 % qoq) und natürlich floriert die Konsumgüterbranche derzeit nicht (ebenfalls -1,9 % qoq). Aber genau hier ist ein kleiner Lichtblick erkennbar. Denn im Juni nahm der Output an Konsumgütern – auf niedrigem Niveau – um 0,5 % mom zu. Und in den folgenden Monaten sollte der private Konsum zunächst von den Sommerschlussverkäufen, die Anfang August zu Ende gingen, profitiert haben und dann Rückdeckung durch den derzeit sinkenden Ölpreis erhalten.

5. Schließlich gilt es einen Blick auf die Investitionsgüterproduktion (ohne Automobile) zu werfen. Denn der letzte Aufschwung, von dem wir uns gerade verabschieden, war aufgrund des hohen Bedarfs der Schwellenländer von genau diesen getrieben (s. Grafik oben rechts). Und bis zuletzt hat sich der Output an Investitionsgütern gut gehalten. Auch im zweiten Quartal konnte er noch gegen den Trend um 0,9 % qoq zulegen. Die letzten beiden Monate waren allerdings relativ schwach: Im Juni sank die Herstellung um 1,0 % mom, nachdem sie im Mai um 1,2 % mom abgenommen hatte.

6. Wie geht es weiter mit der französischen Industrie? Eine Erholung im laufenden Vierteljahr wird immer unwahrscheinlicher. Hierzu waren die Produktionsdaten für Juni und Mai zu schwach und hierfür sind auch die Stimmungsindikatoren (Geschäftsklimata, Einkaufsmanagerindizes) zu schlecht. Dies deutet auf eine derzeit sehr schwache Nachfragedynamik aus dem Aus- und auch dem Inland hin. Etwas Hoffnung weckt allein eine mögliche – oben angesprochene – Aufwärtsentwicklung des privaten Konsums. Denn noch ist die Situation am Arbeitsmarkt (und bei den Einkommen) als gut zu bezeichnen. Zudem ist die Sparquote der französischen Privathaushalte laut OECD die höchste der westlichen Welt. Wenn sich also die Stimmung der Verbraucher angesichts wieder steigender Kaufkraft (Stichwort: sinkende Ölpreisen) aufhellt, könnte das zu einer (ungeahnten) positiven Dynamik beim privaten Verbrauch führen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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