Kommentar
19:31 Uhr, 16.01.2004

Fondsskandal und kein Ende

Die amerikanische Aufsichtbehörde SEC ermittelt nun gegen zahlreiche Fondsgesellschaften wegen fragwürdiger Vertriebspraktiken bei schlecht laufenden Fonds.

Konkret geht es darum, dass Fondsgesellschaften finanzielle Anreize von bis zu 400 Dollar pro 100.000 Dollar Umsatz an Berater ausgezahlt haben, damit diese ihre Kunden in schwer absetzbare Produkte vermittelten. Den Anlegern wurde freilich nichts von diesen sogenannten sales incentives mitgeteilt. Sie gingen wohl fälschlicherweise davon aus, dass ihnen die für ihre Ziele geeignetsten Fonds verkauft wurden.

Die gute Nachricht ist, dass die amerikanische Aufsichtsbehörde nun endlich aktiv gegen die weitverbreiteten Missstände in der dortigen Fondsberatung vorgeht. Die weitaus schlechtere Nachricht ist, dass derlei Praktiken auch in Deutschland vorstellbar und in meinen Augen sogar wahrscheinlich sind. Die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) teilte uns auf Anfrage mit, dass zurzeit keine weiteren Befragungen der Fondsgesellschaften vorgesehen sind, auch nicht zu diesem Thema. Man habe den Eindruck, dass sich die KAGs intensiv um die Vermeidung anlegerschädlicher Praktiken bemühten.

Aus dieser Aussage gewinnt man leider nicht den Eindruck, dass sich die BAFin intensiv um die Aufdeckung bestehender anlegerschädlicher Praktiken bemüht. Die SEC in den USA war lange Zeit ähnlicher Kritik ausgesetzt, und erst lang anhaltender Druck der Medien und vor allem auch die Ermittlungen des quirligen New Yorker Staatsanwalts Eliot Spitzer haben die Behörde auf Trab gebracht.

Sicherlich gilt bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldvermutung. Es wäre jedoch naiv anzunehmen, dass die doch recht lax regulierte deutsche Fondsindustrie in ihrer Gesamtheit den Verlockungen schnellen Gelds durch Markttiming und fragwürdigen verkaufsfördernden Maßnahmen stets widerstanden hat. Die weitaus strenger beaufsichtigte US-Branche hat dies offensichtlich in großem Ausmaß nicht vermocht. Dort werden jetzt konsequenterweise unabhängige Aufsichtsräte für Fonds gefordert. Diesem Aufruf kann man sich für Deutschland nur anschließen.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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