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09:19 Uhr, 16.02.2022

FOMC-Minutes: Erinnerungen werden wach

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Der Eindruck einer leichten Entspannung in der Ukraine-Russland-Frage verhalf den Aktienmärkten gestern zu einer Erholungsrallye. Parallel kletterten die Staatsanleiherenditen und der USD schwächte sich ab. Die Atempause in geopolitischen Fragen gibt den Anlegern wieder die Chance, sich stärker auf die Themen Inflationsentwicklung und Zentralbankausblick zu konzentrieren. Und in beiden diesen Themenkomplexen fehlt es wahrlich nicht an weiterführenden Nachrichten.

„Wait. And see.“ Schien gestern die Losung des Tages zu sein, doch bereits um kurz nach 9 Uhr sahen die Anleger die Chance, ihre abwartende Haltung aufzugeben. Agenturmeldungen ließen auf die Möglichkeit einer leichten Entspannung in der Russland-Ukraine-Frage schließen, was an den Märkten eine zumindest teilweise Umkehr der Furchtbewegungen vom vergangenen Freitag auslöste. An den Aktienmärkten reichte dies für Indexgewinne von bis zu 2 %, bei den US Tech-Werten sogar noch etwas mehr. An den Rentenmärkten wurde der ursprüngliche Trend in Richtung höherer Renditen wieder aufgenommen, die 10J UST-Rendite übersprang rasch die 2,00 %-Marke und die 10J Bundrendite kletterte auf neue Hochs oberhalb von 0,30 %. EUR-USD konnte sich erholen und notiert heute früh bei Kursen um 1,1375.

Derweil zeugen verschiedene Datenveröffentlichungen von einem anhaltend hohen Inflationsdruck, und Notenbankvertreter diskutieren Details eines möglichen geldpolitischen Normalisierungspfads. In den USA beispielsweise blieb die erwartete Abschwächung beim Anstieg der Produzentenpreise im Januar aus. Wie bereits im Vormonat wurde ein Jahresplus von 9,7 % ausgewiesen, woraufhin das Wort von anhaltendem „Pipeline Price Pressure“ die Runde machte. Heute früh lagen die Verbraucherpreisdaten in Großbritannien leicht über den Erwartungen, am Nachmittag bekommen wir Inflationszahlen aus Kanada und den Import- bzw. Exportpreisindex für die USA. Immerhin, aus China wurde ein etwas abnehmender Preisdruck sowohl auf Unternehmens- wie auch auf Verbraucherebene gemeldet.

Entsprechend der Inflationsentwicklungen werden die Zentralbanken in diesem Jahr ihren geldpolitischen Normalisierungsprozess auf den Weg bringen. Für die Fed in den USA werden im Markt verschiedene Varianten mit vier, fünf, sechs oder gar sieben Zinsanhebungen in diesem Jahr diskutiert. Weiterhin eine Option ist auch ein großer Zinsschritt um 50 Bp zu Beginn des Zinsanhebungszyklus Mitte März. Heute Abend wird die Fed das Kurzprotokoll („Minutes“) der letzten FOMC-Sitzung von Ende Januar veröffentlichen. Wir können uns noch gut an die Veröffentlichung der letzten „Minutes“ am 5. Januar erinnern. Seinerzeit deutete das Sitzungsprotokoll, für alle Beobachter ziemlich überraschend, die Möglichkeit sowohl früherer als auch schnellerer Zinsanhebungen an. Auch die Frage, ob „Quantitative Tightening“ möglicherweise schon in diesem Jahr beginnen sollte, erwischte die Marktteilnehmer unvorbereitet. Die Marktreaktion war ausgeprägt, das gesamte Renditeniveau in den USA (und auch im Bundmarkt) zog in den folgenden Tagen kräftig an. Insofern kann die Veröffentlichung der Minutes damals auch als Auftakt einer lebhafteren Zinsanhebungsdiskussion in den Märkten betrachtet werden.

Mit Blick auf eine mögliche geldpolitische Normalisierung durch die EZB gaben in den vergangenen 24 Stunden zwei Ratsmitglieder tieferen Einblick in ihre Überlegungen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sekundierte über Möglichkeiten, das Ende der Wertpapierkäufe stärker von einer ersten Zinsanhebung zu entkoppeln. Bislang sagt die EZB, sie würde ihre Käufe im Rahmen des APP „bis kurz vor einer ersten Zinsanhebung“ fortsetzen. Ratsmitglied Isabel Schnabel erläuterte in einem ausführlichen Interview mit der Financial Times das gesamte Inflationsumfeld. Dabei mahnte sie unter anderem, die Risiken zu späten Handelns seitens der Notenbank seien gestiegen. Außerdem schätzte sie ab, die Berücksichtigung von „Mietäquivalenten eigengenutzter Wohnungen“ hätte die Inflation im dritten Quartal letzten Jahres um 0,6 Prozentpunkte nach oben getrieben. Im Laufe des Vormittags wird die EZB eine Studie zu diesem Thema veröffentlichen.

Insgesamt befinden wir uns bei aktuell geringeren geopolitischen Sorgen als wieder mitten in einem Umfeld, in welchem die Aussichten auf die Geldpolitik den Haupttreiber in den Märkten darstellen. Aufwärtsdruck auf die Renditen und eine eher zurückhaltende Performance der Aktienmärkte dürften daher den heutigen Handelstag charakterisieren…

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