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06:53 Uhr, 04.09.2002

Formationstechnik versus Sentimenttechnik

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Technische Analyse und professionelles Trading

GodmodeTrader Kommentar zur aktuellen technischen Lage:

Formationstechnisch liegt beispielsweise im Nasdaq Composite eine bereits bestätigte mehrjährige Umkehrformation vor, die sehr bearishe Kursziele vorankündigt. Die Kurserholung der letzten Wochen ist demnach lediglich als letzte Pullbackbewegung zurück an die Nackenlinie bei 1.390-1.400 Punkten zu sehen; ein sogenannter "kiss back" oder auch "kiss of death", wie die US Charttechniker zu sagen pflegen. Aussagekraft = SEHR hoch !

Auf der anderen Seite die Sentimentindikatoren wie etwa der NYSE Volatility Index(VIX). Er weist Extreme Readings im oberen Bereich auf und ist mittelfristig bullish zu interpretieren. Auch der TRIN hat gestern auf einem High geschlossen. Aussagekraft - ebenfalls SEHR hoch.

Die Signale der Formationstechnik und Sentimenttechnik widersprechen sich. Entweder formationstechnisch bahnt sich eine Bärenfalle par excellence an oder aber die Volatility Indizes werden auf historisch bisher nicht gesehene Levels ansteigen.

Der VIX signalisiert die Panik, Angst, Verzweiflung, Resignation und Kapitulation der Marktteilnehmer. Wenn eine solche Stimmung den Markt beherrscht, heißt das konkret, daß die Mehrzahl der Teilnehmer auf der Verkäuferseite steht. Extreme Readings zeigen an, daß sehr viele Marktteilnehmer gleichzeitig mit sehr viel Material sehr schnell den Markt quasi durch ein "Nadelöhr" verlassen wollen. Unter kurzfristigen Gesichtspunkten bietet dies für unterschiedliche Tradingstile gute Profitmöglichkeiten. Der Intradaytrader beispielsweise kontrolliert über den Level II Screen intraday den Zustand im Bereich dieses Nadelöhrs und macht sich zunutze, daß durch immer größere Panik das Nadelöhr immer enger wird; sprich die Bids immer weiter nach unten geschraubt werden, während das Volumen im Ask immer weiter zunimmt. Solche Sell Off Situationen lassen sich kurzfristig durchaus shorten, während alle anderen Marktteilnehmer wie paralysierte Kaninchen vor der Schlange auf die stark anziehenden Volatility Indizes starren in der Erwartung, daß es gleich nach "oben losgehen" müßte. Sobald das Nadelöhrprinzip aufweicht, - sich das Nadelöhr quasi aufweitet, Volumen im Bid, Uptickserien, gleichzeitig Abnahme des Downtickvolumens -, gilt es die Seite zu wechseln. Extreme Readings im VIX signalisieren die Erwartungshaltung des Marktes. Die mehrjährige Umkehrformation im Nasdaq Composite dürfte sicherlich nahezu keinem der halbwegs professionellen Marktteilnehmern entgangen sein. Nach der "Contrarian theory" tritt das von der Masse erwartete Scenario bekanntermaßen nicht ein. Erwarten alle fallende Kurse, werden die Kurse steigen. Erwarten umgekehrt alle steigende Kurse, werden die Kurse fallen. Dies unter der Prämisse, daß die Marktteilnehmer sich entsprechend ihrer Erwartungshaltung auch tatsächlich positioniert haben.

Man beachte, daß eine ganze Reihe von institutionellen Marktteilnehmern bereits sehr frühzeitig den Boden erwartet und sich dementsprechend eingekauft hatte. Ein Teil dieser mittelfristigen "Bottomfisher" dürfte unter Drawdown Gesichtspunkten in Positionsschieflage geraten, Positionen wieder abbauen bzw. Longpositionen mit Shorts hedgen. Insofern erwartet uns eine "heiße" Woche.

Die Kunst ist es die tatsächliche Erwartungshaltung des Marktes zu eruieren. Es geht auch um den Entwicklungsprozeß einer Erwartungshaltung.

[Link "Klicken Sie bitte hier, um den GodmodeTrader Kommentar vom 26.08.02 mit dem Titel "GENERAL Electric - "Bearkeil Paranoia"" nochmals einzusehen." auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

Dort hatten wir am Beispiel der bearishen Keilformation bei General Electric (GE) versucht die Erwartungshaltung des Marktes abzuleiten. Entgegen unserer Erwartung, wurde der Bearkeil regelkonform nach unten aufgelöst; und zwar durch einen radikalen Abverkauf. Ähnlich wie bei einer Reihe von Biotechaktien hatte sich also bei General Electric die Erwartung bzw. Befürchtung der longpositionierten Marktteilnehmer durchgesetzt, im Rahmen einer regelkonformen Ausbruchbewegung nicht mehr schnell genug aus den Longpositionen herauszukommen. Wie in dem Kommentar angemerkt wurde, hielten wir die Risk/Reward Ratio für nicht sinnvoll, so daß wir diese Aktie weder long noch short gehandelt haben. In dem GE Beispiel wird ersichtlich, daß sich der Kurs tatsächlich in Richtung einer sich abzeichnenden Erwartungshaltung bewegte und diese Erwartungshaltung zunächst kein Kontraindikator war ! In den beginnenden Ausbruch nach unten wurde immer stärker abverkauft. Und warum ? Ganz einfach. Weil die Martkteilnehmer eine Fortsetzung der nach unten gerichteten Ausbruchbewegung erwarteten. Verkauft wurde nach dem Motto "Aha. Regelkonformer Ausbruch. Wenn ich möglichst am Anfang der kurzfristigen Abwärtsbewegung verkaufe, dann gerate ich nicht in den finalen Abverkauf hinein. Schnell raus da ... " Gleichzeitig dürften aktive Shortseller nach dem Motto vorgegangen sein "Jetzt kommt Momentum in die Aktie ... Die Richtung entscheidet sich ... Jetzt müssen auch die longpositionierten Marktteilnehmer raus ... Shorte ich möglichst als eines der ersten Glieder der Verkäuferkette das Papier schnell und mache den anderen Marktakteuren den Kurs kaputt ..."

Insofern sollte die vorliegende eingangs beschriebene formationstechnische Konstellation nicht unterschätzt werden. Der eingeleitete Kursverfall könnte nämlich gerade nach diesem Prinzip erfolgen "Die S-K-S zieht doch ? Konsequenz sind potentielle bearishe Kursziele .... Ja, dann schaue ich doch, daß ich möglichst am Anfang der Verkaufswelle noch halbwegs heil herauskomme ..."

Der Stand der Volatility Indizes zeigt an, wie weit diese Erwartungshaltung bereits fortgeschritten ist.

Sie merken, daß in diesem Kommentar einige Gedanken bzgl. des aktuell vorliegenden technischen Set Ups festgehalten wurden, wir uns jedoch nicht für ein bestimmtes Scenario festgelegt haben.

Unsere konkrete Einschätzung liegt bereits seit Wochen in der GodmodeTrader Member Area vor.

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