Kommentar
11:19 Uhr, 28.10.2008

Finanzmarktkrise und Rezessionssorgen schicken Aktienkurse auf Talfahrt

Die internationalen Aktienmärkte mussten in der Berichtswoche kräftige Kursverluste hinnehmen. Bei extrem hohen Tagesschwankungen kam es gerade auch am Freitag zu teilweise panikartigen Verkäufen. Die anhaltende Finanzmarktkrise und die Furcht vor einer globalen Rezession schickten die Kurse auf Talfahrt. Die Emerging Markets werden mittlerweile zunehmend in den Abwärtsstrudel gerissen. Turbulent ging es auch auf der Währungsseite zu. Als eindeutige Wochengewinner erwiesen sich hier der US−Dollar als Krisenwährung und der japanische Yen, der von einer weiteren Auflösung der Carry−Trades profitierte.

Rezessionsängste verstärken sich

Die Kursverwerfungen waren in der Berichtswoche rund um den Globus erheblich. Vor allem am Freitag zeigten sich die Märkte teilweise in freiem Fall. Der DAX beispielsweise musste zwischenzeitlich Einbußen von elf Prozent hinnehmen und in den USA wurde vor Börsenbeginn aufgrund hoher Verluste der Handel in Futures zeitweise ausgesetzt. Sowohl die Finanzmarktkrise, aber auch die Furcht vor einer hierdurch ausgelösten globalen Rezession forderten erneut ihren Tribut.

Die Rezessionsangst hat gerade auch an den Emerging Markets zu erheblichen Kursverwerfungen geführt. Asien beispielsweise muss aufgrund seiner Exportabhängigkeit die Wachstumsträume zunächst einmal aufgeben. Analysten sind bereits dazu übergegangen, die BIP−Prognosen teilweise deutlich nach unten zu revidieren. An den Aktienmärkten wurde dies kräftig abgestraft. So musste etwa der MSCI Index Far East (ex Japan) im Wochenvergleich Einbußen von rund 15 Prozent hinnehmen. Aber auch in Osteuropa sind die Folgen der makroökonomischen Belastungen zu sehen. Mit Russland an der Spitze kam es hier ebenfalls zu kräftigen Kursrückschlägen. Die Wochenbilanz fiel mit Verlusten in dem für die Region maßgeblichen MSCI Index von nahezu 21 Prozent deutlich negativ aus. Hinzu kommt, dass die Währungen sowohl in Asien als auch in Osteuropa unter massivem Abwertungsdruck stehen. Anleger flüchten verstärkt in den als sicher angesehenen US−Dollar.

Dass die Furcht vor einem Konjunkturabsturz nicht unbegründet ist, zeigt sich an den jüngsten Zahlen. So ist etwa in der Eurozone der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie im Oktober unerwartet kräftig gesunken. Die britische Wirtschaft ist im dritten Quartal mit −0,5 Prozent weitaus stärker geschrumpft als erwartet und in den USA spiegelt sich unter anderem in dem drastisch gefallenen Verbrauchervertrauensindex das düstere Konjunkturbild wider. Beiderseits des Atlantiks denken die Regierungen mittlerweile über Konjunkturprogramme nach.

Noch kein Ende der Finanzmarktkrise in Sicht

Was die Rezessionsängste in jüngster Zeit so dramatisch verstärkt hat, ist die nicht enden wollende Finanzmarktkrise. Trotz aller Hilfsmaßnahmen der Regierungen und Notenbanken ist noch keine Entwarnung zu geben. Der Bankensektor steckt weiterhin in einer tiefen Vertrauenskrise.

In Europa bestand zunächst Erleichterung darüber, dass die einzelnen Staaten zügig ihre jeweiligen Programme zur Stabilisierung des Finanzsystems verabschiedeten. Die Freude währte jedoch nicht lange. Schon bald kamen Zweifel auf, ob diese Hilfsmaßnahmen letztlich greifen und inwieweit Banken die Rettungspakete in Anspruch nehmen werden oder nehmen müssen. Hier in Deutschland zeigte sich, dass die großen Institute eine ausgesprochen zögerliche Haltung an den Tag legen, sich vom Staat unter die Arme greifen zu lassen. Bislang haben lediglich drei Landesbanken − die Bayern LB, die West LB und die HSH Nordbank − ihre Bereitschaft signalisiert.

In den USA hingegen müssen sich die vom Staat benannten Banken aus dem Rettungspaket bedienen, um so ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Darüber hinaus greift die Regierung immer wieder helfend mit Geldspritzen in das Geschehen ein. So beispielsweise bei der am Wochenende bekannt gewordenen Übernahme der angeschlagenen National City Corp. durch PNC Financial Services Group für 5,2 Milliarden US−Dollar.

Quartalsberichte eher enttäuschend

Die Q3−Berichtssaison ist bislang eher enttäuschend verlaufen. Insbesondere sorgt für Verstimmungen, dass die Unternehmen ihre Ertragsprognosen nach unten revidieren. Auch hier ein Bild, in dem sich die Konjunkturabflachung deutlich widerspiegelt. So sind es nicht nur die Banken, sondern gerade auch Industrieunternehmen wie Boeing, AT&T oder Texas Instruments, die vorsichtig in die Zukunft blicken. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch Analysten ihre Schätzungen zurücknehmen. Für die im S&P 500 gelisteten Firmen sind mittlerweile die Q3−Gewinne um durchschnittlich elf Prozent gesenkt worden, während es Anfang Oktober nur ein Minus von knapp drei Prozent war.

Insbesondere aus dem Automobilsektor kommen entmutigende Nachrichten. Dabei machen nicht nur die großen US−Automobilbauer General Motors, Ford und Chrysler negativ auf sich aufmerksam. Auch europäische Automobilfirmen haben nun mit deutlichen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. So musste etwa Daimler erneut die Gewinnprognose für dieses Jahr senken und wird für fünf Wochen die Produktion einstellen. Außerdem setzt das Unternehmen das Aktienrückkaufprogramm aus. BMW und Opel werden ebenfalls vorübergehend Werke schließen. Alles in allem wenig schöne Aussichten.

Ausblick

In der laufenden Handelswoche stehen auf beiden Seiten des Atlantiks zahlreiche Konjunktur− und Ertragszahlen an. Von besonderer Bedeutung ist zudem die geldpolitische Sitzung der FED. Marktteilnehmer erwarten allgemein, dass die US−Notenbank die Leitzinsen erneut senken wird.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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