Finnischer Notenbankchef: EZB kann bei Zinssenkungen vorangehen
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach Ansicht des finnischen Notenbankers Olli Rehn mit Zinssenkungen nicht auf die US-Notenbank Federal Reserve warten. "Was die Fed macht, wird nicht bestimmen, wann es Zinssenkungen bei der EZB gibt", sagte der Chef der finnischen Zentralbank und Mitglied des EZB-Rats der Nachrichtenagentur AFP. Zugleich betonte er, dass die Euro-Notenbank sich nicht auf einen vorgegebenen Zinspfad festlegen werde.
"Auch wenn wir keine Politik im luftleeren Raum machen, ist die EZB kein 13. Bezirk der Federal Reserve", sagte Rehn der Agentur. Damit nahm er Bezug auf die zwölf Bundesbezirke der großen EZB-Schwester in den USA, die in der Vergangenheit oftmals die Richtung in geldpolitischen Fragen vorgegeben hatte. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass die Bank in Frankfurt am Main die Zinsen als erste senken könnte. Während der Preisdruck auf der anderen Seite des Atlantiks hoch bleibe und die Fed zwinge, sich zurückzuhalten, sei in der Eurozone "ein Abwärtstrend zu einer niedrigeren Kerninflation und einem etwas moderateren Lohnwachstum" zu beobachten, sagte Rehn. Für Leitzinssenkungen im Juni gebe es also "starke Argumente".
Wie es danach weiter geht, sei indes völlig offen. Von vorgefertigten Plänen wie bei der Fed ist Rehn "kein Fan". "Wir werden von Meeting zu Meeting entscheiden und lassen uns nicht auf einen Pfad festlegen", sagte der Finne. Dieses Vorgehen hatten zuvor bereits weitere EZB-Ratsmitglieder unterstrichen. Für die europäische Wirtschaft sei wichtig, die Energiewende und die Digitalisierung weiter voranzutreiben, sagte Rehn weiter. Der Inflationsschock von 2022 habe die große Abhängigkeit Europas von russischen fossilen Brennstoffen verdeutlicht. Die USA hingegen waren und sind ein Nettoexporteur von Energie.
"Wir investieren in Europa zu wenig, und das schadet unserer Wettbewerbsfähigkeit", sagte der Notenbanker. Europa brauche daher mehr denn je eine "Kapitalmarktunion", die er lieber in "Finanzierungs- und Investitionsunion" umbenennen würde. Es gehe beispielsweise darum, die Europäische Investitionsbank "effizienter" als Instrument zu nutzen, um öffentliche und private Investitionen zu lenken.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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