Kommentar
08:46 Uhr, 08.07.2008

FORINT in Rekordlaune

Forint in Rekordlaune

Zinsanhebungen treiben Ungarns Valuta nach oben

Der ungarische Forint präsentierte sich jüngst in rekordverdächtiger Verfassung und verzeichnete massive Kursgewinne gegenüber dem Euro. Am 4. Juli rutschte EUR/HUF auf ein neues Jahrestief von 232,60 ab und konnte damit seinen Rekordwert von März 2003 nochmals unterbieten. Kurzfristig ist kein Ende des Kursverfalls des Währungspaares in Sicht, das bald die 230er-Marke testen sollte. Haupttriebfeder der neuen Beliebtheit des Forint unter Investoren ist die straffe Geldpolitik der ungarischen Zentralbank, die auch nach den letzten Zinsanhebungen weiter auf dem Zinserhöhungspfad wandelt.

Zuletzt hat die ungarische Notenbank (MNB) bei ihrem geldpolitischen Treffen im Mai ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 8,50% angehoben. Angesichts explodierender Preise für Nahrungsmittel und Energie, die sich auch entsprechend auf die Teuerungsrate in Ungarn auswirken, rechnen Ökonomen mit einem Anstieg des Leitzinses um weitere 50 Basispunkte auf 9,00% zum Jahresende. Andere Möglichkeiten für Ungarns Zentralbank, die Inflationsrate auch nur in die Nähe ihres Inflationsziels von 3,0% zu drücken, sind nicht in Sicht. Aktuell wird für das Gesamtjahr 2008 eine Teuerung von 6,3% erwartet. Im Mai legten die Verbraucherpreise um satte 7,0% zu, womit sich die Inflationsrate gegenüber dem April-Wert von 6,6% nochmals beschleunigte. Das Ende der Fahnenstange ist hier noch keinesfalls in Sicht, zumal die deutliche Erhöhung der ungarischen Gaspreise im Juli um 9,4% die Inflation weiter anheizt.

Dies wiederum stärkt die Hoffnung auf neue Zinsanhebungen. Angesichts zulegender Löhne und weiter steigender Inflationsgefahren hatten Marktteilnehmer eine weitere Zinsanhebung im Juni auf 8,75% fest erwartet und bereits eingepreist. So waren die durchschnittlichen Bruttolöhne im April um 10,6% nach zuvor 9,9% geklettert. Aufgrund der deutlichen Kursgewinne des Forint, die sich gleichfalls dämpfend auf die Teuerung auswirken, ließ die MNB jedoch ihren Leitzins überraschend unverändert. Auch die auf 2,2% zurückgenommene ungarische BIP-Prognose für 2008 dürfte die MNB dazu bewogen haben, den Leitzins stabil zu halten.

Die Entscheidung sorgte aber für keine nennenswerte Beeinträchtigung der Aufwärtsbewegung von Ungarns Valuta. Vielmehr konnte der Markt seine Enttäuschung über die nicht erfolgte Zinsanhebung schnell überwinden und kam zu der Auffassung, dass die geldpolitische Straffung nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sei. Die jüngste Aufwertung des ungarischen Forint auf immer neue Fünfjahreshochs gegenüber dem Euro ist noch nicht ausreichend dafür, dass die ungarische Notenbank ihre Zinspolitik ändert. So betonte der ungarische Notenbankgouverneur Andras Simor zuletzt, eine graduelle Aufwertung des Forint gegenüber dem Euro sei wünschenswert für die ungarische Wirtschaft.

Die Zinsanhebungen der MNB treffen jedoch auf eine geschwächte ungarische Konjunktur. So sind die ungarischen Einzelhandelsumsätze im April um 1,5% im Jahresvergleich zurückgegangen. Zwar liegt der Wert etwas über der Konsensschätzung von -2,1%, trotzdem ist auch in den nächsten Monaten mit einer weiter rückläufigen Inlandsnachfrage zu rechnen. Im März war sogar ein Rückgang der Einzelhandelsverkäufe um 3,5% zu verzeichnen gewesen. Auch im Baugewerbe und am ungarischen Arbeitsmarkt sieht es alles andere als rosig aus. Positiv ist hingegen der zunehmende Überschuss in der ungarischen Handelsbilanz. So hat sich das Plus aus der Handelstätigkeit im April auf 64,1 Millionen EUR nach zuvor 54,2 Millionen EUR deutlich verbessert.

Für eine fortgesetzte Aufwärtsbewegung des ungarischen Forint spricht auch die Tatsache, dass die Aufhebung der festen Handelsspanne von EUR/HUF im vergangenen Jahr von den Marktteilnehmern als ein Bekenntnis zur Forint-Stärke durch die ungarische Zentralbank aufgefasst wurde. Bis 2007 durfte das Währungspaar nur Schwankungen bis maximal 15% um die zentrale Parität von 282,36 herum aufweisen. Die bei 240,00 liegende Unterseite der Handelsspanne, bei deren Verlassen die MNB zu Interventionen griff, wurde nun aber längst deutlich unterschritten.

Insgesamt ist in den kommenden Monaten mit weiteren Kursverlusten von EUR/HUF zu rechnen, da sich die Stimmung für Hochzinswährungen verbessert hat und die Spekulationen um neue ungarische Zinserhöhungen weitergehen. Das nächste unmittelbare Kursziel auf der Unterseite ist das Allzeittief bei 231,05 aus dem März 2003, danach dürfte ein zügiger Test der 230er-Marke anstehen. Sollte diese nachhaltig unterschritten werden, ist ein Kursrückgang bis 225,00 möglich. Auch aufgrund der seit letzter Woche weniger zinsoptimistischen EZB erwarten wir ein Fortdauern der HUF-Stärke gegenüber dem Euro, aufgrund der hohen Volatilität des Währungspaares muss jedoch mit heftigen Gegenbewegungen gerechnet werden.

Volker Zenk
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