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02:21 Uhr, 09.11.2001

Fonds: Die Performance-Falle

Die Ereignisse der vergangenen ein bis zwei Jahre sollten Investoren eines gelehrt haben: Man sollte nicht alles blind glauben, was man über neue Hypes und Sensationen aufgetischt bekommt.

So verhält es sich auch mit Fonds: Sie werben mit der Performance, die sie in der Vergangenheit erreichen konnten. Allerdings ist sie keine Garantie auf weitere Gewinne in der Zukunft, so die Meinung von Experten.

Aber das sei noch nicht alles. Einige kritische Experten gehen davon aus, dass die Performance-Daten der Vergangenheit den Investoren sogar in die Irre führen können.

Diese Tatsache arbeitet gegen die Fondsinstitute. Im Normalfall hat der Investor in der Vergangenheit auf der Suche nach einem neuen, guten Fonds die kurstechnische Entwicklung der Vergangenheit als wichtiges Merkmal herangezogen. Doch sind diese Daten wirklich aufschlussreich? Und wenn nicht, wie soll man sonst einen Fonds aussuchen?

Um diese Fragen zu beantworten, sei zuerst eines gesagt. Fondsverwalter werden in vielen Fällen die Opfer ihres Erfolgs. Wenn die Investoren sehen, dass sich ein Fonds attraktiv entwickelt hat, investieren sie in den Fonds, um von zukünftigen Entwicklungen profitieren zu können.

Dieser oft enorme Kapitalanstieg überwältigt selbst das beste Management Team, da nun eine Suche nach weiteren Aktien für das neue Kapital begonnen werden muss. Viel zu oft weichen Fondsverwalter in Folge von ihrem bisherigen Credo ab und lockern ihre Investment-Pläne auf, um mehr Kapital im Markt investieren zu können. In Folge könnten Aktien gekauft werden, die nicht mehr in das Muster der Vergangenheit passen.

Dieses Problem ist besonders stark bei jenen Fonds aufzufinden, die in Unternehmen mit kleiner Marktkapitalisierung investieren. Die Fondsverwalter sind gezwungen, eine höhere Aktienzahl der Unternehmen zu kaufen, was den Kurs künstlich aufbläht. Das Resultat wirkt sich dann performancemindernd auf den Fonds aus.

Der Erfolg könnte auch dazu führen, dass Top-Manager von anderen Fonds über ein weit höheres Gehalt abgeworben werden.

Es sei, so die einhellige Meinung der Insider, auch nicht weit hergeholt zu sagen, dass große Kursanstiege in den Fonds häufig auf glücklich getroffene Aktienpicks zurückzuführen waren. Der durchschnittliche Fonds gewann im Jahr 1999 um 137 Prozent an Wert hinzu, allerdings bedeute das nicht gleichzeitig, dass alle Fondsmanager brilliante Aktienstrategen sind. Viele jener wären einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen - und die weitere Entwicklung der Fonds solle das auch bestätigen.

Als die Märkte einbrachen, folgten die Fonds alsbald der Abwärtsbewegung und fielen in den 18 Monaten bis zum September 2001 um 59 Prozent im Durchschnitt.

Einige Fondsmanager konnten sich der starken Abwärtsbewegung entziehen, indem sie in die größten Aktien eines Index investierten. Damit entwickelten die Fonds sich ähnlich wie die entsprechenden Indices.

Starke Anstiege in Fonds deuten oft auf eine hohe Risikobereitschaft des Fondsverwalters hin. Die Fonds, die sich über 1999 am besten entwickeln konnten, waren die Hauptverlierer in der Baissezeit danach.

Ein Beispiel: Der Amerindo Technology Fund stieg um 249 Prozent im Jahr 1999 und brach im vergangenen Jahr um 60 Prozent ein.

Aber heißt das nun, dass man die vergangene Performance gar nicht mehr als Richtlinie betrachten sollte?

Experten geben den Ratschlag, diesen Indikator weiterhin zu benutzen, ihn aber mit Vorsicht zu genießen. Am besten sei es, die Entwicklung des Fonds über einen längeren Zeitraum zu betrachten.

Des weiteren soll der Anleger laut Expertenmeinung ein Augenmerk auf die Ursache der hohen Anstiege legen - wurden hohe Risiken eingegangen? Hatte der Fondsverwalter einfach Glück - z.B. war er ein Anhänger von Blue Chips, während sie eine starke Aufwärtsphase durchliefen?

Weiterhin solle man in Erwägung ziehen, wie der Erfolg den Fonds verändert hat. Ist das Management konstant geblieben? Verwalten die Manager eine star erhöhte Kapitalsumme? Wurde die Investmentphilosophie aufgegeben? Wurde der ursprüngliche leitende Fondsverwalter abgeworben?

Experten empfehlen, sich vor einer langfristigen Fonds Kapitalanlage über solche Aspekte im Klaren zu sein.

Meistens gibt die Verfolgung aktueller News aus dem Sektor Aufschluss auf solche Entwicklungen. Wir bieten Ihnen auf unserer Partnerseite Fonds-Reporter einen Newsfeed, der für Informationen rund um Fonds spezialisiert ist. Sollte all dies nichts helfen, bleibt immer noch die Möglichkeit, beim Fondsinstitut selbst anzufragen und sich zu erkundigen.

Klicken Sie hier, um zum Fonds-Reporter zu kommen.

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